Drückt ihr aus, seid ihr raus.

Nur ist das alles wirklich so brandneu für das deutsche Publikum? Tatsache ist, «Take Me Out» lief 2010 schon beim Bayerischen Rundfunk, moderiert von Florian Weber. Versendet hat man die Pilotfolge damals aber um 22:30 Uhr und dementsprechend zügig war die Sache dann auch wieder gegessen. Produzierendes Studio? Grundy Light Entertainment, das sich jetzt eben auch für RTLs Handstreich an der Materie verantwortlich zeichnet. Für eine Sekunde flammt die Frage auf, wo die Gesellschaft da nur hingekommen ist, dass nun schon befangenes Speed-Dating zur begehrten Show-Affäre wird. Aber weil «DSDS» im Vorfeld und «Dschungelcamp» im Nachhinein läuft, und nicht zuletzt weil das wie gesagt Köder der ganzen Sache ist, schüttelt man den Gedanken schnell wieder ab. Dennoch: was für ein Indikator ist schon der Untergang desselben Produkts in anderen Gefilden? Sagen wir es so: sowohl Steven Spielberg als auch Uwe Boll machen Filme. Und das hat gleich zweierlei Bedeutung: wenn die Ratings stimmen -und wie könnten sie es inmitten dieser Quotengaranten nicht- erübrigt sich Frage nach Qualität für die Führungsetage ohnehin. Der ewig verdrossene Kritiker muss es trotzdem wissen: hat das neue «Take Me Out» denn die Fortsetzung verdient?
Gleich vorab lässt sich sagen: zumindest in Sachen Design und Produktion bietet «Take Me Out» nichts, was man nicht schon gesehen hat. Gedreht wurde scheinbar (und vernünftigerweise) im britschen Studio der gleichnamigen Show. Der simple Bühnen-Aufbau ist genau das: simpel, und tut keinem weh. Davon abgesehen muss an dieser Stelle eine kleine Ausbesserung stattfinden. Da wären nicht nur "30 Frauen" und "ein Mann", sondern auch "ein Moderator", so die Stimme aus dem Off. Inwiefern Mann der Stunde Ralf Schmitz denn tatächlich "unvergleichlich" ist, wie man es verlauten lässt, bleibt zu klären. Fest steht: «Take Me Out»-Schmitz ist der Schmitz, den man kennt. Wo Fans also frohlocken, könnten Gegenfüßler durchaus ihre Probleme mit der Show haben. Vor allem zu Beginn der einstündigen Sendung scheint Schmitz wie auf Speed – hin und her, und dies und das, Monolog und laufen. Nicht seine Schuld. Wie eigentlich bei jeder einzelnen dieser modernen Show-Produktionen lässt man ihr, den Teilnehmern und vor allem Zuschauern viel zu wenig Zeit zum Atmen. Zwar legt sich der Stress etwas im Verlauf der Sache, aber gänzlich zur Ruhe kommt man nie. Man will, ja, muss, überzeugen, einen guten Eindruck machen. Leider verliert man dadurch an Charme und Energie. Besessene solcher Formate sehen das vielleicht anders, weil sie das Tempo inzwischen vorraussetzen. Objektiv besser macht es das aber nicht.

Nach der jeweils letzten Runde, die entweder einen weiteren eingespielten Film über den Bewerber oder aber eine "Überraschung" bietet (in Folge eins beide Male Tanz), bleibt schließlich eine (meist) geringe Anzahl williger Frauen übrig. Die wird von den Chris', Andrés oder Jochens des Abends dann auf zwei Glückliche reduziert und eine finale Frage wie "Wenn ihr ein Tier wäret, welches wäre es?" bzw. deren Antwort gibt den Aussschlag. Daraufhin verschwindet der jeweilige Kandidat mit seiner Auserwählten hinter die Bühne und diese wird augenblicklich durch eine neue Single-Dame ersetzt. Im ersten Fall war das Leonie, die später für den Höhepunkt der Pilotfolge sorgte, indem sie Moderator Schmitz dazu brachte, den Disco Fox mit Jochen in ihren High Heels zu tanzen. "Ich hab' mich noch nie so sicher gefühlt", meinte Schmitz in seiner Rolle als Tanzpartner, "und die Füße taten mir noch nie so weh". Genau solche spontanen Momente helfen einer Show wie «Take Me Out» zu Schwung, Eigendynamik und Nachhaltigkeit.
Was sonst hat funktioniert, und was eher weniger? Gut machen sich die Einspieler, die in ihrer Informationsbreite über die Männer tatsächlich einmal Grund haben, provokativ und etwas willkürlich zu sein. So entstehen nämlich Argumente fürs Rausbuzzern. Da stellt sich die Frage, ob die Möglichkeit des Wieder-rein-buzzerns die Show interessanter oder ohne weiteres Regelwerk zu ziellos gestalten würde. Bei dem vorgelegten Zeitdruck fiel es Schmitz außerdem schwer, auf alle der 30 Damen einzugehen. Einige kamen nur einmal, oder überhaupt nicht zu Wort, wohingegen andere viel prominenter dargestellt wurden. Mehr sehen möchte man von der vermeintlichen Verbundenheit der Damen, die teils unter "Oooh"- und "Nein"-Schreien versuchten, die Buzzer anderer Mitspielerinnen vor der Hand des Bewerbers abzuschirmen. Wird die Show fortgesetzt, sollte definitiv, wie es auch bei vielen der internationalen Ablegern der Fall ist (das Original ist übrigens australisch), in jeder Folgepisode gezeigt werden, was denn nun aus den Paarungen der Vorwoche geworden ist. Damit generiert man auch automatisch einen Anreiz zum Wiedereinschalten. Möglichkeiten wie ein Celebrity Special & Co. bietet das Formt ohnehin. Fazit: Potential ist also reichlich gegeben. Mit der richtigen Justierung könnte «Take Me Out» schnell zum Hit werden. Eine Chance hat es verdient.