Hingeschaut

«ran»: Basketball für jedermann

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Der kabel eins-Übertragung am Sonntagmittag gelang das Kunststück, sowohl Fans als auch Laien für den Sport zu begeistern. Auch die sportliche Neutralität wurde weitgehend gewahrt.

Im deutschen Fernsehen ist es nicht immer leicht, das Publikum für Sportarten fernab des überaus populären Fußballs zu begeistern. Abgesehen von der Formel 1, einigen Wintersportübertragungen und Boxkämpfen bekannter Namen finden viele Sportarten nur auf Nischensendern statt, da eine wirklich breite Aufmerksamkeit außerhalb großer Turniere nur selten gegeben sind. Umso höher ist der mutige Schritt zu bewerten, dass sich kabel nun die deutsche Basketball-Bundesliga gesichert hat. Im Zuge der «ran»-Etablierung außerhalb des Fußballs wird man in Zukunft Spiele des FC Bayern München übertragen - ein großer Name, der jedoch im Basketball nur im Mittelfeld rangiert. Zum Auftakt beim Auswärtsspiel in Bamberg gelang es trotzdem, weitgehend neutral zu berichten und Sportexperten wie Gelegenheitszuschauer gleichermaßen abzuholen.

Zumindest an der später dominierenden Neutralität lässt jedoch zunächst die mit 15 Minuten recht dürftig bemessene Vorberichterstattung zweifeln, denn nach einer kurzen Begrüßung von Moderator Matthias Killing und Kommentator Frank Buschmann mitsamt des Versuchs, das unentschlossene Publikum mit spektakulären Ausschnitten vergangener Spiele zu ködern, steht zunächst der FC Bayern München im Fokus. Und spätestens in diesen Minuten offenbart sich, dass man ganz offensichtlich darum bemüht ist, Fans der Fußball-Abteilung dieses Vereins an die Übertragung zu binden. Neben einem Werbespot mit einigen Spielern des Fußball-Rekordmeisters gibt es auch ein Studio-Interview mit Manager Uli Hoeness zu bestaunen, während den Verantwortlichen der Basketball-Abteilung zunächst überhaupt keine Bühne gegeben wird. Negativ fallen hier vor allem die Tonprobleme während des Interviews ins Gewicht, denn die Interviewpartner sind in der Kulisse der Halle kaum zu verstehen.

Als jedoch der Anwurf näher rückt und die Bayern-Promo der sportlichen Berichterstattung rund um das an diesem Tag ausgetragene Spiel weicht, nimmt nicht nur die inhaltliche Qualität deutlich zu, sondern auch die Objektivität. Buschmann betont gleich zu Beginn seiner Arbeit die sportliche Überlegenheit der Brose Baskets und die damit einhergehende Außenseiterrolle der Münchener. In einer kurzen Einblendung der Taktiktafel werden in aller Kürze Spieler und Trainer beider Mannschaften vorgestellt, was für Sportfans sicher interessanter ist als für Laien, die wohl mit den wenigsten Namen etwas anfangen können. Da man sich jedoch sehr kurz fasst, dürfte ein Umschaltreflex bei letzteren sehr wahrscheinlich ebenfalls ausgeblieben sein.

Bereits vor Spielbeginn offenbart sich auch, was den meisten regelmäßigen Fernsehenden wohl ohnehin schon klar war: Der Kommentator ist kein Mann kleiner und bescheidener Worte. Mit etlichen Superlativen bestückt er seine Schilderung der Stimmung in Bamberg, auch einige Spieler bekommen von ihm das eine oder andere Attribut verpasst, das auch einem LeBron James oder Dirk Nowitzi durchaus schmeicheln würde. Mit dieser inflationären Nutzung gewisser Superlative mag er zwar manch einem tatsächlich suggerieren, dass er gerade Zeuge eines sportlichen Highlights wird, für den wahren Sportfan jedoch wirkt dies leicht übertrieben.

Doch kurze Zeit später rechtfertigt Buschi seinen Kultstatus bei vielen deutschen Basketballbegeisterten und kommentiert auf einem inhaltlich wie emotional beeindruckend hohen Niveau. Sicher ist das bis zur letzten Minute spannende Match hierbei auch sehr förderlich, doch die Begeisterung, die er selbst für diesen Sport besitzt, transportiert er perfekt zum Zuschauer - und ist damit fast schon ein Unikat zwischen vielen farblos vor sich hinnölenden und gerne regelrecht desinteressiert wirkenden Sportkommentatoren. Mit einigen Regelerklärungen komplettiert er seine durchweg gelungene Leistung innerhalb des Spiels und betont damit noch einmal das von Matthias Killing bereits im Vorfeld angekündigte Ziel, "eine Übertragung für 'alle' machen" zu wollen.

Erwartungsgemäß mau fällt hingegen die Berichterstattung während der Spielpausen aus, da diese schlicht kaum vorhanden ist. Stattdessen dominiert hier einmal mehr die Werbung, sodass es nur wenige Anreize für den Zuschauer gibt, auch während der Unterbrechungen am Ball zu bleiben. Dies ist kabel eins als Privatsender nur bedingt vorzuwerfen, da man hier zur Finanzierung dieses Events natürlich darauf bedacht sein muss, Einnahmen zu generieren. Dennoch kann hier leider kaum die Rede von einer inhaltlich substanziellen Performance sein, denn die wenigen Momente, in denen hier die Werbung durch Programminhalte unterbrochen wird, bestehen aus Zeitlupen von Spielszenen oder wenig erhellenden Kurzinterviews.

Alles in allem kann man der Bundesliga-Berichterstattung von kabel eins aber eine gute Bewertung geben, auch wenn die Unterschiede zum Basketball-Partner Sport1 eher marginal ausfallen. Die Einbindung der wenig versierten Zuschauer ist gut gelungen, Killing macht einen recht zurückhaltenden, aber soliden Eindruck als Moderator und mit Frank Buschmann wird ohnehin fast jedes Spiel zu einem kleinen Erlebnis. Die Dominanz des FC Bayern ist nur in den ersten Minuten vor Spielbeginn gegeben, ansonsten bemüht man sich um sportliche Neutralität. Ob «ran» hiermit für einen echten Basketball-Boom in diesem Land sorgen kann, darf dennoch bezweifelt werden. Doch wenn man für den Mut, Sport fernab des Fußballs zu zeigen, zumindest mit akzeptablen Einschaltquoten belohnt wird, ist den Verantwortlichen schon für einen verdienten Erfolg zu gratulieren.

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