Hingeschaut

Die Realität trägt seltsame Früchte

von

500 Gäste waren das Ziel – ansonsten steht die Partycrew vor dem Aus. Klarer als bei «Deutschlands Partymacher» kann ein Format nicht aufgebaut sein.

Voll das junge Publikum im Blick: Die Unter-30-Jährigen, so wohl das allgemeine Gedanken gut, feiern und saufen sich am Freitag- und Samstag-Abend die Seele aus dem Leib, sollen sich dann am Sonntag gerne ein bisschen ausruhen und schon am Montagabend wieder Lust auf die nächste Party bekommen. Anders ist es nicht zu erklären, dass RTL II in dieser Woche den Piloten von «Deutschlands Partymacher» zeigte und ab kommender Woche am Montagabend einen Mega-Erfolg aus Österreich («Saturday Night Live») adaptiert. Die Partymacher-Doku kommt von der Firma Joker Productions, die im RTL II-Programm unter anderem schon mit den Doku-Hits «Die Geissens» und «Die Wollnys» vertreten ist.

Der Sender legt Wert darauf, dass alles, was passiert, auch wirklich echt ist. Nichts ist gescripted, zu sehen gibt es eine Doku. Gutes Handwerk aber ist, wenn man allein durch die Auswahl der Protagonisten schon einen gewissen Weg vorgibt. Es ist deutlich anzusehen, dass sich die Macher vor dem Start der Dreharbeiten viele Gedanken über die Zusammenstellung des Casts gemacht haben. Kopf der Partymacher-Crew ist Nana, ein Dunkelhäutiger mit knallgrüner Brille. Julia wird als sportliche Partymaus beschrieben, der gut aussehende Flo ist Schatzmeister und dazu kommt noch der Kleinwüchsige Rapper Sascha.

Zusammengestellt ist also ein fast so schlagkräftiges Ensemble wie bei MTVs «Jersey Shore». Von Kritikern in den USA absolut in den Boden gestampft, ist nicht zu verleugnen, dass die Serie in den Staaten der Ober-Knaller aus Quotensicht war. Bei «Deutschlands Partymacher» verhält es sich ein bisschen anders. Der Sender selbst sagt, man habe bei den Dreharbeiten im vergangenen Sommer das Projekt der Crew mit Kameras begleitet.

Wohlwollend formuliert dürfte es den Machern aber in die Hände gespielt haben, dass die realen Ereignisse wohl nicht besser von Autoren hätten geschrieben können. Von Anfang an wird dem Zuschauer ein klares Ziel vermittelt: Die Partymacher wollen ihr nächstes Event machen, die Kriegskassen dafür sind aber eher leer. Deshalb muss die Party ein Erfolg werden und sie wird es nur dann, wenn mindestens 500 Leute in den Club kommen.

Im Laufe der 45 Minuten sieht es zunächst einmal gar nicht danach aus – trotz intensiver Bemühungen und (skurriler?) Promo auf der Straße bleibt der Club leer. „Man hier ist einfach noch niemand. Wir müssen jetzt die Ruhe bewahren“, hört man Julia sagen – noch hinzufügend: „Weißt du, es geht um meinen Arbeitsplatz. Die Party muss ein Erfolg werden.“ In Interviewpassen macht auch Chef Nana die bedrohliche Situation klar. Wie soll er allen anderen nur erklären, dass das die letzte Party gewesen ist. Für immer. Für ewig.

Die überraschende Wendung kommt dann in den letzten drei Minuten – musikalisch unterlegt mit „Turn me on“, dem Club-Hit von David Guetta und Nicki Minaj. Goldglitter übrigens ebenfalls inklusive. Manchmal verläuft die pure Realität eben wie in einem Drehbuch. Am Ende waren es übrigens nicht nur 500 Leute im Club (der Sprecher musste es gen Ende noch einmal erwähnen, um das Ziel auch dem Letzten verständlich zu machen), sondern 872 Feierwütige.

Das Ziel der Sendung aber ist gescheitert: Auch wenn bei der bloßen Betrachtung des Formats nicht einwandfrei festgestellt werden kann, ob die Produktion grandios gescripted oder echt ist – bleiben nach Ansicht von «Deutschlands Partymacher» Zweifel an der Langlebigkeit des Konzepts. Wie soll die Grundkonstellation über eine ganze Staffel getragen werden? Eine Partymacher-Crew birgt eben nicht die Themenvielfalt wie die kunterbunte Familie Wollny oder Carmen und Robert Geiss. Auch deshalb wäre es überraschend, wenn es 2013 noch mehr geben würde von Partychef Nana und seiner Feiercrew.

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