Karneval, Fasching oder Fastnacht – ganz gleich, wie man das alljährliche Spektakel betiteln möchte, gehört eine nicht enden wollende Flut an öffentlich-rechtlichen Übertragungen zu diesem Anlass Jahr für Jahr zu den mehr oder weniger liebgewonnenen Traditionen. Während die Straßen in Konfetti und Alkohol ertrinken, macht es sich vor allem die ältere Zuschauergeneration lieber vor den Mattscheiben gemütlich. Welches Format überzeugte das Fernsehpublikum dabei am meisten?
Zahlenmäßig am stärksten Vertreten waren bei den Ausstrahlungen neben dem Ersten und dem ZDF der SWR und das Bayerische Fernsehen. Den Auftakt machte der SWR mit «Alleh Hopp» am 18. Januar, wobei es sich um einen Rückblick ins vergangene Jahr handelte. Gezeigt zur besten Sendezeit, lockte das Format 0,73 Millionen und 2,2 Prozent aus dem Gesamtpublikum vor die Fernseher, aus den Reihen der 14- bis 49-Jährigen fanden sich 0,05 Millionen und 0,4 Prozent ein. Insgesamt lag «Alleh Hopp» damit über dem Senderschnitt von 1,7 Prozent, bei den 14- bis 49-Jährigen wurde die Hürde (0,6 Prozent) jedoch gerissen.
Die Nachbarn vom Bayerischen Fernsehen machten es diesbezüglich am 25. Januar besser. «Schwaben weissblau, hurra und helau» kam auf 1,34 Millionen und 4,3 Prozent insgesamt und sprach 0,10 Millionen und 0,9 Prozent der Jungen an. Die üblichen Einschaltquoten des Senders von 1,8 bzw. 0,8 Prozent wurden damit klar übertroffen. Am Senderschnitt scheiterte in diesem Jahr die erste Sendung des Ersten zum Anlass: «Wider den tierischen Ernst» kam am 28. Januar über 3,69 Millionen und 10,8 Prozent nicht hinaus, bei den 14- bis 49-Jährigen musste die Show aus Aachen niedrige 0,3 Millionen und 2,3 Prozent Marktanteil hinnehmen. Am Donnerstag derselben Woche gezeigt, machte es «Bütt an Bord – Narrenschiff ahoi» ab 21.45 Uhr besser und lockte 3,48 Millionen und 13,9 Prozent aus dem Gesamtpublikum zum jecken Programm. Allerdings wusste auch diese Sendung die Jugend nicht zu überzeugen, in dieser Zuschauergruppe wurden nur 0,27 Millionen und 2,7 Prozent ausgewiesen.
Am 1. Februar zeigte das Bayerische Fernsehen «Fastnacht in Franken» – und landete erneut einen ausgesprochenen Einschaltquotenhit. Obgleich sich Das Erste seit Jahren darum bemühen soll, das Format ins Hauptprogramm zu holen, verweilt die Sendung bei den Dritten. Das bescherte dem Kanal 3,81 Millionen und 12,5 Prozent aus dem Gesamtpublikum zur besten Sendezeit, aus den Reihen der 14- bis 49-Jährigen schalteten 0,55 Millionen und sehr gute 5,5 Prozent ein. Damit begeisterte man mehr Zuschauer, als zeitgleich Das Erste. Auch die Wiederholung am folgenden Tag erreicht 2,04 Millionen und 7,3 Prozent insgesamt sowie 0,32 Millionen und 3,2 Prozent bei den Jungen.
Das ZDF nahm am 5. und 7. Februar jeweils ab 20.15 Uhr Karneval ins Programm. Am Dienstag wurde «Karneval Hoch Drei» gezeigt, zwei Tage darauf flimmerte «Mer losse d'r Dom in Kölle» über die Bildschirme. Für erstere Sendung wurden 4,34 Millionen und 13,9 Prozent der Zuschauer ab drei Jahren ausgewiesen, bei den 14- bis 49-Jährigen generierten 0,41 Millionen und 3,5 Prozent. «Mer losse d'r Dom in Kölle» kam sogar auf 5,10 Millionen und 16,4 Prozent. Während die Sendungen damit insgesamt über jeden Zweifel erhaben waren, zeigte sich auch die Ausstrahlung am Donnerstag bei den jungen Fernsehenden mit 0,52 Millionen und 4,5 Prozent deutlich unterdurchschnittlich.
Der hr ging ebenfalls am 7. Februar mit der «Hessischen Weiberfastnacht» an den Start. Dabei überschnitt sich das Programm teilweise mit der erfolgreichen Karnevalssendung im ZDF, was dem Zuschauerinteresse aber keinen Abbruch tat. Insgesamt schalteten 0,42 Millionen und 2,1 Prozent ein, bei den jüngeren Zuschauern wurden 0,04 Millionen und 0,5 Prozent gemessen. Während letzterer Wert dem Senderschnitt entsprach, wurde dieser beim Gesamtpublikum (1,1 Prozent) deutlich überboten. Auch am Freitag der Woche mussten die Fernsehenden nicht ohne Karneval auskommen. Das Erste übertrug «Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht» ab 20.15 Uhr in epischer Länge von vier Stunden. Die Zuschauer bedankten sich mit einem fantastischen Marktanteil von 23,2 Prozent bei 6,50 Millionen Interessierten ab drei Jahren. Mit 0,66 Millionen und 6,4 Prozent wurde bei den 14- bis 49-Jährigen immerhin der Senderschnitt erreicht.
Am Samstag, den 9. Februar, schickten sowohl der SWR als auch Das Erste Närrisches ins Rennen. Während «Alleh Hopp» im Dritten auf 0,85 Millionen und 2,9 Prozent insgesamt sowie 0,09 Millionen und 0,9 Prozent bei den Jungen kam, erfüllte «Düsseldorf Helau» im Hauptprogramm die Erwartungen. Bei allen Zuschauern wurde eine Einschaltquote von 4,39 Millionen und 14,2 Prozent ermittelt, aus den Reihen der 14- bis 49-Jährigen konnten sich 0,51 Millionen und 4,6 Prozent begeistern. Den Abschluss des Treibens bildeten die Rosenmontagsumzüge aus Mainz, Düsseldorf und Köln, die Das Erste hintereinander im Nachmittagsprogramm übertrug. Dabei wurden sehr gute Werte von 15,8 bis 18,4 Prozent beim Gesamtpublikum ausgewiesen, die jüngeren Zuseher generierten durchschnittliche Marktanteile von 5,7 bis 6,7 Prozent.
Das Karnevalsprogramm darf für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als voller Erfolg angesehen werden. Es bedarf keines Hellsehers, um zu prognostizieren, dass sich am oftmals fehlenden Interesse jüngerer Generationen in naher Zukunft nichts ändern wird. Das dürfte jedoch, trotz allen Bedauerns ob der niedrigen Einschaltquoten, kaum etwas an der Programmgestaltung ändern.