Inhalt
«Das Adlon. Eine Familiensaga» ist Hotelfilm, Geschichtschronik, Sittengemälde – und doch vor allem ein packendes emotionales Drama, das die Verbindung zweier Familien über vier Generationen forterzählt. Über drei Teile spannt der Film einen Bogen von der Hotelgründung in der Kaiserzeit bis zur Wiedereröffnung im Jahr 1997. Den roten Faden der Erzählung, die unterhaltsame Episoden aus einem knappen Jahrhundert Hotelgeschichte miteinander verknüpft, bildet die Lebensgeschichte einer fiktiven Protagonistin: Sonja Schadt, deren Familie mit Hotelgründer Lorenz Adlon persönlich und geschäftlich eng verbunden ist, zieht nach dem Tod ihrer Großeltern ins Hotel... und bleibt. Der Juniorchef Louis und seine geschäftstüchtige zweite Frau Hedda gehören bald ebenso zu ihrer „Familie“ wie das lebenslustige Telefonfräulein Margarete und der Concierge Friedrich. In den turbulenten und ausschweifenden Zwanziger Jahren feiert das Hotel seine Goldene Ära – und Sonja ist mittendrin. Gemeinsam mit dem Adlon lebt und überlebt sie zahlreiche Schicksalsschläge, aber auch Inflation, Diktatur, Krieg und Zerstörung. Erst nach der Wende kommt es zu einem Neuanfang: Als die über 90jährige Sonja das neu erbaute Hotel am Pariser Platz betritt, geht ihr Lebenstraum in Erfüllung, und der „Mythos Adlon“ wird wieder zum Leben erweckt.
Darsteller
Josefine Preuß («Türkisch für Anfänger») ist Sonja Schadt (jung)
Rosemarie Fendel («Der Kommissar») ist Sonja Schadt (90 Jahre)
Heino Ferch («Der Untergang») ist Louis Adlon
Marie Bäumer («Der Schuh des Manitu») ist Hedda Adlon
Burghart Klaußner («Good Bye Lenin!») ist Lorenz Adlon
Evamaria Salcher («Alarm für Cobra 11») ist Tilly Adlon
Ken Duken («ZweiOhrKüken») ist Julian Zimmermann
Maria Ehrich («Doctor's Diary») ist Alma Schadt (jung)
Anja Kling («(T)Raumschiff Surprise - Periode 1») ist Alma Schadt (älter)
Kai Malina («Das weiße Band») ist Friedrich Loewe (jung)
Wotan Wilke Möhring («Das letzte Schweigen») ist Friedrich Loewe (älter)
Jürgen Vogel («Ein Freund von mir») ist Siegfried von Tennen
Christiane Paul («Knockin' On Heaven's Door») ist Undine Adams
und viele andere.
Kritik
Mit dem historischen Dreiteiler «Das Adlon. Eine Familiensaga» fährt das ZDF bereits zum Beginn des Jahres große Geschütze im fiktionalen Bereich auf. Es bestehen keine Zweifel: Von der Ausstattung über das Staraufgebot (!) bis hin zum Facettenreichtum des Drehbuchs überließ Regisseur Uli Edel, der sich erstmals mit dem skandalträchtigen aber dabei nicht minder beeindruckenden Drama «Christiane F – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo» einen Namen machte, nichts dem Zufall. Doch bekanntlich ist ja nicht alles Gold was glänzt. Wie also schlägt sich die Großproduktion bei näherem Hinschauen?
Die Antwort ist simpel. Sie schlägt sich beachtlich. Zu Beginn erscheint «Das Adlon» zugegebenermaßen überraschend düster, fast an ein Mittelalterdrama erinnernd. Mit der intelligenten Idee einer der Protagonistinnen den Part der „Geschichtenerzählerin“ zu überlassen, erlangt der Zuschauer jedoch relativ schnell einen Zugang zur Story. Damit schaffte das Autorenteam, bestehend aus Rodica Döhnert («Florian – Liebe aus ganzem Herzen») und der Regie selbst etwas, was vielen anderen Produktionen dieser Art verwehrt bleibt: Ihr gelingt es, augenscheinlich relativ drögen Stoff mit einer emotionalen, persönlichen dabei aber nicht gewollt melodramatischen Geschichte zu verbinden. So könnte es dem Dreiteiler möglicherweise gelingen, auch bei weniger geschichtsinteressierten Zuschauern anzukommen. Zusammen mit einem Cast, der vor nationalen Superstars nur so strotzt. Viel wichtiger sind neben den Namen auf dem Papier jedoch die Leistungen der Darsteller und auch hier müssen sich selbst kritische Zuschauer eingestehen, dass sämtliche Schauspieler ihre mit Sicherheit nicht geringe Gage in jeder Sekunde wert sind. Dies gilt sowohl für ebenjene, die öfter in derart großen Streifen zu sehen sind, als auch für auf solch großem Terrain noch als Newcomer zu bezeichnende Darsteller wie Josephine Preuß, deren Leistungen sie mit Sicherheit für weitere, Großprojekte solcher Art qualifizieren dürften. Die Fülle an Haupt- und Nebenfiguren ist jedoch bisweilen ein kleines Manko, sorgt es doch ab und an dafür, dass das Publikum droht, den Überblick zu verlieren. Leider ist dies ein Zeichen für eine stellenweise lückenhafte Figurenzeichnung. Hier wäre eine größere Abgrenzung der Haupt- zu den Nebencharakteren nötig gewesen. Wo einigen Protagonisten eine deutlichere Figurenzeichnung gut zu Gesicht gestanden hätte, hätte bei anderen Figuren eine schemenhaftere Charakterisierung ausgereicht, um die Wichtigkeit einzelner Figuren im Vergleich zu anderen deutlich zu machen. Dies ist jedoch Kritik auf hohem Niveau.
Auch im technischen Bereich und von der Aufmachung her bewiesen die Macher zu jedem Zeitpunkt, welche Ansprüche es für «Das Adlon. Eine Familiensaga» zu erfüllen galt. Opulente, detailgetreue Kulissen verleihen dem Film ein authentisches Flair. Dies gilt für die Ausstattung der Gebäude über das Design der Kleidung bis hin zum Design alter Fotografien und antiquater Kunst. Auch das Verwenden von echtem Nachrichtenmaterial in schwarz-weiß sorgt für viel Authentizität der Produktion und hebt hervor, dass «Das Adlon» trotz seiner Drama-Storyline vor allem ein historischer Abriss des Lebens der Adlon-Familie sein möchte. Dass die Produktion dabei stellenweise einen äußerst behäbigeren und schwermütigeren Unterton besitzt, als ihn fiktive Durchschnittsdramen innehaben, dürfte wohl nicht jedem gefallen. Zum Film passt es jedoch hervorragend. Es unterstreicht den Anspruch, den «Das Adlon» an den Zuschauer hat und hebt ihn in seiner Intensität von vielen ähnlich ausgerichteten Mehrteilern ab.
Fazit: Hier waren echte Fachleute am Werk. Während ein absoluter Fachmann seiner Klasse «Das Adlon. Eine Familiensaga» inszenierte und dabei auf ein intelligent durchdachtes und dem Zuschauer verhältnismäßig leicht zugängliches Drehbuch zurückgreifen konnte, kehrt der komplette Cast seine Qualitäten hervor. Der bereits an internationalen Produktionen beteiligte Florian Tessloff («Die drei Musketiere», «Pandorum») komponierte einen mächtigen, treibenden, dabei aber nicht aufdringlichen Score und in von Hanno Lentz konsequent-ruhigen Bildern eingefangen bildet der Dreiteiler bereits zu Jahresbeginn ein echtes Highlight im fiktionalen Bereich des Öffentlich Rechtlichen Fernsehens.
Das ZDF zeigt den ersten Teil von «Das Adlon. Eine Familiensaga» am Sonntag, den 6. Januar 2013 um 20:15 Uhr. Teil zwei folgt am darauf folgenden Tag, am Mittwoch, den 09. Januar strahlt das ZDF den dritten Teil aus.