7. KALENDERWOCHE 2013
SONNTAG - 17. Februar
Magazine entlarven Pferdefüße
Für investigative und verbraucherorientierte Magazine des deutschen Fernsehens ist der Pferdefleischskandal (Versuchen Sie das Wort mal nach ein paar Wodka auszusprechen!) buchstäblich ein gefundenes Fressen. Deshalb bombardierten sie am sonst so lauen Sonntag gleich mehrfach die Meldungsticker mit ihren neuesten Erkenntnissen. RTL-Revolverreporter von «Extra» schlugen Alarm, weil sie in einem von 20 Döner-Läden in Leipzig und Berlin Pferdefleisch entdeckt hätten. Schlimm! Der NDR-«Markt» informierte über Pferdefleisch im Chili con Carne bei REWE, nachdem der Supermarkt bereits selbst darauf hingewiesen hatte.
MONTAG - 18. Februar
Der instabile Jauch
Da tut man sich als eigentlich ohnehin schon genug gebeutelter "Wochenschau"-Autor zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit am Montagabend wieder «Wer wird Millionär?» an und was muss man sehen? Jauch wie er stolpert! Nach der Auswahlfrage lief er zum gefühlt drei millionsten Mal mit einer neuen Kandidatin zur Studiomitte und stolperte kurz vor dem Stuhl über die eiserne Rundplatte im Boden. Kein Grund zur Schadenfreude: Er ist dabei nicht gefallen, sondern kam nur ins Schwanken. Ein Gefühl, das einem Günther Jauch bis dato völlig unbekannt war. Oh Gott! Kann das abgehalfterte WWM künftig noch weiter sinken?
DIENSTAG - 19. Februar
Zweifeln und Staunen
Gerade in diesen schweren Zeiten des Papst-Rücktritts liest man doch gerne gute Botschaften vom absoluten Lieblingssender der "Wochenschau", von Bibel TV. Eine ersehnte davon kam Dienstag via Feuerzunge auf uns herabgeschwebt: Der christliche Spartensender wird vom 4. bis zum 11. März die überkonfessionelle Großveranstaltung ProChrist 2013 aus der Porsche-Arena in Stuttgart übertragen. Bei diesem "größten Gottesdienst Europas", der in 17 Länder ausgestrahlt wird, geht es rund ums Thema "Zweifeln und Staunen". Selbiges kann man über Bibel TV ja auch nur immer wieder. Bestimmt wird das Event sogar zur Eurovisions-Sendung...
MITTWOCH - 20. Februar
«Was bin ich (für eine Umfrage)?»
Die TV-Zeitschrift "Auf einen Blick" hat bei Emnid eine Umfrage unter mehr als 1000 Leuten durchführen lassen, welche klassischen TV-Shows die Deutschen gerne wieder sehen würden. 80 Prozent aller Befragten seien überhaupt dafür zu haben und «Was bin ich?», «Dalli Dalli» sowie «Spiel ohne Grenzen» holten die ersten drei Plätze. Kai Pflaume und Stefan Raab lägen also richtig. Hä? Wieso lässt man denn überhaupt über «Dalli Dalli» abstimmen, bzw. nennen Befragte diese Sendung, wo es doch bereits eine Neuauflage gibt? Und dass «Schlag den Raab» das moderne «Spiel ohne Grenzen» sei, ist wohl eher ein Wunschtraum der Redaktion.
DONNERSTAG - 21. Februar
Klum für Qualität
Das war doch tatsächlich Heidi Klum, die sich da am Donnerstag in der GALA zur Qualität bekannte. Hätte man vor der gar nicht vermutet. Wegen der neuen GNTM-Produktionsfirma bei der kommenden Staffel sei sie "schon ein bisschen nervös", weil sie dieses Jahr mit einem komplett neuen Team arbeite. Verständlich, birgt es doch die Gefahr, dass Heidi mit vielen neuen Leuten agieren muss, die viel schlauer und besser sind als sie, es ihr aber leider nicht sagen dürfen. Weil sie mit ihrem Namen für GNTM steht, könne sie keine niveaulosen Sachen machen und sich nicht von der Quote beeinflussen lassen. Klar, auf ProSieben ohnehin nicht.
FREITAG - 22. Februar
Kulinarischer Single-Abend
Also man muss es unserer geliebten Casting Concept GmbH ja wirklich mal zugutehalten, dass sie so viel für Singles tut - egal aus welchen Schichten und Altersgruppen. In einem Newsletter von Freitag suchte sie nun "für ein seriöses TV-Format, in dem sich Singles kennenlernen und zusammen einen aufregenden und kulinarischen Abend verbringen" können, Ledige im Alter zwischen 35 und 49 Jahren. Es springen obendrein auch noch 100 Euro für die Teilnahme heraus. Ja, ist das denn nicht echt nett?! Der Haken: Man muss aus Hamburg, Berlin, Köln oder Dortmund kommen. Na, da wohnen doch die meisten Singles.
SAMSTAG - 23. Februar
Mit Tonproblemen ausgehebelt
Wie es für «Wetten, dass..?»-Samstage inzwischen schon Tradition geworden ist, hier nun wieder eine Kurzkritik zur letzten Sendung: Der Dschungelkönig und seine Stellvertreterin hatten dort eigentlich nichts zu suchen, doch Joey Heindle wurde bei seinem Gebrabbel gekonnt vom ZDF mit Tonproblemen ausgehebelt und Olivia Jones war als Aufhänger der Stadtwette noch erträglich. Als letztere dann ins Schlussbild mit Heinos Musik-Act gipfelte, zeigte sich mal wieder, was die Show so besonders macht. Fazit: Das neue WD ist inzwischen verlässlich eingespielt. Ach ja: Wie viele graue Dreiteiler hat Lanz eigentlich noch im Schrank?
Herzlich Willkommen bei «Wissen nach zwölf»!
Viele Leute fragen mich immer wieder "Mensch, Ranga, sag mal: Wieso hast du in deiner ´Wochenschau´ eigentlich oft etwas von Bibel TV, «Wetten, dass..?», der Casting Concept GmbH und Co. mit drin?". Nun, die Antwort ist verblüffend einfach: Im Großhirn eines handelsüblichen Lesers befinden sich sogenannte Belohnungsareale, die anschlagen, wenn sich das Arbeitsgedächtnis in der Großhirnrinde nicht anstregen muss. Sind nun die gesamten Hirnwindungen einmal auf diesen Trichter gekommen, will der Mensch einfach nur noch Gewohnheit. Die ist sicher und gibt ihm das Gefühl der Zufriedenheit. Folglich bilden sich in jeder durchschnittlichen Kolumne im Rahmen der weltweiten Presse gewisse Beständigkeitsmuster in der Themensetzung heraus. Diese beruhigen den handelsüblichen Leser und werden in der Folge auch weiterhin immer wieder von ihm gefordert, selbst wenn er dies nicht explizit äußert. Nicht anders ist es auch zu erklären, weshalb die TV-Zeitschrift HÖRZU diese Woche wieder mit einem großen Verbraucher-Thema "Worauf achten die Deutschen beim Lebensmitteleinkauf am meisten?" geworben hat, obwohl sie noch vor ein paar Wochen bei einem Relaunch den Schwerpunkt auf die Fernsehinhalte legen wollte. "Im Sinne der Verbraucher" müsste also eigentlich heißen "Im Sinne der Großhirnrinde". Für einen Pseudo-Inder aus Luxemburg kein Problem.
Bis zum nächsten Mal bei «Wissen nach zwölf»!