
Knapp 600 Kilometer liegen zwischen der Sky Deutschland-Zentrale in München und der RTL-Mediengruppe in Köln. Das entspricht etwa zwei Grand Prix-Distanzen. Bis 2015 hält RTL die Free-TV-Rechte, wo sich der Großteil der Fans die Rennen anschaut. Das Team rund um Florian König verlängerte die Verträge ebenfalls um mehrere Jahre. Trotz seines neuen Mercedes-Engagements ist Niki Lauda weiterhin dabei. Der Ex-Formel 1-Fahrer wird zukünftig auch im Vorstand des Mercedes-Formel-1-Teams sein. Einen Interessenkonflikt gäbe es laut RTL und Mercedes nicht: Ausgewogene Experten-Analysen seien weiterhin sichergestellt, wie beide Arbeitgeber des Ex-Rennfahrers beteuern. Trotz leichten Zuschauerrückgängen im Vergleich zu Michael Schumachers Weltmeisterjahren, ist RTL an Grand Prix-Wochenende eine hohe Zuschauerzahl fast garantiert. Der knappe WM-Stand zwischen Sebastian Vettel und Fernando Alonso dürfte dazu ebenfalls beitragen haben.

Obwohl das Pay-TV in Deutschland zu kämpfen hat, scheint der F1-Trend weltweit aber immer mehr zum Bezahlfernsehen zu gehen: In Großbritannien zeigt die BBC nur die Hälfte aller Rennen live. Der öffentlich-rechtliche Sender überträgt damit zehn Rennen nur zeitversetzt. Für Fans, die jeden Grand Prix live erleben möchten, bleibt nur der Pay-TV-Sender BSkyB. Als Experte ist der ehemalige Rennfahrer Martin Brundle dabei. Ex-McLaren-Fahrer David Coulthard bleibt Experte der BBC. In den USA verdrängt 2013 die NBC Sports Group nach 17 Jahren den Sender FOX von der Pole Position und überträgt damit in den nächsten vier Jahren die Formel 1 in den USA, wo die Rennklasse bisher keinen so hohen Stellenwert wie hierzulande in Europa genießt. Dennoch ist der riesige US-Markt für die Hersteller unverzichtbar, obwohl selbst das US-Heimrennen regelmäßig auf der Kippe steht. Dies wird sich vermutlich nicht so schnell ändern: Denn der neue Sender NBC

Im Ferrari-Heimatland hat sich Sky Italia die exklusiven Übertragungsrechte ab 2013 gesichert: Der Bezahlsender zeigt damit elf der insgesamt 20 Rennen exklusiv im italienischen Fernsehen. Beim frei empfangbaren Sender RAI laufen acht Rennen parallel live, darunter auch der Große Preis von Italien. Alle Highlights können die Tifosi dennoch ohne Sky-Abo genießen. Ähnlich wie RTL und Sky Deutschland, kämpft auch Sky Italia mit dem Free-TV-Sender RAI enorm um Zuschauer. Um den Pay-TV-Kunden mehr Exklusivität zu bieten, soll der Medienmogul Rupert Murdoch laut Branchenschätzungen angeblich rund 65 Millionen Euro pro Saison für diesen TV-Deal investiert haben – halb so viel wie der Free-TV-Sender RAI.
Formel 1-Boss Bernie Ecclestone gab bereits zu, dass womöglich auch andere TV-Kernmärkte auf diese Weise gesplittet werden könnten. Ganz auf das Free-TV wolle die Königsklasse aber auch zukünftig nicht verzichten. Immerhin drohten dann die Reichweiten zu sinken, was weder Teams noch Sponsoren glücklich machen dürfte. Davor warnte nicht nur der BBC-Experte und Ex-Rennfahrer Martin Brundle die Verantwortlichen bereits öffentlich. Unterdessen sei Sky Deutschland zuversichtlich, dass es zeitnah eine Pay-TV-Entscheidung gäbe – neben dem bestehenden Free-TV-Vertrag. Alles andere erscheint auch eher überraschend in dem TV-Land, aus dem der aktuelle Weltmeister kommt.
Quotenmeter.de-Tipp: Wer sich die Arbeit des britischen Bezahlsenders im Nachgang des brasilanischen Grand Prix ansehen will, dem sei folgendes Video empfohlen.