Kommen wir zu Ihrer Fernsehlaufbahn, dem größten Lebensthema des Frank Elstner. Wenn man sich die so anschaut, dann ragt da «Wetten, dass..?» nicht nur deshalb heraus, weil es das größte Ding ist, was Sie jemals gedreht haben, sondern auch, weil es ihre TV-Karriere eigentlich zweigeteilt hat. Wie würden Sie die Lage davor und die danach beschreiben?
Das kann ich Ihnen schnell beschreiben: Mein erster Haupteinsatz als Moderator war «Spiel ohne Grenzen», zusammen mit Camillo Felgen. Das war für mich die beste Schule überhaupt. Ich habe dadurch das europäische Fernsehen kennengelernt, ich habe das Fernsehen in England, in Frankreich, in Holland, in Italien kennengelernt, in der Schweiz und bei uns. Wenn man so will, waren das meine Lehrjahre, die aber sehr gut bezahlt worden sind. Das war eine wunderbare Zeit. Man hat mit verschiedenen Sprachen operiert, man hat verschiedene Mentalitäten kennengelernt, man hat festgestellt worüber die Briten, die Italiener, die Deutschen lachen. Diese Zeit hat ein solches Füllhorn über mir ausgeschüttet, dass ich einfach gut berieselt worden bin und dass das Pflänzchen dadurch sehr gepflegt und immer größer und zufriedener wurde. Dadurch bekam ich ja danach auch die Einzelmoderation von den «Montagsmalern» angeboten. Der Titel ist von mir.
Die Einführung von Kindern im Abendprogramm einer öffentlich-rechtlichen Anstalt war damals eine Sensation. Die ganze Geschichte mit "Hund, Katze, Maus...", die viele Menschen zum Lachen gebracht hat, entstammt aus dieser Zeit. Das war, sagen wir mal, die Zeit, wo ich mich als Moderator gefestigt habe. Das endete ja auch mit dem Angebot von verschiedenen Anstalten "Kommen Sie zu uns, kommen Sie zu uns!", "Sie können auch größere Sendungen kriegen...!", aber ich habe mich ja erstmal aus disziplinären Gründen wieder nach Luxemburg zurückgezogen und versucht, Radio Luxemburg wieder auf Vordermann zu bringen, weil ich das ein bisschen habe schlabbern lassen, durch diesen Fernseherfolg.
Dann kamen eben die anderen Zeiten: Ich habe bei RTL meine Arbeit gehabt, ich habe beim ZDF meine Arbeit gehabt, ich habe als Produzent für Sat.1 gearbeitet und erfolgreicher noch als «Wetten, dass..?» ist eigentlich «Mann-O-Mann» gewesen, weil das international die Idee von mir war, die am meisten verkauft worden ist. Es gibt kein spanisch sprechendes Land, in dem nicht «Mann-O-Mann» als «Uno para todas» gelaufen ist. Also das sind Dinge, die man hier gar nicht mehr weiß.
Gut, dass Sie nochmal daran erinnern! Jetzt kommen wir aber natürlich nicht um «Wetten, dass..?» herum. Sie werden ja immer und immer wieder überall auf die Show angesprochen. Nervt Sie das inzwischen eigentlich schon oder freut es Sie nach wie vor?
Ich habe damit überhaupt kein Problem. Wenn Sie an eine große Pop-Gruppe denken wie die Rolling Stones, dann müssen die, wenn die irgendwo auftreten, immer "Satisfaction" singen. Dabei haben sie hunderte von anderen tollen Aufnahmen gemacht. Bei mir ist es eben «Wetten, dass..?» und bei einem Schlagersänger ist es sein letzter oder größter Hit. Das ist ja ganz menschlich, dass die Menschen einen auf den größten Erfolg ansprechen. Letzten Endes freut mich das. Was kann mir Besseres passieren, als dass mir einer sagt "Mensch, bist du nicht der Alte von «Wetten, dass..?»?!". Dann sage ich "Klar!" und freu mich.
Ja, nach der langen Gottschalk-Ära ist das dann wohl schon direkt etwas Besonderes, wenn man noch als vormaliger «Wetten, dass..?»-Moderator erkannt wird...
Genau, genau!
Sich selbst haben sich in Ihrem Buch als "eine Art Verkäufer" von «Wetten, dass..?» bezeichnet und Gottschalk als den Moderator mit "Star-Appeal". Wo würden Sie dann Wolfgang Lippert und Markus Lanz einordnen?
Also der Wolfgang Lippert hatte damals das große Pech, dass er als Vertreter der neuen Bundesländer vielleicht nicht den glaubhaften Glanz in die Sendung gebracht hat, den Thomas Gottschalk hinterlassen hatte. Der Wolfgang ist für meine Begriffe ein bisschen hart behandelt worden, denn er ist ein großer Moderator. Auf der Bühne kann er alles, er ist erstklassig ausgebildet: Er kann singen, er ist ein Entertainer, er kann tanzen. Ich halte sehr, sehr große Stücke auf Wolfgang Lippert, aber es war nicht seine Zeit, als er das übernommen hatte. Bei Markus Lanz kann ich nur sagen, dass ich mich sehr darüber ärgere, dass es weite Kreise gibt, die ihm nicht die Chance geben, mit drei, vier Sendungen erst einmal in dieses Genre einzusteigen. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die ihn sympathisch finden, die ihn gerne haben, er kann auch gut fragen, er ist mit seiner Sportlichkeit ein wunderbarer Moderator für «Wetten, dass..?». Wenn die Häme und die Eifersucht von anderen Seiten etwas weniger werden und man bei ihm nicht nur guckt, was er falsch macht, sondern bei ihm auch mal guckt, was er richtig macht, dann glaube ich, ist er auf einem guten Weg. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen.
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