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Es lässt sich bereits ein wenig erahnen, welche Richtung die Verantwortlichen mit der vierten Staffel einschlagen wollen. Erneut gibt es einen Wechsel unter den Protagonisten, eine der Hauptfiguren wird schwanger und Danni verbessert sich im Einkaufszentrum räumlich. Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln wirken diese Kleinigkeiten schon fast wie eine Neuausrichtung. Allen voran die Tatsache, dass die als am Klapptisch sitzende Ein-Euro-Anwältin bekannt gewordene Danni Lowinski aus ihrer gewohnten und liebgewonnenen Umgebung des Untergeschosses heraustritt und in den Genuss eines eigenen Büros kommt, liest sich auf dem Papier befremdlich. In diesem Punkt könnten die Macher Gefahr laufen, der Hauptfigur nach und nach den prolligen und derben Anstrich, aber auch den Charme des Bescheidenen zu nehmen. Bislang lösten die Macher derartig große Plotwendungen intelligent und schafften es sogar auf elegante Art und Weise, Dannis Love-Interest aller drei Staffeln nach und nach zur Nebensache werden zu lassen. Demnach wird es eine Frage des Fingerspitzengefühls sein, wie die Realisatoren die Situation des Umzugs in die Szenerie einbauten. Gleichzeitig könnte sich der Fokus durch diesen Umzug weg bewegen von der „Danni ist arm“-Thematik, hin zu komplexeren Fällen.
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Die Auswechslung eines der festen Cast-Mitglieder ist wenig tragisch. Nachdem man lediglich eine Staffel lang Elyas M’Barek als Schlüsseldienstler ins Boot holte und ihn bereits in der zweiten Staffel gegen Tino Mewes alias Hannes Stüsser austauschte, erscheint ein erneuter Wechsel fast konsequent. So wirkte die Figur des Hannes schon in Staffel drei, in welcher er mehrfach einen Weggang andeutete, nicht mehr derart integriert, dass man nicht auf sie verzichten könnte. Wie schon in der Auftaktstaffel greift man auch in der vierten Runde nun wieder auf eine Figur mit Migrationshintergrund zurück und zog mit Orhan Müstak einen Vollblutschauspieler von der Theaterbühne auf die Fernsehschirme. Mit seiner Figur des Orkan hat das Stammensemble nun auch eine eher zwielichtigen Gestalt in den eigenen Reihen, was wie die Faust aufs Auge zur tonalen Ausrichtung der Serie passt. Hier dürfte es eine Menge Zündstoff geben, da die Figur der Danni am besten funktioniert, wenn sie mit krassen Gegensätzen zu ihrem eigenen Charakter konfrontiert wird.
Während sich sämtliche Neuankündigungen also recht ansprechend lesen, fällt lediglich eine Aussage der Macher negativ ins Auge: Laut Senderangaben soll es Danni gen Ende der vierten Staffel vor den Traualtar ziehen. Ob dies bereits eine unterschwellige Ankündigung einer Beendigung des Formats ist, ist selbstverständlich reine Spekulation. Wäre dem so, wäre es den Verantwortlichen jedoch nicht zu verübeln. Soll man nicht aufhören, wenn’s am Schönsten ist?
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Sein Ex-Kollege Andreas kommt derweil mit seinem neuen Partner nicht klar – wie sollte es auch anders sein. Mick muss ja letztlich vermisst werden, damit es einen Weg zurück in den Polizeidienst gibt. Der wird dann plötzlich auch für ihn erstrebenswert, als mit der Waffe ein Mord geschieht, aus der vor über 20 Jahren auch der Schuss auf ihn abgefeuert wurde. Zunächst will Mick alleine ermitteln, stellt dann aber schnell fest, dass er ohne der Zusammenarbeit mit dem Polizeipräsidium nicht weit kommt. Es wäre zumindest zu hoffen, dass die Macher der Staffel auf die über drei Jahre gewachsene Zuschauerschaft vertrauen, und diese Geschichte sogar horizontal über 13 Episoden erzählen – ganz wie es in Amerika in Crime-Procedurals schon üblich ist. Hinter den Kulissen wurde das Head-Autoren-Team Stefan Scheich und Robert Dannenberg übrigens um Richard Kropf ergänzt, der genau im horizontalen Erzählen Erfahrung hat.
Im Polizeipräsidium hat sich zu Beginn von Staffel vier einiges verändert. Denn Micks Ex-Partner Andreas hat inzwischen einige Verhaltensweisen von ihm übernommen. „Wir haben diesen Switch beim Dreh dann die 'Mick-Mutation' getauft. Es war toll, weil die Figur eine neue Facette erhalten hat und von mir gar nicht so weit weg ist. Einfach mal die Proll-Sau rauszulassen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht“, erklärte Schauspieler Maximilian Grill in einem PR-Interview. Zum Einstieg in die Staffel dürfte diese kurze Story für die eingefleischten Fans ein echter Lacher sein.
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