Hingeschaut

Weltuntergang, made by Joko und Klaas

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Am Donnerstagabend wurde bei ZDFneo das Ende der Welt erprobt. Gute Unterhaltung inklusive.

Wenn Sie diesen Artikel lesen können, ist die Welt noch nicht untergegangen. Noch nicht in Meeresfluten ertränkt, von Aliens heimgesucht oder mit Scripted Reality-Formaten überschwemmt worden. Dabei sollte der 21. Dezember doch das Ende aller Tage bedeuten – glaubten zumindest viele, die sich mit der (Miss)Interpretation des Maya-Kalenders auseinandersetzten. Und so ist dieses ominöse Datum, an dem wir nun angelangt sind, der Eventisierung anheimgefallen, aus der vor allem die Entertainment-Industrie ihren Nutzen zieht: Schon vor drei Jahren schickte Roland Emmerich einen Katastrophenfilm über das Thema in die Kinos, zuletzt beschäftigten sich zahlreiche Fernsehsendungen mit dem vermeintlichen Ende der Welt. Nicht zuletzt nun die Dauer-Bespaßer von ZDFneo: Joko und Klaas.

In ihrer «großen Fernsehshow des Weltuntergangs» trumpften die Beiden am späten Donnerstagabend noch einmal auf, mit dem vielleicht letzten großen Senderauftritt vor ihrem Wechsel zu ProSieben. Andere ZDF-Köpfe ließen es sich nicht nehmen, ebenfalls bei Joko und Klaas vorbeizuschauen: Guido Knopp von «History», der den Ansager zu Beginn macht, und Harald Lesch, der mit einem Augenzwinkern die wissenschaftlichen Hintergründe der Maya-Theorie erklärt.

Wie also macht man so eine – fast zweistündige – Unterhaltungsshow zum Weltuntergang? Welche Themen spricht man an, wie sehr zieht man das bekannte Kindergeburstags-Konzept von «neoParadise» durch? Das selbsternannte Motto der Sendung jedenfalls ist „Anti-Silvester der Feiertage“, wie Joko zu Beginn erklärt. Ein Studio grau-in-grau, zwei Moderatoren im feinen Anzug und Gäste, die man sonst bei Joko und Klaas nicht sehen würde (Micaela Schäfer, Jorge „Hoche“ Gonzalez), erwarten die Zuschauer.

Allerdings mischt sich unter die knappen zwei Showstunden leichte Langeweile. Es gibt sogar peinliche Momente wie jener, als Micaela Schäfer nahezu entblößt ein Pamphlet für die Nacktheit vorträgt und in einem mehrminütigen Monolog großen Philosophen ihre Meinung geigt. Auch wenn dies selbstironisch gemeint sein mag und vielleicht auch völlig überspitzt, so bleibt die Erkenntnis: Dies ist einfach keine gute Unterhaltung und vor allem keine, die man bei Joko und Klaas sehen will. Die Sendung wird nicht besser, als zwei Schlammcatcherinnen zu fortgeschrittener Stunde aufeinander losgehen. Zumindest hier hat sich Micaela Schäfer nicht eingemischt.

Warum überhaupt Schlammcatchen und Nacktheits-Vorträge? Weil das Konzept der «Fernsehshow des Weltuntergangs» vorsieht, die „letzten Wünsche“ der Moderatoren und Gäste wahrzumachen. So schafft man es zwar, das vermeintlich allgegenwärtige Thema „Weltuntergang“ nicht überzustrapazieren, doch dies macht manche Studioaktionen nicht unterhaltsamer. An anderer Stelle aber glänzt das Format wie zu besten «neoParadise»-Zeiten: Wenn Joko, Klaas und die Gäste ein paar Runden des Klassikers «Ruck Zuck» nachspielen und Urgestein Werner Schulze-Erdel auch noch moderiert, ist großer Spaß garantiert.

Weitere Highlights: „Hassprediger“ Serdar Somuncu, der angesichts des Weltuntergangs plötzlich als lebensbejahender Menschenfreund in die Welt zieht. Und Studioschalten zu Olli Schulz, der die skandalisierenden Berichte von TV-Krisenreportern parodiert. Bester Part der Sendung ist eine weitere Parodie: In einer Homestory-Dokusoap zeigen sich Joko und Klaas als Familienpaar, das abseits des „oberflächlichen Showgeschäfts“ ganz normal lebt und wie jede andere Familie mit ganz gewöhnlichen Alltagssorgen leben muss. Hier zeigt sich wieder die ganze Klasse des Teams von «neoParadise» – mit großartiger Beobachtungsgabe, mit punktgenauen Dialogen, wie sie auch in gewissen RTL II-Familiensoaps vorkommen könnten, und mit Alltagsweisheiten des Off-Sprechers, die so dumm sind, dass sie vielleicht sogar direkt dem Nachmittags-Privatfernsehen entnommen wurden: „Wäre Großwerden leicht, würde es nicht so lange dauern“, heißt es da beispielsweise.

Trotz dieser Highlights brauchte es die «große Fernsehshow des Weltuntergangs» nicht wirklich: Netto hätten die starken, wirklich unterhaltsamen Momente auch in eine einzige «neoParadise»-Sendung gepasst, die restliche Sendezeit wurde leider nur wenig kreativ gefüllt. Die vielleicht lustigste Szene kommt – wie kann es an diesem Abend auch anders sein – von einem Comedy-Altmeister, von Herbert Feuerstein. Bei einem Call-In-Telefongespräch mit Hellseher Daniel Kreibich fragt er: „Und was machen wir nach dem Weltuntergang?“ Ist doch klar, Herr Feuerstein: Solange «neoParadise» schauen, wie es noch geht.

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