Inhalt
Marty Kaan ist Teil von Galweather & Stearn, der zweitgrößten Unternehmungsberatung der USA – und er bringt das volle Paket an Skrupellosigkeit mit, das für diesen Beruf notwendig ist. Doch nicht nur beruflich hat er den Dreh raus, wie man jemandem einredet, von einem abhängig zu sein, auch privat ist er wie ein Parasit und nutzt aus, wen er nur kann. Er hat hemmungslosen Sex mit seiner Ex, wickelt Striptease-Tänzerinnen um den Finger und spielt sich als jemand auf, dem die Welt Untertan ist. Aber der berufliche Erfolg gibt ihm Recht – nicht umsonst folgen ihm seine Arbeitskollegen auf Schritt und Tritt. Martys neuster Auftrag: Er und sein Team sollen MetroCapital als Kunden an Land ziehen, ein Immobilienunternehmen, das aufgrund seiner dreisten Ausbeutung der wirtschaftlichen Situation einen massiven Imageverlust erlitt. Marty ist überaus zuversichtlich, rechnet allerdings ebenso wenig mit der Reizbarkeit der ewigen Nummer zwei bei MetroCapital wie mit dem Aufkreuzen seiner ihm in Sachen Gerissenheit gleichkommenden Ex-Frau ...
Darsteller
Don Cheadle («Iron Man 2») als Marty Kaan
Kristen Bell («Veronica Mars») als Jeannie Van Der Hooven
Ben Schwartz («Parks and Recreation») als Clyde Oberholt
Josh Lawson («Chandon Pictures») als Doug Guggenheim
Dawn Olivieri («Heroes») als Monica Talbot
Donis Leonard Jr. («The Fresh Beat Band») als Roscoe Kaan
Glynn Turman («Super 8») als Jeremiah Kaan
Kritik
Wenige Sekunden nach Beginn der ersten Episode «House of Lies» dürfte schon jedem erfahrenen Fernsehzuschauer auffallen, dass es sich dabei um eine US-Kabelserie handelt. Nach einer äußerst üblen Nacht liegen Protagonist Marty Kaan und seine Ex nackt, umschlungen und ohne auch nur von einem Fitzelchen Stoff bedeckt zu sein, auf seinem protzigen Bett mitten in seiner modernen Loftwohnung. Nackte Haut, noch bevor ein einziges Wort gesagt wurde. Und im weiteren Verlauf gibt es noch mehr Hintern und Brüste zu sehen – Premiumfernsehen für ein erwachsenes Publikum kann einfach nicht ohne. Doch während zunehmend mehr Kabelserien vergessen, dass sie zwar von den prüden Fesseln des Network-Fernsehens losgelöst sind, es letztlich aber primär um gutes Erzählen gehen sollte, denn ums schlichte Brechen von Network-Tabus, hat «House of Lies» mehr als den bloßen Schauwert zu bieten.
Stattdessen bietet die Dramedy schon mit ihren ersten Atemzügen einen kräftigen Seitenhieb auf die oberflächliche Welt der abgezockten Finanz- und Imageschieber (sowie auf das Bild, das der Normalbürger von ihnen hat): Natürlich hat eine Ikone der Unternehmensberatung dreckigen, emotionslosen Sex, bei dem er seine Partnerin in die Besinnungslosigkeit manövriert – welche Art von Sex sollen „die da“ denn sonst haben? In Zeiten der Finanzkrise kommt «House of Lies» mit einer das Publikum augenzwinkernd ansprechenden Mischung aus Abscheu und Neid vor den Wirtschaftsmachthabern daher – und stellt somit das in der Gegenwart spielende Gegenstück zu «Mad Men» über Halsabschneiderei, Sex und Trug in der Werbebranche der 60er dar.
Hedonisten dabei zuzusehen, wie sie ihre Weltanschauung mit kühlem Kopf und glühendem Erfolg ausleben, kann im Reinformat auf Dauer ermüdend werden. Ist es bei «Mad Men» das Storytelling und inbesondere das Flair der Serie, das aus der Hedonistenbeschauung einen Fernsehspaß macht, so ist es bei «House of Lies» der für eine Dramedy ungewöhnlich spritzig-knallige Humor. Rund um die Promiskuität der Hauptfiguren erzeugen die Serienmacher und die allesamt mit feschem komödiantischen Timing auffallenden Darsteller viel Situationskomik, die neben dem zynischen Blick auf Wirtschaftsamoralität eine willkommene auflockernde Funktion erfüllt.
Ein weiteres wichtiges Element der Serie sind die Momente, in denen Don Cheadles Serienfigur die Szene anhält und dem Zuschauer Kommentare zum aktuellen Geschehen reindrückt. Dieses unter anderem aus «Ferris macht blau» und «Malcolm mittendrin» bekannte Stilmittel sorgt in «House of Lies» zwar für ein paar leicht verdiente Lacher, wirkt allerdings auch aufgezwungen. «House of Lies» ist in seiner Darstellung seiner Figuren zweigleisig, weshalb die kurzen Augenblicke der Selbstreflexion der Hauptfigur nur dann angebracht wären, würden sie zynischere Fremdkommentare über ihr Verhalten einsichtige Gegenargumente entgegenstellen. So hingegen schieben sich die Perspektivenwechsel hingegen nur für Standardsprüche dazwischen und bringen den Tonfall der Serie in ein leichtes Ungleichgewicht.
Dies trübt jedoch nicht den guten Eindruck, den Cheadle als selbstverliebter Lebemann mit sehr dünn gesäten Anflügen von Menschlichkeit hinterlässt. In der Pilotfolge macht neben ihm hauptsächlich nur Kristen Bell – die sich nach einigen mäßigen Kinofilmen endlich wieder im facettenreichen Mienenspiel übt – auch schauspielerisch auf sich aufmerksam. In den Folgeepisoden rückt das restliche Ensemble aber etwas stärker ins Rampenlicht und verhilft «House of Lies» bei seiner Entwicklung zur peppigen wie dramatischen Hedonisten-Sitcom.
«House of Lies» ist ab dem 29. November immer donnerstags ab 21.10 Uhr auf AXN zu sehen.