Die Kritiker

«Heldt»

von

Das ZDF will mit der Krimiserie «Heldt» seinen Vorabend verjüngen. Ein Fehlschlag oder ein Volltreffer?

Inhalt


Der Bochumer Kriminalkommissar Nikolas Heldt ist eine ganz eigene Marke: Wenn das galant lächelnde Raubein sich nicht gerade mit den Kriminellen des Ruhrpotts anlegt, dann liegt er im Clinch mit seinen Vorgesetzten. Seinen größten Zweifler findet Heldt im Hauptkommissar Detlev Grün, laut dem einzig gründliche und regelkonforme Polizeiarbeit das wahre Mittel zum Erfolg darstellt. Nach Heldts jüngstem Einsatz sieht Grün seine Chance, den ungestümen Buben loszuwerden: Vorlaut, wie er ist, stapft Heldt kurz vor einer Razzia in ein verdächtiges Lagerhaus, wo er gleichmal von den Läufen mehrerer geladener Waffen in Empfang genommen wird. Rausreden kann er sich nur, indem er die Ganoven vor der Razzia warnt – ein Unding, stellt Grün fest, der sich nun auf die Staatsanwältin Ellen Bannenberg verlässt, Heldt tüchtig durch die Mangel zu nehmen. Bannenberg aber ist von Heldts Erfolgsquote beeindruckt und lässt ihm seine Patzer deshalb immer wieder durchgehen. Auch dieses Mal zeigt sich, dass Heldt schlussendlich den Dreh raus hat: Er ist es, der dahinterkommt, dass die Waffenschieber auch mit osteuropäischen Frauen handeln ...

Darsteller


Kai Schumann («Doctor's Diary») als Nicolas Heldt
Janine Kunze («Hausmeister Krause») als Ellen Bannenberg
Timo Dierkes («Blutzbrüdaz») als Kommissar Grün
Konrad Domann («Die Besucherin») als Polizist Herr Schneider
Hanno Friedrich («Sechserpack») als Herr Janssen

Kritik


Das ZDF will sich verjüngen und haucht seinem Vorabend neues Leben ein. Wo zuvor «Notruf Hafenkante» die ältesten unter den Fernsehzuschauern an der Hand nahmen, soll nun der unerzogene, charismatische Ermittler «Heldt» die 14- bis 49-Jährigen begeistern. Rein optisch ein Gewinn: Die Sony-Pictures-Produktion erstrahlt im Glanz einer aufwändigen RTL-Primetimeserie, zeigt den Pott in stylischen (Nacht-)Aufnahmen, hat den einen oder anderen Stunt zu bieten und ist dynamisch gefilmt sowie geschnitten. Aber «Heldt» sieht nicht nur aus wie «Alarm für Cobra 11» ohne die endlose Parade an Explosionen, auch inhaltlich bewegt sich «Heldt» auf vergleichbarem Niveau.

Auch wenn Kai Schumann seinem arroganten Titelhelden durch kühlen Witz so viel Charme wie möglich verleiht, ist Heldt ein austauschbarer Protagonist, den man im Genre findet wie den Sand am Meer. Dreitagebart, immer einen Spruch auf den Lippen, rebellisch, aber gutherzig. Zumindest in den ersten beiden «Heldt»-Folgen sucht man, abgesehen von seiner Vorliebe für Strickmützen, vergebens irgendwelche individuelle Züge am neuen ZDF-Helden. Auch die Story basiert auf einem längst ausgelutschten Schema: Der von vorbildlich arbeitenden Polizisten verachtete Revolverheld verpatzt in den ersten Minuten einer Episode gewaltig seinen Einsatz, bekommt einen Anschiss und eine allerletzte Chance, alles wieder ins Lot zu bringen, und dann stößt er auf eine Spur, auf die nur er stoßen kann, so dass er am Ende umso besser dasteht.

Während die Drehbücher wie auf Autopilot entworfen wirken, bloß im Finale gewinnen die Einzelszenen etwas an Pepp, harmoniert die Besetzung überraschend gut: Die hauptsächlich aus dem Comedyfach bekannten Darstellerinnen und Darsteller nehmen ihre Rollen ernst und erfüllen sie mit großem Interesse sowie mit fixem komödiantischen Timing.

Das Vorhaben einer schnellen, explosiven und frechen ZDF-Vorabendserie ist nur zu loben, der eingeschlagene Weg dagegen ist eine leichte Enttäuschung. «Heldt» ist nicht so altbacken und pseudo-hip wie die meisten der nach Schema F entworfenen «Heiter bis tödlich»-Reihen der ARD, aber das ZDF ist zu viel originelleren Konzepten fähig.

«Heldt» ist ab dem 24. Januar 2013 immer donnerstags um 19.25 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/61636
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