Mit dem neuen Gamepad lässt sich nicht nur spielen, sondern auch das TV-Gerät steuern. Es ist so kinderleicht und intuitiv wie nie zuvor. Ich steuere meinen Fernseher nicht mehr über die Fernbedienung, sondern lasse einen Elektronikkonzern aus Japan zwischen mir und die Inhalte. Immer mehr Tablets und spezielle Boxen wollen sich zwischen TV-Gerät und Nutzer schalten. Es scheint die endgültige Lösung für den Konsumenten zu sein. Über ein Touchpad den Fernseher mit Gesten und bald Sprache steuern. Ein iPad liegt sowieso meist im Wohnzimmer auf dem Couchtisch. Es erweitert somit die Möglichkeiten auf dem großen Bildschirm und ist selbst für Kinder leicht zu bedienen.
Es herrscht Krieg im Wohnzimmer. Smartphones entwickeln sich momentan kaum weiter. Die Prozessoren werden schneller, aber die Apps funktionieren auch auf älteren Geräten. Innovation findet man bestenfalls in der Auflösung und Größe der Bildschirme. Tablets stottern ebenfalls bei der Revolution. Jedes Tablet kann auf Facebook zugreifen, hat einen Browser und empfängt Mails. Wo ist der nächste Schritt? Vernetzung. Das Wohnzimmer. Das Wohnzimmer als Schlachtfeld? Vielmehr ist es der Bildschirm im Wohnzimmer. Der alte Fernseher ist reif für einen Krieg. Nur wer kämpft? Etliche Parteien. Apple kündigt schon unterschwellig einen eigenen Fernseher an, Microsoft und Sony peppen ihre Konsolen mit immer mehr TV-Diensten auf, Streaming-Boxen gibt es für 70 Euro und nun steigt auch Nintendo in den Ring. Dem aber nicht genug. Die Hersteller von TV-Geräten mischen selbst ebenfalls mit. Samsung und andere Hersteller bieten intelligente Fernseher an. Skype und Apps schon ab Werk. Google möchte am liebsten auf jedem Fernseher sein angepasstes Android-Betriebssystem laufen sehen.
Momentan ist es ein völliges Chaos. Familie X hat ein AppleTV, Familie Y einen brandneuen Fernseher mit Apps und Rob Vegas ein Nintendo und ein AppleTV mit dem TV gekoppelt. Oft überschneiden sich überdies die Angebote. Ich kann über AppleTV auf YouTube zugreifen und über die Spielekonsole ebenfalls. Was nutze ich? Welches Gerät gewinnt die Schlacht um alle Dienste? Bislang gibt es da keinen erkennbaren Sieger und nicht jeder Kunde wird zudem einen eigenen Fernseher von Apple kaufen. Kabelsalat. Kein Gerät gewinnt momentan den Krieg. Wahrscheinlich wird sich die Gesellschaft irgendwann einfach auf bestimmte Grundfunktionen fokussieren. Man will über jede Box und jedes System Zugang zu YouTube, Mails und Spiele spielen können. Ich kenne den Konsens heute noch nicht. Er wird sich entwickeln.
Es zeichnet sich aber entgegen der ganzen Vermutungen ein klarer Verlierer ab. Das lineare Fernsehen als einzige Auswahl auf der Fernbedieung wird durch jeden zusätzlichen Dienst bedroht. Warum? Ich nutze meinen Fernseher nicht mehr für das Programm der Sender. Ich nutze den Bildschirm. Als Abspielfläche für Apps, Internetseiten und Dienste wie YouTube. Jede Minute Zeit auf YouTube am Fernseher geht dem klassischen Fernsehen als Quote verloren. Es konkurriert nicht mehr nur Lanz gegen Gottschalk. Es konkurriert das ZDF gegen Facebook auf dem Fernseher. Wie oft verbringen junge Leute schon ganze Abende damit sich lustige Videos auf YouTube zu zeigen? Es ist nicht nur YouTube. Es sind Spiele und Dienste. Wirklich jede Minute mit den neuen Möglichkeiten ist eine Minute weniger klassisches Fernsehen.
Und wer verkaufte bislang Werbung auf dem Fernseher? Die Sender. Man nennt es auch Fernsehwerbung. Wer kann heute Werbung verkaufen? Google schaltet einfach Werbung vor seine Clips. Das ist dann eine neue Art der Fernsehwerbung. Viele Journalisten liebten es bislang, mich nach einer TV-Zukunft zu fragen. 2007 waren das noch Träume der YouTuber. Heute interessiert es mich und die anderen Inhalteanbieter nur noch sekundär. Wir laufen bereits im Fernsehen. Nicht im klassischen Fernsehen auf einem Sender, sondern auf diesem Bildschirm. Da gibt es keinen Unterschied mehr. Bestenfalls in der Finanzierung und der Hilfe bei der Produktion.
Wir stehen momentan mitten in einer brachialen Zeitenwende. Der Fernseher wird zum Computerbildschirm. Kauft morgen Apple die Rechte an der Bundesliga, so schaut man es halt über AppleTV. Das ist dem Kunden vollkommen egal. Er ist es bereits schon jetzt gewohnt Guthaben im REWE als Karte zu kaufen. Ich sehe mittlerweile gestandene Mütter, welche iTunes-Karten auf dem Dorf kaufen. Diese neue Normalität und die starke Veränderung der Nutzung von TV-Geräten wird extremen Einfluss auf das lineare Programm und die Sender dahinter haben. Es geht nicht mehr um FreeTV und PayTV. Es geht um die Definition des Geräts. Mit jedem Monat und jeder Box bei den Familien daheim am HDMI-Eingang wird die Konkurrenz für das lineare Fernsehen größer.
Ich kann Ihnen dazu nicht einmal ein Fazit anbieten. Viel zu viel Nebel ist dafür gerade im Wohnzimmer und niemand von uns kennt die Zukunft. Eines ist aber glaube ich sicher. Die klassischen Regeln und die Macht der Sender gelten schon jetzt nicht mehr. Vielleicht sind da die momentanen Abgänge von Showtitanen wirklich kein Zufall. Es endet ein komplettes Fernsehzeitalter. Vielmehr hat ein neues Zeitalter schon längst begonnen und wir sind mitten im Krieg.
Ihr
Rob Vegas