Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag zum 85. Mal die Academy Awards verliehen werden, blicken Filmfans aus aller Welt nach Los Angeles – und werden aller Wahrscheinlichkeit nach eine der ungewöhnlichsten Oscarnächte aller Zeiten erleben. «Argo» ist auf dem besten Weg, zahlreiche Statistiken auf den Kopf zu stellen, mit Trickfilmmacher Seth MacFarlane ist ein junger, wilder TV-Produzent der Moderator des Abends und in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ treten die jüngste und älteste nominierte Schauspielerin aller Zeiten gegeneinander an.
Welche Filme haben gute Siegeschancen, was darf man bei der großen Show erwarten und was verrät uns ein Blick zurück auf die Oscar-Historie?
«Argo» ist auf dem besten Weg, sogleich mehrfach Oscar-Geschichte zu schreiben. Sollte Ben Afflecks Thrillerdrama den Preis für den besten Film gewinnen, so wäre es erst der vierte, dem dies gelingt, obwohl er keine Nominierung für die beste Regie aufweist. Es wäre der erste seit «Die Stunde des Siegers», der nicht zu den drei am meisten nominierten des Jahres gehört, und dennoch den Hauptpreis gewinnt. Und Ben Affleck wäre der erste Regisseur, der den Golde Globe und den Preis der Director's Guild of America gewinnt sowie als Produzent den Oscar für den besten Film – ohne eine Regienominierung bei den Oscars zu haben.
Trotz dieser Statistik gehört «Argo» zu einem der sicheren Tipps. Ben Afflecks Thrillerdrama gewann sämtliche relevanten Indikatorpreise, darunter die wichtigsten Auszeichnungen der Produzenten-, Regisseurs- und Darstellergewerkschaften. Weitere dank der Indikatorpreise nahezu garantierte Entscheidungen: «Argo» gewinnt für den besten Schnitt, Anne Hathaway («Les Misérables») als beste Nebendarstellerin, Daniel Day-Lewis («Lincoln») als bester Hauptdarsteller, «Liebe» als bester nicht-englischsprachiger Film und „Skyfall“ als bester Song.
Kathleen Kennedy, Produzentin von «Lincoln» ist die Produzentin mit den meisten Oscar-Nominierungen ohne auch nur einen einzigen Sieg.
Daniel Day-Lewis wäre der erste Schauspieler, der drei Mal in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ gewinnt.
Nicht garantiert, jedoch sehr wahrscheinlich, sind folgende Oscar-Entscheidungen: «Life of Pi» gewinnt den Preis für die besten Effekte (es ist der einzige nominierte Film mit einer Nennung in der Hauptkategorie, und seit 1970 hat kein nicht-nominierter Film einen „Bester Film“-Anwärter in dieser Sparte bezwungen), «Anna Karenina» gewinnt für die besten Kostüme und die beste Ausstattung und Annie-Award-Abräumer «Ralph reicht's» wird als bester Trickfilm prämiert.
«Silver Linings» ist der erste Film seit «Reds» von 1981, der in sämtlichen Schauspielkategorien nominiert wurde.
Laudationen wird es dieses Jahr von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Jane Fonda, Kristen Stewart, Jennifer Garner, Kerry Washington, Jennifer Aniston, Michael Douglas, Jamie Foxx, Paul Rudd, Salma Hayek-Pinault, Melissa McCarthy, Liam Neeson, John Travolta, Ben Affleck, Jessica Chastain, Jennifer Lawrence, Halle Berry, Sandra Bullock, Nicole Kidman, Resse Witherspoon, den Vorjahresgewinnern Jean Dujardin, Christopher Plummer, Octavia Spencer, Meryl Streep, dem Duo Mark Wahlberg und seinem sprechenden Teddy Ted und den Avengers-Darstellern Robert Downey Jr., Chris Evans, Samuel L. Jackson, Jeremy Renner und Mark Ruffalo geben.
John Williams, Komponist von «Lincoln», ist mit 48 Nominierungen der am häufigsten nominierte noch lebende Filmkünstler.
Showeinlagen gehören fest zu den Pflichtelementen einer jeden Oscar-Verleihung, und dieses Jahr nehmen sie wieder einen größeren Raum ein als zuletzt. So führen Jennifer Hudson, Catherine Zeta-Jones, Hugh Jackman, Amanda Seyfried, Russell Crowe, Anne Hathaway, Eddie Redmayne, Aaron Tveit, Helena Bonham Carter und Samantha Barks eine Tribute-Nummer über die wichtigsten Musicalfilme der vergangenen zehn Jahre auf. Außerdem feiert die Academy das goldene Jubiläum von James Bond und im Gegensatz zur vergangenen Verleihung werden auch wieder nominierte Songs vorgetragen.