Inhalt
Sabine Meister fühlt sich manchmal so, als lebe sie bloß in einer WG statt in einer funktionierenden Familie. Für ihre Probleme am Arbeitsplatz interessiert sich niemand – ebenso wenig sprechen ihr Mann oder ihre Kinder über ihre jeweiligen Sorgen. Dabei kommt in der Familie Meister genug zusammen, mit dem man ganze Familien-Krisensitzungen füllen könnte: Ihr Ehemann Jakob wird in seiner Zahnarztpraxis unentwegt von seiner Assistentin angebaggert, Sohnemann Carsten hält sich für ein Gesangstalent (obwohl er kaum einen Ton trifft) und ist obendrein an der Schwelle zur Pubertät und Tochter Julia leidet unter mangelndem Selbstbewusstsein. Sabines Vater Paul wiederum hat einen regelrechten Hass auf seinen Schwiegersohn, redet ihn bei jeder Gelegenheit schlecht und lebt seine Kontroll- und Rebellionssucht zu den unpassendsten Momenten aus. Während die Konflikte in der Familie überkochen zu drohen, fährt Jakob eine junge Frau an, die bei der Verfolgungsjagd mit einem Dieb unvorsichtig auf die Straße rennt. Da die Weltenbummlerin Penny nun über keine Papiere und kein Geld verfügt, quartiert sie sich kurzerhand bei Familie Meister ein, die sie mit ihrer offenen Art völlig umkrempelt ...
Darsteller
Ann-Kathrin Kramer («Das Duo») als Sabine Meister
Stephan Kampwirth («Die Chefin») als Jakob Meister
Marija Mauer («Fleimming») als Julia Meister
Finn Honold («Die Pfefferkörner») als Carsten Meister
Dietrich Hollinderbäumer («Pastewka») als Paul Rademacher
Kathrin Heiß («Ein Weihnachtslied») als Penny Sturm
Kritik
Die wundersame Fremde erzieht und repariert eine ach-so-normale Familie, bei der sich die Alltagsprobleme bis zur Decke stapeln – die seichte ZDF-Montagskomödie könnte ebenso die gestutzte Fassung einer gesamten Staffel einer erschreckend klischeehaften, uninspirierten Sitcom. In bloß 90 Minuten drängeln sich in dieser keinerlei Spannungsbogen aufweisenden Familienkomödie ausgelutschte Sitcom-Plots wie „Die Familie lehnt den Besuch einer fremden Person ab, den die sozial überengagierte Mutter gestattet hat“, „Talentshow in der Schule des untalentierten Sohnes“, „Wir haben das Haustier einer Bekannten verloren und gegen ein ähnlich aussehendes ausgetauscht“ und „Töchterchen wird selten angeflirtet und will sich deshalb äußerlich radikal verändern“ dicht an dicht. Und wie es das Lehrbuch des unoriginellen Drehbuchschreibens diktiert, ist in sämtlichen Geschichten die intelligente, attraktive, lebenskluge und offene Fremde essentiell für die Lösung der zentralen Filmfamilie.
Die von Familienvater Jakob angefahrene Weltenbummlerin Penny Sturm ist keine greifbare Figur, sondern eine Ansammlung an Superlativen. Sie ist verständlich für den Autounfall, hat auf ihren Weltreisen genug erfahren, um für jede Situation einen besonnenen Spruch parat zu haben und zielsicher weist sie jeden in der Familie Meister auf seine Charakterschwächen hin. Selbst wenn diese Story nicht schon im Dutzend erzählt worden wäre, wäre «Alles bestens!» ein mieses Beispiel für diese Form von kuriosen Familiengeschichten, da diese ZDF-Komödie besonders repetitiv ist und trotz der Vielzahl an mitunter auch ernsten Themen nie eine Fallhöhe entsteht. Dafür kommen sämtliche Subplots zu kurz, darüber hinaus werden sie allesamt überaus leichtfüßig dargestellt – wodurch die Ansammlung an aktuellen und altbekannten Familienkrisen komplett an Bedeutung verliert. Zum Beispiel: Der Familienvater, ein lieber, leicht trotteliger Spießer, wird in seiner Zahnarztpraxis sexuell belästigt – aber seine Assistentin macht ihm nur unangebracht schöne Augen und knutscht einmal seinen Hemdkragen ab. Dem Zuschauer wird durchweg vermittelt, dass er niemals fremdgehen würde, auch Hauptfigur Sabine (von einer völlig unterforderten Ann-Kathrin Kramer in 90 Prozent der Szenen mit der ewig gleichen Mitleidsmiene dargestellt) weiß, dass er ein Lamm von einem Mann ist. Dennoch wirft sie ihn zwischenzeitlich aus dem Haus, selbst nicht wissend, weshalb es nötig ist. Da war die Drehbuchfee der konstruierten Handlungswandlungen am Werk – und die hatte bei «Alles bestens!» ihre Finger noch einige weitere Male im Spiel.
In der Klischeeansammlung ohne jegliche Konsequenzen, in der Pointen durch seichte Abwandlungen dramatischer Familienstreitigkeiten ersetzt werden, kann einzig Dietrich Hollinderbäumer überzeugen, der im Grunde seiner «Pastewka»-Rolle mit seiner «heute show»-Persona vereint und damit einige nette Schmunzler erzeugt. Davon abgesehen macht «Alles bestens!» bloß eins: Lust, nochmal seine Lieblingssitcom zu sehen und sich daran zu erinnern, dass massenhafte pointierte Familienkrisen tatsächlich witzig und charakterstark sein können.
«Alles bestens!» ist am Montag, dem 10. Dezember 2012, um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.