Einst war NBC der unangefochtene Branchenprimus im Comedy-Bereich. Das kollektive Phänomen "Must See TV", das vor allem in den 90er Jahren solche US-Quotenhits wie «Seinfeld», «Frasier» und «Friends» hervorgebracht hat, ist mittlerweile aber völlig verblasst: NBC zeigt mittlerweile kaum Sitcoms, sondern vorrangig Single-Camera-Comedys, die zwar gute Kritiken erhalten, aber kaum Zuschauer. Selbst die einstigen Zugpferde «30 Rock» und «The Office» holen derzeit mit ihren jeweils letzten Staffeln nur noch katastrophale Quoten, ganz zu schweigen von Formaten wie «Parks & Recreation».
Nun will NBC seine Comedy-Strategie überdenken, wie Unterhaltungschefin Jennifer Salke in einem Interview mit "TV Guide" klarstellte. "Wir wollen einfach eine andere Marke werden. Einen begrenzten Markenanspruch im Sinne der Shows, die wir [als Altlasten, Anm.] geerbt haben und die nur eine begrenzte Zielgruppe erreichen, möchten wir nicht mehr." Anders ausgedrückt: NBC will weg von vergleichsweise anspruchsvollen Nischencomedys und zurück zur Masse. Genau deshalb hat man auch den geplanten «The Office»-Ableger «The Farm» mit Schauspieler Rainn Wilson fallen lassen, der sich bereits in der Entwicklung befunden hatte: "Wir lieben Rainn", so die Unterhaltungschefin. "Aber «The Farm» fühlte sich an wie ein Schritt hin zu einer noch schmaleren Zielgruppe dieser Donnerstags-Comedys. Eine sehr spezifische Zuschauergruppe hätte diese Sendung interessiert, und diese scheint zu klein für unsere Pläne. Wir versuchen uns an großen bahnbrechenden Ideen, die einzigartig sind und die mehr Leute vor die Fernseher einladen als nur die bisherigen."
Erste Auswirkungen der sich ändernden Comedy-Strategie sehen wir bereits: Das Format «Up All Night» wird derzeit in eine klassische Multi-Camera-Sitcom umgewandelt und darf sich im kommenden Jahr nochmals beweisen. Von der Serie «Guys with Kids» – der ersten Multi-Camera-Comedy seit Jahren von NBC – hat man kürzlich eine volle Staffel bestellt, trotz bislang magerer Quoten am Dienstagabend.