Der neue Sat.1-Chef Nicolas Paalzow lässt derzeit nichts unversucht, aus der aktuellen Quotenkrise baldmöglich herauszukommen. Für Zuschauer und Produzenten gleichermaßen erfreulich ist, dass endlich wieder mehr entwickelt und probiert wird - und dass die Chefetage von ProSiebenSat.1 wohl eingesehen hat, dass dem Privatsender auch genügend Geld für die Entwicklung von Ideen oder dem Einkauf von Formaten zur Verfügung gestellt werden muss. Vergangene Woche beispielsweise vermeldete die Pressestelle des Senders, dass man sich das ausländische Format «Stalkers» gesichert habe und die Reality-Show noch 2013 nach Deutschland bringen werde. Am Dienstag dann folgte die Mitteilung, dass Sat.1 die Rechte an der britischen Tanzshow «Got to Dance» hält.
Zudem arbeitet man an zwei Show-Neuauflagen, die sicherlich für Gesprächsstoff sorgen werden, wie Quotenmeter.de weiß. Zum einen will Paalzow die einst erfolgreiche Fußball-Sendung «Sportfreunde Pocher» im Sommer dieses Jahres auf den Schirm zurückbringen. Oliver Pocher machte hierzu jüngst in einer «Samstag Live»-Sendung schon eine kleine, unscheinbare Anmerkung. Dass Sat.1 das Format nach dessen erster Staffel 2009 nicht fortsetzte, war zumindest quotentechnisch nicht zu erklären. Die regulären Casting-Folgen kamen am Samstagabend auf gute 12,3 Prozent Marktanteil im Schnitt. Das letztliche Live-Spiel gegen die Bayern holte sogar bis zu über 35 Prozent in der Zielgruppe.
Danach liebäugelte man bei Sat.1 eher mit anderen Fußball-Shows, wollte via Casting zum Beispiel eine «ran-Elf» suchen. Trotz Bewerbungsaufrufen im Programm wurde die Sendung aber nie verwirklicht. In der nun zweiten Staffel von «Sportfreunde Pocher» werden wieder starke Kicker gesucht – der letztlichen Elf winkt am Ende wahrscheinlich ein Freundschaftsspiel gegen den noch amtierenden deutschen Meister Borussia Dortmund. Neben «Sportfreunde Pocher» hat Nicolas Paalzow noch eine andere internationale Produktion entdeckt, in der er Potential sieht. Es ist «Hell's Kitchen», das in Deutschland somit ebenfalls neuaufgelegt werden würde.
RTL zeigte das Format 2005 schon einmal unter dem Namen «Teufels Küche» (Foto), nachdem man mit «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» erste Erfolge feierte. In der Sendung müssen zehn prominente Hobbyköche die Gäste eines Luxusrestaurants angemessen bewirtschaften. Zunächst waren die Kontrahenten in zwei Teams aufgeteilt, bevor später jeder für sich kämpfte. Nach einer Schonfrist wird in jeder Ausgabe ein Koch aus der Sendung durch die Anrufe der Zuschauer herausgewählt, sodass im Finale drei Duellanten um den Sieg kämpfen. Weil der Auftakt nur 14,2 und das Finale gerade einmal 16,4 Prozent Marktanteil ergatterten, verfolgte der Kölner Sender das Projekt nicht weiter. RTL zeigte die Show Dschungel-like als zweiwöchtiges Event.
Im Mutterland Amerika wird die Show im März in ihre mittlerweile elfte Staffel starten; TV-Koch Gordon Ramsey ist in den Staaten ein ähnlicher Star wie hierzulande Christian Rach (der übrigens «Teufels Küche» machte). Die internationalen Formatrechte liegen bei ITV, die Firma stellt für Sat.1 die Erfolgsserie «Der letzte Bulle» her. Mit der Adaption von «Hell's Kitchen» geht auch eine Strategieänderung des Senders am Montagabend einher. Der Flurfunk besagt, dass Sat.1 die Show montags senden will, wenn die erfolgreichen deutschen Serien pausieren. Als Starttermin für die Kochshow hat man den Herbst ins Auge gefasst; welcher Fernsehkoch dem Format ein Gesicht geben wird, ist aber noch unklar.
Sat.1 wollte im Übrigen die Quotenmeter.de vorliegenden Informationen noch nicht bestätigen - wohl auch, weil bei beiden Formaten noch einige Details zu klären sind. Im Gespräch mit Quotenmeter.de sagte Sendersprecherin Diana Schardt: "Wie bekannt ist, arbeiten wir derzeit an vielen Neuentwicklungen." Spekulationen aber werde sie nicht kommentieren.