Die Wochenschau

Buhrows Bonn

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Der «Tagesthemen»-Anchor setzt die ehemalige Hauptstadt herab und ProSiebenSat.1-Stars die Feiertage. Alles ganz wichtig: Keine Sentimentalität bei Illner-Abschied! Mathias Döpfner ist wichtigster Medienmann! Raakers kritisiert Patriarchat! Gegen Eisglätte ZDF gucken! WDR hat brandheiße Bombenfund-Infos!

50. KALENDERWOCHE 2012

SONNTAG - 9. Dezember
Kleine Mädchen und ihre Abschiede
Eigentlich sollte dieser Abschnitt ja vom Abschied von Maybrit Illner am Sonntagabend beim «heute-journal» handeln, doch den kann man ganz schnell abhandeln: Es fiel kein Wort über ihre letzte Sendung, sondern sie schüttelte und hielt lediglich im Abspann zusammen mit Gausula Gundel Händchen. Wie zwei kleine Mädchen. Ein anderes kleines Mädchen konnte sich bereits mittags verabschieden, denn im «Presseclub» war doch tatsächlich, obwohl die Zeitung zwei Tage zuvor eingestellt wurde, noch mit Claudia Kade eine letzte Redakteurin der Financial Times Deutschland zu Gast. Moderator Volker Herres beklagte das Aus. Kade nicht.

MONTAG - 10. Dezember
Der Döpfner ist der Wichtigste
Axel Springer-Vorstandschef Dr. Mathias Döpfner ist die wichtigste Medienperson 2012. Meinen zumindest gut 1200 Befragte aus Medien- und Kommunikationswirtschaft in einer Umfrage des Hamburger Magazins new business, deren Ergebnis Montag verkündet wurde. Die Redaktion hatte im Vorfeld zusammen mit nicht näher benannten Experten eine Liste mit 137 Personen aus allen Mediensparten zur Auswahl erstellt. Döpfner gelte dabei als wichtiger Hoffnungsträger im digitalen Wandel der Medien. So? Erscheint die BILD dann etwa bald nur noch als iPad-App? Auf Platz zwei landete Verleger Prof. Dr. Hubert Burda. Ein BAMBI dafür!

DIENSTAG - 11. Dezember
Buhrows Bonn
Als Großstädte gelten gemeinhin alle Orte mit mindestens 100.000 Einwohnern. In der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn leben knapp 330.000 Menschen. Insofern müsste sie also eindeutig als Großstadt durchgehen. Nicht so bei Tom Buhrow. In den «Tagesthemen» am Dienstag sprach er davon, dass man Terroranschläge "eigentlich in Hauptstädten oder zumindest Großstädten" erwarte, "aber der neueste Terroralarm wurde in Bonn ausgelöst". Also bitte! Man darf doch wohl von ARD-Nachrichtenmoderatoren noch erwarten, dass sie über die Ausmaße von wichtigen Städten bescheid wissen. Troisdorf ist dabei ausgenommen.

MITTWOCH - 12. Dezember
Patriarchat in deutscher TV-Unterhaltung
In der aktuellen Ausgabe des Mode- und Klatschmagazins GRAZIA äußert sich Judith Raakers kritisch über die männerdominierte Unterhaltungsbranche im deutschen TV. Im Zuge der Moderation ihrer neuen Show «Einfach magisch» freute sich die «Tagesschau»-Sprecherin, dass für die Zaubersendung endlich mal eine Frau angefragt wurde. Den meisten Leuten würden ja sofort nur Kerle einfallen, die die Sendung hätten moderieren können. Vielleicht, Judith! Aber einigen Menschen wären bestimmt auch noch andere, besser geeignete, Frauen in den Sinn gekommen. Womöglich erwartet uns bald eine Frauenquote für Fernsehsender...

DONNERSTAG - 13. Dezember
Wie ProSiebenSat.1-Stars feiern...
Welchen deutschen Fernsehzuschauer interessiert es bitteschön schon nicht brennend, wie die Mattscheibengesichter der ProSiebenSat.1-Familie die Festtage verbringen?! Da dürfte es eigentlich niemanden geben. Folgerichtig haute die Deutschland GmbH am Donnerstag die heiß ersehnten Infos raus: Andrea Kaiser begeht den Jahreswechsel unter Palmen am Strand, Henning Baum ist es scheißegal, was zu Weihnachten auf den Tisch kommt - Hauptsache es ist ganz... nee... Gans. Uli Meyer hat eigentlich immer Hasenbraten gegessen, weiß aber noch nicht, wo er ihn dieses Jahr herbekommt und Andreas Türck entspannt in Asien. Wahnsinn!

FREITAG - 14. Dezember
ZDF gucken gegen Eisglätte
Freitag taute der Schnee durch viel Regen in weiten Teilen des Landes bekanntlich langsam weg. Glatteis entwickelte sich als Folge. Auf so etwas Gefährliches muss natürlich in jeder guten Nachrichtensendung hingewiesen werden. So auch im «heute-journal». Kay-Sölve Richter brachte im zweiten Überblicksblock den Warnhinweis an die Zuschauer heraus und verlas fleißig alle Bundesländer, in denen Glatteis herrschte. Sie fügte an: "Falls Sie in den kommenden Stunden dort nicht unbedingt Autofahren müssen, bleiben Sie am besten, wo Sie sind! Schauen Sie lieber noch ein bisschen ZDF, zum Beispiel." Gutes Beispiel! Zufällig.

SAMSTAG - 15. Dezember
Heiße Infos zum Bombenfund
Letzte Woche hatte "Die Wochenschau" noch die neue Initiative des WDR zur Stärkung von investigativer Berichterstattung vorgestellt. Diese Woche können schon erste Erfolge vermeldet werden: Samstag hat der Sender aus Sicherheitskreisen heiße Infos zum Bonner Bombenleger herausgepresst! Der Mann soll aus dem nordrhein-westfälischen Langenfeld kommen! Unglaublich! Zudem suchen die Ermittler laut WDR-Informationen mindestens drei Tatverdächtige! Noch unglaublicher! Also schon alleine für solche Erkenntnisse hat sich die Initiative doch mehr als gelohnt. Das hätte ja sonst nie jemand herausgefunden. Gute Arbeit!


Gleich zweimal hat uns in dieser Woche die ehemalige Bundeshauptstadt beschäftigt. Und beide Male waren ARD-Sender daran beteiligt. Das Erste und der WDR. Kein Wunder, denn die haben beide 1963 doch auch den «Bericht aus Bonn» ins Leben gerufen und sind deshalb praktisch Experten dafür. Merkt man ja auch ganz deutlich. Woran liegt es? Nun, vielleicht an einem Patriarchat in der ARD-Aktuell-Abteilung? Da würde es dann wohl auch nichts mehr bringen, wenn Herr Döpfner den Retter spielt und sie managt. Beim ZDF macht man derweil vor, wie es geht, bleibt sachlich und betreibt unterschwellig Eigenwerbung. ProSiebenSat.1 kümmert sich hingegen gar nicht um Nachrichten, sondern lieber um Weihnachten. Typisch.

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