Inhalt
Martin Gruber (Hans Sigl) und Andreas Marthaler sind beide Gäste auf der Hochzeit von Martins hochschwangerer Ex-Verlobten Julia mit ihrer großen Liebe, Andreas' Freund Thomas Schira . Doch dann greift ein unbekanntes tödliches Virus um sich. Marc Geiger vom Katastrophenschutz will die Hochzeitsgesellschaft isolieren, zu der auch Martins Bruder Hans, Tochter Lilli und Thomas' Kumpel Christian gehören. Doch Martin und Andreas flüchten und machen sich auf die Suche nach der Quelle des Virus. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Darsteller
Hans Sigl («Soko Kitzbühel», «Zodiak - Der Horoskop-Mörder») ist Dr. Martin Gruber
Martin Gruber («Sturm der Liebe», «Die Bergretter») ist Andreas Marthaler
Heiko Ruprecht («Soko 5113», «Morden im Norden») ist Hans Gruber
Ronja Forcher («Im Tal des Schweigens», «Afrika im Herzen») ist Lilli Gruber
Paula Paul («Die Pfefferkörner», «Ein Tick anders») ist Bea Kleinert
Markus Brandl («Die Bergretter», «Die Garmisch-Cops») ist Tobias Herbrechter
Mark Keller («Alarm für Cobra 11», «Hinter Gittern») ist Dr. Alexander Kahnweiler
Kritik
Deutsche Fernsehmacher wandeln auf den Spuren von internationalem Blockbusterkino. So oder so ähnlich denkt man automatisch, wenn man sich das Crossover der beiden beliebten ZDF-Reihen «Der Bergdoktor» und «Die Bergretter» anschaut. Auf diese Assoziation kommt man vor allem deshalb, weil sich die Köpfe hinter der Serienfolge, allen voran Regisseur Dirk Pientka und Autor Timo Berndt, viel Mühe gaben, ihrem „Baby“ Hollywoodflair einzuhauchen. Gerade optisch erinnert die dramatische Story um den Ausbruch und Verlauf eines Virus an jüngst erschienene Katastrophendramen wie «Contagion». Zwar mutet „Virus“ insgesamt natürlich kompakter, kleiner an und auch noch so beeindruckende Zeitlupen machen noch lange keinen Oscar-Anwärter, dennoch vermisst man nicht unbedingt schmerzlich den ZDF-typischen Staub, den die Serien des öffentlich rechtlichen Senders bisweilen inne haben. Stattdessen gibt sich die Serienkombination aus «Bergdoktor» und «Bergretter» sichtlich Mühe, auch auf das junge Publikum attraktiv zu wirken. Sogar die detailreichen, gestochen scharfen Landschaftsaufnahmen von schneebedeckten Berggipfeln, die das Kamerateam aus Tobias Platow und Andreas Tams gekonnt einfingen, haben einen gewissen Reiz: Man zeigt keine vermeintlich romantischen Sonnenaufgänge sondern verfolgt lieber den Abhang hinab fahrende Snowboardfahrer. Das ist zwar nicht unbedingt bahnbrechend, aber in solch kleinen Details erkennt man die Ausrichtung der Folge: Weg vom Gelegenheitszuschauer, ran an ein junges, frisches Publikum, dem diese Art der Unterhaltung möglicherweise erst schmackhaft gemacht werden muss.
Und wie lockt man ein junges Publikum wohl besser an, als mit einer Storyline, die zugleich spannend wie makaber ist, von einem Geheimnis umgeben wird (um was für ein Virus handelt es sich?) und mit durchweg guten Darstellern bestückt ist? Dank dieser Rezeptur überzeugt das „Berggipfel-Crossover“. Ein düsterer, an Herzschläge erinnernder Score, der die sich immer weiter aufbauende Spannung passend unterstreicht überzeugt ebenso wie der Folgenaufbau: Man hält sich begrüßenswerterweise kaum mit unwichtigem Geplänkel auf. Nach einer kurzen Einführungszeit richtet sich der Fokus relativ schnell auf den Ausbruch und den Verlauf des Virus, welcher nicht überdramatisiert, hysterisch oder hektisch dargestellt wird. Die Interaktion der Darsteller untereinander ist ruhig und besonnen, was an der Intensität, die die Situation ausstrahlt jedoch nichts ändert. Die Bedrohung zeigt sich in Momentaufnahmen der erkrankten Figuren und kristallisiert sich in den Verläufen der Dialoge heraus. Das Ausmaß der Katastrophe erschließt sich dem Zuschauer daher über weite Strecken lediglich im Kopf. In diesem Punkt hätte „Virus“ ein wenig mehr Drastik gut zu Gesicht gestanden.
Auch den Figuren hätte eine genauere Charakterisierung gut getan. Ein Protagonist möchte sich für unvoreingenommene Zuschauer nicht ganz erschließen. Stattdessen beobachtet er über knapp 90 Minuten viele verschiedene Charaktere, die alle weitestgehend oberflächlich bleiben. Dies ist – gerade für ein fiktives Format mit derartiger Ausrichtung – nicht unbedingt förderlich, nimmt es einem doch die Möglichkeit, mit den Figuren, im wahrsten Sinne des Wortes, mitzuleiden. So entwickelt sich der Spannungsbogen der Folge weniger aus der Frage, wer die Katastrophe überleben wird, sondern vielmehr daraus, welche Ursache das Virus hat und woher es kommt. Doch auch letzteres stellt bei weitem kein großes Manko dar, weiß diese Betrachtungsweise durchaus zu gefallen. Was jedoch gar nicht gefällt ist der mangelnde Einfallsreichtum was manche Dialoge angeht. Sätze wie „Beschütze das Baby mit deinem Leben!“ sind weder kreativ noch innovativ und lassen „Virus“ stellenweise klischeebeladener erscheinen, als es eigentlich ist. Das gilt auch für die Entscheidungen, die einige der Figuren fällen und die Gegenreaktionen auf ihr Handeln. In jedem zweiten Streifen verhält sich jemand vermeintlich unverantwortlich, nur um zum Schluss als Held dazustehen. Solch kleine Fehltritte schmälern den Gesamteindruck des Films.
Fazit: Das Crossover der «Bergdoktor»-«Bergretter»-Reihen darf zweifelsohne als gelungen bezeichnet werden. Es gibt einige Schwachpunkte, wie die lückenhafte Figurenzeichnung mitsamt hölzernen Dialogen. Ab und an hätten die Macher durchaus ein wenig mehr Tempo von ihrer Inszenierung verlangen können und das Finale enttäuscht im Vergleich zum Aufbau. Im Kontext zu ähnlich gestrickten Reihen geht diese hier jedoch mit dem Zeitgeist und hat somit vielleicht das Glück, sein Publikum über kurz oder lang noch zu vergrößern. Gibt man sich das nächste Mal nicht mehr so oft mit ärgerlichen Klischees zufrieden, schaut man vielleicht öfter zu.
Das Crossover vom «Bergdoktor» und den «Bergrettern» läuft am Mittwoch, 2. Januar 2013, um 20.15 Uhr im Zweiten. Vom 3. Januar 2013 an, stehen dann donnerstags, 20.15 Uhr, fünf neue Folgen «Die Bergretter» auf dem Programm.