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Auch die kreativen Köpfe hinter «Dredd», allen voran Drehbuchautor und treibende Kraft Alex Garland («The Beach», «28 Days Later»), wurden nicht müde, diese oftmals hohlen Worte stets zu betonen. Doch liegt der Fall des in dieser Woche in den deutschen Kinos startenden Actionfilms in der Tat etwas anders. So genießt die erste Verfilmung der innerhalb der Science-Fiction-Comicreihe «2000 AD» erscheinenden «Judge Dredd»-Comics einen zu Recht mehr als zweifelhaften Ruf. Zwar ist die bisweilen recht unterhaltsame Selbstironie der dystopischen Zukunftsvision mit Sylvester Stallone in der Titelrolle gerade aus heutiger Sicht unverkennbar. Doch bleibt der Film im Großen und Ganzen nichtsdestotrotz ein äußerst trashiger und alberner Adaptionsversuch, der vor allem Fans der Comicvorlage mit fehlender Werktreue vor den Kopf stieß. Insofern ist «Dredd» eine grundsätzliche Daseinsberechtigung nicht abzusprechen. Und in der Tat entpuppt sich der Film zweifellos als ein Beweis dafür, dass Remakes nicht per se etwas Schlechtes zu bedeuten haben. Mit kompromissloser Härte, abgebrühter Ernsthaftigkeit und einigen visuellen Leckerbissen lassen Regisseur Pete Travis («8 Blickwinkel») und Hauptdarsteller Karl Urban («Der Herr der Ringe», «Star Trek») Sylvester Stallones Judge Dredd mehr als alt aussehen. Dennoch ist auch ihr Werk keinesfalls frei von Mängeln.
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«Dredd» ist von vorne bis hinten ein düsterer, schmutziger und rauer Actionstreifen. Und damit erfreulicherweise weit entfernt von der ersten filmischen Adaption des als Vorlage dienenden Kultcomics. Tatsächlich hat die Neuverfilmung nur wenig mit dem Machwerk aus der Mitte der 90er Jahre gemein, was schon bei einem ersten Blick auf Ausstattung und Design mit der anfänglichen Kamerafahrt über Mega City One, die eine weitaus stärkere Nähe zu heutigen Großstädten aufweist, mehr als deutlich wird. Mit den oben genannten Attributen ist jedoch nicht nur der Film selbst, sondern auch schon seine gleichnamige Hauptfigur treffend beschrieben. Mit überspitzter Grimmigkeit und ohne Emotionen geht Judge Dredd äußerst effizient gegen Kriminelle aller Art vor. Dabei wird scheinbar ganz bewusst auf jeglichen Charakterhintergrund verzichtet, der in der Comicvorlage mehrfach zur Sprache kommt und auch im Mittelpunkt der Sylvester-Stallone-Version stand. Dredd tritt hier als die pure Verkörperung eines eiskalten Systems auf. Als Gegenpart wird ihm die Rekrutin Anderson an die Seite gestellt, die bei weitem (noch) nicht die fast schon unmenschliche Abgebrühtheit ihres Begleiters an den Tag legt und somit am ehesten noch als Identifikationsfigur, wenn nicht gar als eigentlicher Protagonist des Films dient.
Generell ist «Dredd» aber ohne Zweifel durch und durch von der Schnörkellosigkeit geprägt, die auch die titelgebende Figur auszeichnet. Auf unnötigen Ballast wurde weitestgehend verzichtet, was dem Film gleichermaßen vorgeworfen wie zu Gute gehalten werden kann. So lässt er auf der einen Seite vor allem angesichts der zurückgefahrenen und nur ab und an relativ subtil eingeflochtenen Gesellschaftskritik, die sich anhand des Szenarios anbietet, jegliche noch so dezente Tiefgründigkeit vermissen. Andererseits ist «Dredd» damit auch ein erstaunlich geradliniger Actionthriller, der allein schon von der rauen Atmosphäre seines Hauptschauplatzes zu profitieren weiß. So werden mit ein paar einleitenden Worten zu Anfang des Films wirklich nur die allernötigsten Hintergrundinformationen zur Filmwelt zum Besten gegeben, um dann kurz darauf schon direkt in die Vollen zu gehen. Und das weiß «Dredd» mit einigen fesselnden Actioneinlagen auch in der Tat über eine lange Zeit zu tun.
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Leider hat «Dredd» mit der herausgestellten Sequenz schon recht früh sein bestes Pulver verschossen. Zwar lassen es die Judges und ihre Widersacher auch im weiteren Verlauf noch ordentlich im Hochhaus krachen, doch ebben die Intensität, der Einfallsreichtum und somit auch die Spannung dessen nach hinten immer mehr ab, um schließlich gar in einem überraschend unspektakulären Finale zu münden, was gerade für einen Actionfilm der Marke «Dredd» den Gesamteindruck unnötigerweise wesentlich schmälert. Ein weiterer, ähnlich gearteter Zeitlupen-Shootout hätte hier eventuell noch einmal Wunder wirken können.
«Dredd» dürfte in erster Linie bei Fans der zu Grunde liegenden Comicreihe für Begeisterung sorgen. Zwar verzichtet der Film auf die Erläuterung des Hintergrunds der Titelfigur und spart auch mit Details zum dargebotenen Szenario, doch orientiert er sich in seiner Ausrichtung nichtsdestotrotz wesentlich stärker an der Vorlage als es der unsägliche «Judge Dredd» mit Sylvester Stallone tat. Gerade bei den Anhängern der Comics ist ohnehin davon auszugehen, dass sie natürlich mit allen Hintergrundinformationen mehr als vertraut sind. Doch auch die Nichtkenntnis dieser schadet dem Verständnis des sehr simpel gehaltenen Films keineswegs. So kann «Dredd» schon nach recht kurzer Einführung sein ansehnliches Actionfeuerwerk auf den Zuschauer loslassen. Dabei dürften vor allem die beeindruckenden (3D-)Zeitlupensequenzen im Gedächtnis bleiben. Da inhaltlich etwas an Potential verschenkt wird und die Spannung nach hinten zunehmend abbaut, wobei insbesondere das einfallslose Finale dem Rest nicht wirklich gerecht wird, bleibt die Comicverfilmung am Ende aber lediglich ein grundsolider harter Actionthriller mit vereinzelten inszenatorischen Ausbrüchen nach oben.
«Dredd» ist seit dem 15. November in vielen deutschen Kinos zu sehen.