Die Kritiker

«Dallas»

von

Fernsehen kann wieder Sünde sein: «Dallas» kehrt in all seiner mangelnden Subtilität zurück und ist melodramatisch sowie selbstbewusst wie eh und je. Sehvergnügen ist da, mit der richtigen Einstellung, vorprogrammiert

Inhalt


Die Ölkrise reizt J.R. Ewing III, den Sohn des verruchten Ölmagnaten, dazu, die geliebte Farm seiner Familie zu veräußern. Dies verhärtet den seit Jahren zwischen ihm und seinem Bruder Christopher knisternden Streit, der sich auch während Christophers Hochzeitsfeier nicht legt. Währenddessen erfährt Bobby, dass er an Krebs erkrankt ist, was er jedoch vor seiner Familie geheim hält. Und zu allem Überfluss flammt auch das Liebesdreieck zwischen Elena und ihren Jugendfreunden Christopher und J.R. III wieder auf ...

Darsteller


Josh Henderson («Desperate Housewives») als J.R. Ewing III
Jesse Metcalfe («Desperate Housewives») als Christopher Ewing
Jordana Brewster («Chuck») als Elena Ramos
Julie Gonzalo («Voll auf die Nüsse») als Rebecca
Brenda Strong («Desperate Housewives») als Ann Ewing
Patrick Duffy («Dallas») als Bobby Ewing
Larry Hagman («Dallas») als J.R. Ewing

Kritik


„Der Spaß fängt jetzt erst an ...“ hallt es in der ersten Folge der lang erwarteten und viel besprochenen Fortführung der Kultserie «Dallas». Eine unglaublich arrogante Selbstbeweihräucherung für einen Neuaufguss, zugleich zeigt sich die diesen Satz von sich gebende Figur mit diesen Worten von einer kessen, theatralen Seit. Subtilität war wahrlich nicht das Ziel der Serienautoren, die neue Reihe von Lügen und Intrigen in der Ölmagnaten-Familie Ewing könnte kaum lauter um die Aufmerksamkeit der Zuschauer betteln. Und ausnahmsweise sind all diese Urteile kein Armutszeugnis für die Serienverantwortlichen, sondern als Kompliment zu verstehen. Denn sie holen die hohe Kunst der Primetime-Seifenoper zurück!

Die Seifenoper als solche ist kein verachtenswertes Genre. Wenn die Fülle an verworrenen Lügengeflechten und großen, tragenden Gefühlen vor einem passenden Hintergrund geschieht und die Darsteller ihre dick aufgetragenen Figuren mit viel Engagement ausfüllen, dann wird aus einer x-beliebigen Produktion ohne Anspruch ein Massenphänomen wie das Original-«Dallas». Seit der Blütezeit der Serie rund um J.R. Ewing wurde es jedoch schwieriger, eine Seifenoper auf die Beine zu stellen, die in ihrer dauernden Melodramatik nicht lachhaft oder langweilig wird. Tabus gingen zurück und darüber Serienautoren loteten längst alle Plottwists und Cliffhanger aus, die in einem weltlichen Setting denkbar sind.

Der «Dallas»-Neuaufguss kann heutige Zuschauer nicht derart überraschen oder mitreißen, wie seinerzeit das Original sein Publikum manipulierte. Aber als aktualisiertes Fernsehrelikt geht diese neue Serie wunderbar auf, da sie die ausgedehnten, überdramatischen Geschichten gekonnt in angemessen großen, tragenden Bildern einfängt und sich stets ihrer Natur als fernsehopersekes Lügendrama bewusst ist. Das neue «Dallas» macht sich einen Spaß aus seinen Machtspielen, ohne sich selbst zu persiflieren – ein schwerer Drahtseilakt, dessen Erfolg primär von der älteren Darstellerriege abhängt. Der vor Freude an seiner diabolischen Rolle glühende Larry Hagman und der charismatische Patrick Duffy spielen ihre legendären Rollen als hätten sie sie nie abgelegt und auch Brenda Strong, die der modernen Primetime-Seifenoper «Desperate Housewives» ihre Stimme verlieh, bringt die nötige Intensität mit, um aus seichter Unterhaltung faszinierende Theatralik zu machen.

Die ebenfalls aus «Desperate Housewives» bekannten Josh Henderson und Jesse Metcalfe dagegen sind zu Beginn der Serie als zerstrittene Cousins zu aalglatt und zurückhaltend, als dass sie mit ihren Serienvätern mithalten könnten. Überzeugender ist da der weibliche Ensemblenachwuchs, denn auch wenn das Skript Jordana Brewster und Julie Gonzalo weniger Gelegenheit zum Glänzen gibt als ihren männlichen Kollegen, so verleihen sie ihren Rollen eine vergnüglich-hinterlistige Giftigkeit, die für solch ein Format essentiell ist.

Kurzum: Chefautorin Cynthia Cidre und ihr Team verstehen Melodramatik als sündiges TV-Vergnügen und geben dem Fernsehpublikum die unironische Freude an übertriebenen Intrigen und dick aufgetragenen Familienstreitigkeiten zurück. Anspruch sucht man vergebens, zugleich ist aber auch die Fremdscham moderner Soaps nur in äußerst niedriger Konzentration zu finden. «Dallas» ist Edeltrash, eine weichgespülte Operette, sündiges Fernsehvergnügen, für das man sich nicht rechtfertigen muss.

RTL zeigt «Dallas» ab dem 29. Januar 2013 immer dienstags um 22.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/61758
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