«Köln 50667» ist schon vor dem Start in aller Munde. 300.000 Facebook-Fans lassen erahnen, wie groß die Freude beim anvisierten Publikum ist. Erwartungen also übertroffen?
Natürlich freuen wir uns über diesen Erfolg bei Facebook, der natürlich auch Hoffnung auf einen guten TV-Start macht. Das besondere daran ist die Art der Erzählweise: Denn erstmals im deutschen Fernsehen wird die Vorgeschichte allein über die Social-Media-Plattform erzählt, das ist ein absolutes Novum.
Die Geschichte der Serie liest sich dabei nicht einmal so ungewöhnlich: Eine Frau zwischen zwei Männern. Dazu noch ein paar Teenies und fertig ist die Soap. Wieso ist die Serie dennoch etwas Besonderes?
Wie auch «Berlin – Tag & Nacht» zeichnet sich «Köln 50667» durch mehrere Besonderheiten aus, die es von anderen Soaps unterscheidet. Die Authentizität spielt dabei eine entscheidende Rolle: Die Darsteller improvisieren – sie schauspielern nicht im klassischen Sinne, da die Dialoge nicht vorgegeben sind. Ebenso arbeiten wir nicht mit künstlichen Kulissen, sondern drehen an echten Locations wie auf den Straßen Kölns, in Bars und Clubs.
Zudem ist auch, wie bereits erwähnt, das Facebook-Profil Teil der Geschichte und in die Handlung eingebunden. Die Zuschauer haben dann ebenfalls die Möglichkeit, sich via Facebook über die aktuellen Geschehnisse in der Sendung zu informieren und auszutauschen. Und das Meinungsbild auf Facebook wird bei der Weiterentwicklung der Serie durchaus ernst genommen.
«Berlin – Tag & Nacht» ist speziell aufgestellt für Menschen, sagen wir unter 35. Gilt das auch für den Ableger, der den Anschein hat, auch ein paar Ältere ins Boot holen zu wollen.
Generell ist es natürlich unser Ziel, eine möglichst breite Zielgruppe mit unseren Formaten zu begeistern. Zudem muss zwischen «Berlin – Tag & Nacht» und «Köln 50667» der Audience Flow gewährleistet bleiben. Insofern unterscheidet sich die Zielgruppe nur leicht – wir sprechen bei «Köln 50667» ein geringfügig älteres Publikum im Vergleich zu «Berlin – Tag & Nacht» an, aber keine völlig andere Zielgruppe.
Apropos ältere Zuschauer: Die will Sat.1 ab Ende Januar ebenfalls um 18.00 Uhr einfangen – und zwar mit der Soap «Patchwork Family». Spricht das Ihrer Meinung nach eine komplett andere Zuschauerschicht an oder erwarten Sie da eine ernsthafte Konkurrenz?
Da halten wir es wie gute Fußballer: Wir schauen auf uns und fühlen uns fit für jede Herausforderung.
RTL II wird zwischen 16.00 und 20.00 Uhr auf Scripted Realitys setzen – drunter zwei Stunden lang mit durchgehend erzählten Geschichten. Die authentische Soap boomt. Erwarten Sie jetzt da eine ähnliche Schwemme wie damals bei den Telenovelas?
Man muss genau unterscheiden, nicht jedes Scripted-Reality-Format hat Soap-Charakter. Ob es zu viel oder zu wenige Formate einer bestimmten Programmfarbe gibt, entscheiden die Zuschauer. Was die „authentischen Soaps“ angeht: Bis jetzt gibt es keinen Wettbewerber, der ein unseren Formaten vergleichbares Konzept verfolgt. Deshalb sehen wir da kein Überangebot. Und mit dem Erfolg unseres Las-Vegas-Specials von „Privatdetektive im Einsatz“ Anfang Januar haben wir außerdem die These widerlegt, dass Scripted Reality in der Primetime nicht funktioniert.
Sie starten dann auch noch «Der Jugendclub», 25 Folgen, die um 16.00 Uhr laufen. Kann sich ein solches Format um 16.00 Uhr für RTL II wirtschaftlich überhaupt rechnen?
«Der Jugendclub» spricht gezielt ein junges Publikum an. Die 16.00-Uhr-Zeitschiene passt daher ideal zum Format und zur anvisierten Zielgruppe.
Welchen Ton wird die Serie anschlagen? Ist es der erwartet raue Ton zwischen Berliner Plattenbauten?
Auch bei «Der Jugendclub» erzählen wir authentische Geschichten aus einem Jugendzentrum. Die Charaktere und die Handlungen sollen überzeugen und einen Einblick in den Alltag der Jugendlichen liefern. Das gelingt uns natürlich nicht mit «Traumschiff»-Dialogen. Wie auch bei unseren anderen Scripted-Reality-Formaten ist das aber immer in Geschichten eingebunden, die eine klare moralische Botschaft haben.
Mit «X-Diaries» sind Sie im Herbst einen spannenden Weg gegangen. Sie haben Urlaubsgruppen immer acht Wochen lang begleitet – die Quoten stimmten. Ziehen Sie nach Staffel vier ebenfalls ein positives Fazit?
Ja, «X-Diaries» war bei den 14- bis 49-Jährigen mit durchschnittlich 8,1 Prozent Marktanteil sehr erfolgreich auf dem 18-Uhr-Sendeplatz. Die fortlaufende Handlung ist hier sicherlich ein entscheidendes Erfolgskriterium gewesen. Einen weiteren Grund sehen wir in der optimierten Programmierung des Nachmittags und Vorabends und der daraus resultierende harmonisierte Audience Flow.
Können Sie schon etwas bezüglich der Fortsetzung von «X-Diaries» sagen?
«X-Diaries» läuft ja immer drehbedingt saisonal. Zu unserer konkreten Planung können wir aktuell noch nichts verraten, lassen sie sich überraschen.
Wo aber soll das alles Platz haben? Sie haben nun fünf erfolgreiche Formate, wenn man davon ausgeht, dass auch «Der Jugendclub» funktioniert – aber bisher vier Sendeplätze…
Ein Luxusproblem, dem wir uns im Jahr 2013 gerne stellen.