Nach dem Ausstieg von ProSieben ist «Unser Song für Malmö» nur in der ARD zu sehen. Wie in den Vorjahren kommt erneut Unterstützung von der Kölner Produktionsfirma Brainpool TV. Der NDR ist technischer Dienstleister. Ebenfalls an Bord bleibt der Regisseur Ladislaus Kiraly, der schon die vergangenen beiden Finalshows des «Eurovision Song Contests» (ESC) inszenierte. Auch bei Shows wie «Schlag den Raab» hat dieser die Macht der Bilder. Die ARD setzt ebenfalls auf eine Online-Abstimmung, die erstmals direkten Einfluss auf das Finale hat. Das klassische Telefonvoting während der Livesendung und ein Expertenurteil entscheiden zu jeweils einem weiteren Drittel über den deutschen Beitrag für Malmö.
Gemäß ESC-Reglement greift die Europäische Rundfunkunion (EBU) als zentraler Organisator nicht in die Entscheidungsfreiheit ihrer Mitglieder ein. Jeder teilnehmender Sender darf selbst entscheiden, wie die ESC-Vorauswahl getroffen wird. Einzige Bedingung laut EBU-Richtlinien: Die nationalen Auswahlen müssen „fair und transparent“ sein. Die meisten Länder setzen auf das klassische Televoting oder eine Experten-Jury. 39 Nationen singen in etwa 13 Wochen um die Wette. Aktuell steht etwa die Hälfte der Songs final fest. Zuvor traf die europäische Schuldenkrise auf die bis dahin heile Grand Prix-Welt: Portugal, die Slowakei und Bosnien-Herzegowina sagten die diesjährige Teilnahme aus Kostengründen ab. Auch die Türkei ist nicht dabei, weil die Verantwortlichen mit dem Reglement nicht einverstanden sind. Armenien ist nach einem Jahr Pause wieder dabei.
Neben zwei fix gesetzten Titeln, wählten die Spanier per Online-Voting vorab aus zwei weiteren Songs ihren Favoriten. Die drei Lieblingstitel werden am 26. Februar in der Entscheidungs-Show in Barcelona performt – allerdings alle von einer Band. Der Fernsehsender TVE ernannte das in Spanien bereits bekannte Band-Trio „El Sueño de Morfeo“ zum spanischen ESC-Teilnehmer für Nordeuropa. Ob dieser Traum von Morpheus, dem griechischen Gott der Träume, beim ESC wahr wird, bleibt abzuwarten. Prominentestes Bandmitglied dürfte die Ex-Freundin von Formel 1-Pilot Fernando Alonso sein. Die finale Song-Entscheidung treffen die Zuschauer per Telefonvoting gemeinsam mit einer Fachjury. Vor einigen Jahren setzte das spanische Fernsehen noch auf ein quotenstarkes Castingshow-Format, das viele Reality-Elemente von «Big Brother» vereinte. Entwickler war kein geringerer als John de Mol selbst. «Operación Triunfo» - der Name war Programm: Der Sieger der Show wurde zum Grand Prix geschickt. In den darauffolgenden Staffeln wurde die Show allerdings wieder von der Song Contest-Teilnahme entkoppelt.
Fernseh-Österreich entscheidet am Freitag bei «Österreich rockt den Song Contest», wer die Gesangskrone in die Alpenrepublik holen soll. Der ORF wählte vorab fünf Nachwuchstalente aus, die einen Song einreichten mussten. Mirjam Weichselbraun, die zuletzt den ZDF-Jahreswechsel am Brandenburger Tor mit Joko und Klaas moderierte, wird mit ORF-Kollege Andi Knoll moderieren.
Bereits im Dezember konnte die Popband Heilsarmee das Schweizer Ticket für Malmö lösen: Über 37 Prozent der Zuschauer wählten den Song „You And Me“ unter acht Teilnehmern aus. Damit siegte die Gruppe auch gegen Jesse Ritch, der in Deutschland durch die Teilnahme bei der neunten Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» bekannt wurde. Kritik hagelte es dennoch für die Schweizer Truppe: Sowohl der Name der Band als auch die Uniformen, in denen diese auftreten, passten laut der Europäischen Rundfunkunion (EBU) nicht in das Reglement. Die Band soll nun unter einem anderen Namen sowie in einem anderen Outfit nach Schweden reisen. Die sechs Bandmitglieder sind tatsächlich Teil der Berner Heilsarmee. Laut EBU-Richtlinien sind „Texte, Ansprachen und Gesten politischer Natur während des Contest untersagt. Dies gilt ebenso für Texte oder eine Bühnenshow, die den Wettbewerb allgemein in Misskredit bringen könnten.“ Jegliche Werbung oder Markennamen sind ebenfalls streng untersagt. So gab es 2012 einen ähnlichen Eklat um einen sogenannten „Facebook-Song“, der von Komponist Ralph Siegel kurzerhand wieder umgeschrieben werden musste.
Schweden zählt zu den erfolgreichsten und enthusiastischen Song Contest-Nationen in ganz Europa. Die mehrteilige nationale ESC-Auswahlrunde «Melodifestivalen» zählt zu den meistgesehenen TV-Sendungen. Ähnliche Konzepte haben auch die anderen skandinavischen Länder wie Dänemark oder Norwegen gewählt– mit ähnlich starkem Quotenerfolg.
In sechs Shows wählen die Schweden ihren Song für Malmö: In den ersten vier Semifinal-Shows werden insgesamt 32 Songs vorgestellt. Zwei davon qualifizieren sich jeweils direkt für das große Finale, das am 9. März mit zehn Finalisten in Stockholm on-air geht. Anfang März gibt es eine sogenannte „Second-Chance“ für zwei weitere Künstler. Die Jury besteht zum Teil auch aus Mitgliedern, die im täglichen Leben nicht unbedingt etwas mit Musik zu tun haben. Zusätzlich gibt es die Chance auf eine Art „Wildcard“. Mit diesem Joker ist der Auftritt in einer der TV-Sendungen sicher – auch ohne voriges Juryurteil hinter den Kulissen. Im Finale entscheiden wieder Televoting und Jury-Wertung über den schwedischen Beitrag bei Europas größter Musikshow.
Ende Januar entschieden sich auch unsere dänischen Nachbarn beim quotenstarken «Dansk Melodi Grand Prix 2013». Nachdem alle zehn Künstler performt hatten, kamen die beliebtesten drei Acts in das sogenannte „Super-Finale“, wo sie erneut auftreten mussten. Die junge Emmelie de Forest konnte mit dem Song „Only Teardrops“ die Jury und Zuschauer überzeugen.
In der kommenden Woche folgen noch die nationalen ESC-Entscheidungen von Teilnehmerländern wie Italien, Lettland, Griechenland und Irland. Anfang März entscheiden sich zudem Armenien, Estland, Serbien, Israel, Rumänien sowie Mitte März auch Moldawien, bevor im Mai der «Eurovision Song Contests 2013» steigt. Bis dahin ist es für die nationalen Vorentscheide noch ein langer Weg zu „12 Points“.