Die Kritiker

«7 Tage Sex» - Eine Sendung, die die Welt nicht braucht

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Die neue Help-Doku bei RTL tut zwar niemandem weh, als befriedigend entpuppt sie sich jedoch nicht. Wenngleich das Format solide produziert wurde und respektvoll mit den Probanden umgeht, fehlt es ihr an Spritzigkeit und Originalität.

RTL geht unter die Therapeuten. Wieder einmal. Und weil man es in Köln mit aufgeschlossenen und schlitzohrigen Programmchefs zu tun hat, begibt man sich auf schlüpfriges Terrain. Fummeln für die Quote, Schnackseln in der Primetime: Ja, heute geht das! Gestellt ist das Ganze augenscheinlich nicht. Immerhin. Doch warum sollte das Publikum Pärchen beim prüden Sextalk zuhören, dabei jedoch darauf verzichten, etwas Explizites zu sehen? Denn nackte Haut beim Geschlechtsakt sieht man nicht. Warum auch? Um 21.15 Uhr finden sich noch viel zu viele Kinder vor dem Fernseher. Also hält man die interessierte Zuschauerschaft auf Distanz und macht sie zum Beobachter, wie sich Männer und Frauen über Sex unterhalten, wie sie sich abmühen, dabei locker zu sein und wie sie mit allen Mitteln versuchen, das Hauptthema an sich bloß nicht zu explizit in Szene zu setzen. Ein zweischneidiges Schwert: Natürlich braucht man keine Pornographie im frei empfangbaren Fernsehen und schon gar nicht zur besten Sendezeit. Doch wenn man schon meint, Sex als Dreh- und Angelpunkt einer neuen Primetimesendung auszuwählen, dann doch bitte ordentlich. Das ist der Durchschnitts-TV-Konsument doch mittlerweile schon aus dem Nachmittagsprogramm gewohnt.

So aber bemüht sich RTLs x-tes Helpformat mit dem Titel «7 Tage Sex» darum, seriöse Partnerberatung zwischen den Laken zu bieten. Kecke Sätze wie „Ein Stößchen auf deine Stößchen!“ sollen da wohl vermitteln, wie hip, frisch und gewagt die ganze Szenerie ist. Doch wie der Zuschauer dabei einen Zugang zu den wahllos ausgewählten Paaren finden soll, denen man lediglich eine Einführungszeit von knappen fünf Minuten gewährt, bleibt ein Rätsel. Stereotype Begründungen wie „Ich bin abends zu müde für Sex!“ sollen dem Durchschnittszuschauer wohl eine Identifizierungsmöglichkeit bieten. „Der da im Fernsehen könnte ich sein, denn der da hat genau solche Probleme.“: Vielleicht ist das eines der Hauptargumente für ein Publikum, sich eine derart schwammig ausgerichtete Sendung anzuschauen. Denn im Gegensatz zu RTLs üblichem Verständnis des Begriffs „Unterhaltung“ begnügt man sich in «7 Tage Sex» nicht damit, mithilfe von Vorführungen der Kandidaten oder theatralischen Schicksalsschlägen Entertainment zu generieren. Hier geht es zwar offensichtlich um echte Geschichten, die zumeist in authentischer Weise dargeboten werden, doch ob es diese Art der Probleme schafft eine ganze Sendung über (vorerst) vier Folgen zu tragen, ist kaum wahrscheinlich. Zumal das Thema „Sex“ auf ein Podest gehoben wird, dass man sich bisweilen fragt, ob ein gescheitertes Experiment für die Probanden gleichzeitig den Untergang des Abendlandes bedeuten würde. Immerhin: Die Macher gehen jederzeit respektvoll mit ihnen um.


Zwar versucht «7 Tage Sex» zu vermitteln, mithilfe von Therapieansätzen eine Lösung für das Problem zu finden, doch aufgrund mangelnder professioneller Begleitung, zum Beispiel durch einen Eheberater, wirkt das Experiment bisweilen lachhaft und beliebig. So gibt es keinerlei Erläuterung oder Hilfestellung bei Fehlschlägen. Stattdessen überlässt man es den Pärchen, durch ihre Interaktion untereinander die gut 50 Minuten einer Folge, möglichst selbsterklärend, auszufüllen. Da man beim Casting offenbar auch Wert auf eine gewisse Form der Sympathie legte, gestaltet sich dieser Aufbau immerhin kurzweilig, doch ein Einschaltgrund ist das noch lange nicht. Und auch, dass man auf einen dramatisierenden Off-Kommentar und theatralische Musiken verzichtete sowie melodramatische Schicksalsschläge außen vor ließ, müsste eigentlich selbstverständlich sein. In einem Zeitalter, in dem Trash-TV und Scripted Realities – zu dessen Trend sich «7 Tage Sex» Gott sei Dank nicht zählen muss – die Fernsehlandschaft dominieren, muss diese Tatsache jedoch als enormer Pluspunkt gewertet werden.

Fazit: «7 Tage Sex» tut niemandem weh, ist solide produziert und von der Grundidee her nicht falsch. Inhaltlich weist diese neue Form der Help-Sendung jedoch derart große Lücken auf, dass die Bezeichnung „Help-Format“ schlicht falsch ist. Auch die sympathischen Protagonisten können nichts daran ändern, dass sich geneigte Zuschauer bei so viel fehlendem Sex doch gleich lieber selbst in die Laken stürzen möchten.

RTL startet «7 Tage Sex» am 27. Februar 2013 um 21.15 Uhr.

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Kurz-URL: qmde.de/62299
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