Mit der Sendereihe «Alarm!» versucht sich Sat.1 seit dem Jahr 2011 mit gescripteten „Real-Life-Dokus“ am Fließband und bietet dabei jeder gesellschaftlichen Randerscheinung die Chance auf den eigenen Sendeplatz. Ob verwahrloste Wohnungen, schwangere Jugendliche, Übergewichtige mit Selbstzweifeln oder schlichtweg schlecht Erzogene: Was in der realen Welt um Akzeptanz betteln muss, ist für das Vorabendprogramm des Unterföhringer Senders scheinbar gerade gut genug. Fehlen darf natürlich auch die obligatorische Sendung mit den Unbeholfenen auf der Suche nach der ganz großen Liebe nicht. Wie gestaltete sich das Publikumsinteresse am «Liebes-Alarm»?
Bereits vom 5. bis 27. November 2011 schickte Sat.1 vier Folgen von «Liebes-Alarm» an den Start, die bei einem durchschnittlichen Gesamtpublikum von 2,17 Millionen Zuschauern ordentliche 11,7 Prozent Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe erreichten. Ab dem 2. Dezember letzten Jahres durfte sich Andrea Göpel erneut als Moderatorin der von der Kritik in kleinste Fitzelchen zerrissenen Sendung versuchen. Ursprünglich geplant war die Ausstrahlung bereits für den 11. November; als die Konkurrenz von RTL dann ankündigte, «Schwiegertochter gesucht» spontan zu verlängern, packte Sat.1 die Angst vor einem desaströsen Staffelstart von «Liebes-Alarm» und dem ebenfalls betroffenen «Schwer verliebt» und beschloss eine kurzfristige Umprogrammierung.
Die erste Folge der auf neun Ausstrahlungstermine angelegten zweiten Staffel wurde von 1,73 Millionen und 7,2 Prozent insgesamt gesehen, aus den Reihen der 14- bis 49-Jährigen schalteten 0,71 Millionen ein, die unterdurchschnittliche 8,0 Prozent Marktanteil generierten. Sieben Tage später stiegen die Einschaltquoten auf 1,80 Millionen Interessierte aus dem Gesamtpublikum und 9,9 Prozent Marktanteil bei den Jungen. Am 16. Dezember belief sich die absolute Zuschauerzahl auf 1,83 Millionen, gleichzeitig sank der Marktanteil in der Zielgruppe mit 8,6 Prozent wieder auf unter neun Prozent.
Den Tiefpunkt der Staffel markierte die vierte Folge, die am 22. Dezember über die Bildschirme flimmerte und wohl im vorweihnachtlichen Trubel unterging. Nur 1,48 Millionen und 6,3 Prozent insgesamt sahen an diesem Sonntag zu, bei den Werberelevanten kam «Liebes-Alarm» auf indiskutable 0,65 Millionen und 7,6 Prozent. Nach den Feiertagen wendete sich für Sat.1 das Blatt. Von den folgenden fünf Episoden erreichten vier zweistellige Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen, die Einschaltquote der Zuschauer ab drei Jahren zeigte sich davon jedoch unbeeindruckt und blieb auf niedrigem Niveau.
So wurden am 30. Dezember 1,86 Millionen und 7,9 Prozent insgesamt vom Programm angelockt, die Werberelevanten machten es sich zu 0,82 Millionen und 10,1 Prozent vor den Fernsehern gemütlich. Im neuen Jahr bestätigte sich der Aufwärtstrend, es schalteten 1,91 Millionen und 7,4 Prozent aus dem Gesamtpublikum ein, für die Jungen wurden 0,99 Millionen und 10,4 Prozent ausgewiesen. Die Folgewoche kam mit 1,95 Millionen und 7,5 Prozent bei allen Fernsehenden sowie 0,93 Millionen und 9,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen nicht über die Hürde der Zweistelligkeit, stellte jedoch nur einen kleinen Schwächeanfall dar. Am 20. Januar wurde das Staffelhoch erreicht, das 2,27 Millionen und 8,2 Prozent aus dem Gesamtpublikum verfolgen wollten. Bei den Werberelevanten generierten 1,10 Millionen sehr gute 11,2 Prozent. Die finale Folge verleitete 1,97 Millionen und 7,5 Prozent insgesamt zum Einschalten, in der Zielgruppe kam das Format auf 0,98 Millionen und 10,2 Prozent.
Aus dem Gesamtpublikum sahen durchschnittlich 1,87 Millionen und 7,4 Prozent «Liebes-Alarm», die Jungen fanden sich zu 0,87 Millionen und 9,5 Prozent ein. Damit blieb die Sendung deutlich unter dem Senderschnitt von Sat.1, der bei 10,2 bzw. 10,6 Prozent liegt. Beachtung finden muss dabei jedoch die Tatsache, dass das Format sich zum Ende der Staffel in der Zielgruppe deutlich steigerte. Mit Blick auf die aktuelle Lage von Sat.1 muss der Sender sich mit diesen Werten also fast schon zufrieden zeigen, gleichzeitig ist eine Fortsetzung nicht auszuschließen. Festzuhalten bleibt, dass Fernsehdeutschland offenbar noch nicht gesättigt ist, was den Konsum moralisch zweifelhafter Unterhaltungssendungen angeht.