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Irgendwie hat jeder einen Film, der ihm immer in den Tagesplan passt. Der nicht schlecht wird, egal wie oft man ihn gesehen hat und egal, wie viele Fehler der Streifen hat. Und der einen ganz besonders gefangen nimmt/begeistert/in Sicherheit wägt. Einen Film, der an eine Zeit erinnert, in der man ihn gesehen hat und der ihm diese wohlige Wärme gibt, das alles gut ist. So lange es solche Filme gibt, kann noch so viel Müll in die Kinos gespült werden. Es gibt Hoffnung! Denn Johnny tanzt immer den letzten Tanz der Saison.
Doch was lockt den Fernsehsüchtling, der eh schon alles gesehen hat, an Heiligabend vor die Glotze? Oder den Fernsehmacher, der vom standardisierten Programmschema gelangweilt ist und satt auf der Couch hängt, um nach der Bescherung noch etwas für die Bildung zu tun? Die ein- oder andere Heimvideo-Veröffentlichung der zurückliegenden Wochen bietet sich hier ganz wunderbar an.
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Es hätte aber auch alles so schön sein können für Newcomer Taylor Kitsch. Gleich in zwei Mega-Blockbustern spielte er 2012 die Hauptrolle. Und beide schafften es nur mit Ach und Krach, ihre Budgets wieder einzuspielen. Was wohl bedeuten wird, dass Kitsch erst einmal wieder kleinere Brötchen backen muss. Hallo Arthouse. Wobei man zu seiner Ehrenrettung sagen muss, dass es nicht an Kitsch lag, dass «John Carter» und «Battleship» an der Kasse Probleme hatten. War bei «John Carter» ein unausgegorenes und unschlüssiges Marketing (Mit)Schuld, dürfte bei «Battleship» das formelhafte Drehbuch ein Hauptgrund für den nicht stattgefundenen Erfolg sein. Doch trotz der Negativpunkte ist «Battleship» ein runder Sommerblockbuster, der nichts anderes als unterhalten will. Mit einem guten Drehbuch hätte das auch noch etwas besser geklappt. So hat man dennoch zwei Stunden Effects-Overkill in Reinkultur. Und das kann auch Spaß machen.
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Doch Moment! Vergegenwärtigt man sich, dass «Lockout» ganz offensichtlicher Trash sein soll, sieht die Sache anders aus. Hauptdarsteller Guy Pearce, mit Christopher Nolans «Memento» und «L.A.Confidential» granatenstark durchgestartet und seitdem immer mal wieder einen guten Film zwischen seine Direct-to-Video-Produktionen schiebend, hat sichtlich Spaß, den Badass zu geben. Seine Sprüche sind zwar teilweise arg gewollt lustig, doch dafür gibt es auch immer wieder Ausreißer nach oben („Scheiße, die haben den Funk gestört.“, „Wer?“, „Die kleinen Funkfeen.“). Aber irgendwann hat man sich an das Geschwafel von Pearce gewöhnt und kann die Show genießen. Der Schwachsinn wird sogar immer besser, während er als CIA-Agent Snow versucht, die Präsidenten-Tochter aus einem Hochsicherheits-Gefängnis im Weltraum zu retten. Super für ihn (und das Publikum), so kann er auch gleich noch den Mörder eines Kollegen und Freundes finden und bestrafen. Ein dreiteiliges, vorbildliches Making of, mehrere Interviews und entfallene Szenen runden ein feines DVD-Package ab.
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Epische Landschaftsaufnahmen feiern die Erhabenheit der unberührten Natur, die sich gegen den Menschen wendet. Regisseur Carnahan wechselt mühelos vom 100-Millionen-Dollar-Blockbuster «A-Team» zum verhältnismäßig kleinen Mensch-gegen-Natur-Actioner. Im Zentrum steht Neeson, der auch irgendwie als Einziger immer gut zu erkennen ist. Der Rest, so könnte man behaupten, ist schlicht Kanonenfutter. Leider müssen auch Standards wie „Wer hat dich eigentlich zum Anführer ernannt?“ abgefrühstückt werden. Doch das ändert nichts daran, dass «The Grey» erstklassige Unterhaltung für Action- und Thrillerfreunde ist. Auch hier ist das Bonusmaterial üppig ausgefallen: Diverse Featurettes, Deleted Scenes, Interviews und B-Roll sind schön anzusehen. Den Abspann sollte man übrigens nicht ausschalten, hier kommt am Ende noch eine hübsche Szene.
Ein weiterer Kracher erster Güte ist «Safe – Todsicher». Richtig gut ist er geworden, der Jason Statham. Der Mann, der pro Jahr in gefühlten zehn Filmen mitspielt, scheint sich nach einigen weniger gelungenen Streifen einen neuen Agenten zugelegt zu haben. War sein letztjähriger Film «Killer Elite» schon große Klasse, legt «Safe – Todsicher» noch eine Schippe drauf und bietet einige der furiosesten Schießereien und Kampfszenen (siehe hierzu auch den tollen «Contraband»!). Erfreulich, dass Statham nicht nur seine beeindruckende Physis zeigen darf (Männer können schließlich zugeben, wenn das Gegenüber einen guten Bizeps hat), sondern auch schauspielerisch glänzen kann. «Safe – Todsicher» ist sicher einer der fünf besten Statham-Filme! Und das will etwas heißen.
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Derber Humor und viele Popkultur-Referenzen liefert «Ted» aus dem Hause von «Family Guy»-Creator Seth MacFarlane. Sein erster Realfilm ist zwar nicht ganz so zeitlos geworden wie seinerzeit «Alles Routine» von «Beavis & Butthead»-Schöpfer Mike Judge, doch allein die Idee vom sprechenden Teddiebären, der mit seinem einstigen Spielkameraden (Marky Mark Wahlberg) kiffend und «Flash Gordon» schauend auf der Couch versumpft, ist mal was ... anderes. Dass Ted dann mit Wahlbergs-Freundin Mila Kunis um dessen 'Seele' kämpft und dabei allerhand Blödsinn passiert, ist dann zwar witzig, aber die Trefferquote ist bei «Family Guy» oder «American Dad» höher. Dennoch; Teds Vorstellungsgespräch bzw. seine folgenden Mitarbeitergespräche mit einem Supermarktchef sind weltklasse. Leider ist in Teds Fall die Blu-ray vorzuziehen. Denn nur dort gibt es Hintergrundinfos über die Dreharbeiten und die überzeugenden VFX, mit denen Ted Leben eingehaucht wurde.
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Eigentlich sollte hier noch etwas über «The Cold Light Of Day» stehen, aber dieser formelhafte Reißbrett-High-Concept-Movie ist nicht zu empfehlen. Kerniger Kerl findet heraus, dass Paps beim CIA ist, Familie wird entführt und Kerl sucht sie in fremder Stadt. Einheimische Love Interest hilft ihm, ihre Freunde werden seine Freunde und zusammen macht man den Schurken Dampf. Wie oft noch? Alle 15 Minuten wird eine mögliche Hintertür zur potentiellen Fortsetzung nicht geöffnet, sondern direkt aufgesprengt. Selbst wenn man sich Mühe gibt, diesen Film gut zu finden, ist zu oft klar, was gleich kommt und warum. So viel Durchschnitt und eine weitere Kerbe an Bruce Willis' Bettpfosten für einen Film, in dem er gefühlte fünf Minuten Screentime hat und in denen er wohl mehr verdient als alle anderen Darsteller roundabout zusammen. Dann lieber eine der anderen DVDs unter den Weihnachtsbaum legen.