Uwe Walter

Warum dem Restauranttester die Zuschauer wegbleiben

von

Christian Rach ist gut, wenn er auf einen echten Konflikt stößt. Aber bitte nicht immer auf denselben.

„Das Restaurant läuft nicht gut.“ ist wohl der meistgeäußerte Satz der aktuellen Staffel. In vergangenen Staffeln konnten die Zuschauer sehen, warum gerade DER Wirt gerade DAS Problem hat. Alles lag in seinem Charakter und seiner Geschichte begründet. Er war zu phlegmatisch, schnippisch, hatte mit etwas nicht abgeschlossen, stellte sich seinen Ängsten nicht, war nicht authentisch. Christian Rach hat dafür eine Spürnase. Doch er kann nur etwas herausholen, wenn das Casting passt. Und das ist in dieser Staffel oft nicht auf die Zwölf.

Dazu erzählt der Gastwirt manchmal noch im Stehen zu Beginn der Sendung kurz seine Geschichte – und RTL versucht dann das Ganze im Nachhinein mit Musik zu emotionalisieren. Authentischer wäre es, wenn Restauranttester Christian Rach sich mit dem Gastwirt hinsetzen würde und diesen mit den richtigen Fragen ins Erzählen bringen würde. So könnte der Zuschauer den Held der jeweiligen Folge von Anfang an ins Herz schließen und seine nachstehende Reise und seine Herausforderungen ganz anders annehmen und nachempfinden.

Das ist auch deshalb schwierig, weil ständig zwischen der subjektiven Wahrnehmung von Rach und dem pseudo-objektiven Erzähler hin und her gewechselt wird. Erst wird das Essen an den Tisch gebracht. Dann kommentiert die Erzählstimme aus dem Off, was Rach isst. Und dann sagt Christian Rach in die Kamera, wie es ihm schmeckt. Das stört den Erzählfluss und es fällt dem Zuschauer schwer, sich auf die Geschichte einzulassen.

Warum lässt man nicht Christian Rach erzählen, in dem man in ganz nah begleitet? Warum darf er nicht stellvertretend unsere Fragen stellen? Warum gibt es keine Over the Shoulder Kamera, keine Subjektiven?

Denn wenn Christian Rach zu Anfang jeder Folge formuliert, dass er gekommen ist, um zu helfen, wollen wir auch genau das sehen. Mehr noch: Wir wollen sehen, was er sieht. Wir wollen die Geschichte eines Mentors und seines Schülers – von Anfang an. Doch das erste Drittel zeigt etwas ganz anderes: Rach erzählt uns - meist hinter dem Rücken seines Schülers - was ihm alles nicht gefällt.

Aber dann: sobald Rach direkt mit dem Koch und Gastwirt spricht, offenbaren sich seine Stärken. Er ist nicht berührungsscheu, er nimmt den anderen in den Arm. Er findet deutliche Worte, die aber nicht verletzend sind, sondern die unangenehme Wahrheit beim Schopf packen und sichtbar machen.

Rach ist grandios wenn er die Hemdsärmel hochkrempelt und sich mit Gastwirt und Personal an einen Tisch setzt. Auf Augenhöhe, kumpelig und trotzdem mit der nötigen Strenge. Mit seiner Expertise bewaffnet zeigt er die Probleme auf – und da ist ihm keiner böse. Ganz im Gegenteil: dafür lieben ihn sowohl seine Problemfälle als auch seine Zuschauer.

Mein Tipp: Um die Quote zu steigern muss Rach direkt von Beginn an seinen Schüler ran – nicht mit Verzögerung. Sonst kommt die Folge nicht in Schwung und baut nicht die Quote auf, die sie haben könnte – und lange hatte.

Dazu braucht RTL wieder ein Casting, was Rach echte Antagonisten entgegensetzt – Typen, mit Meinung und echten Konflikten, die direkt zu Anfang spürbar werden. Protagonisten, die das Leben kennen und auch schon Mal hingefallen sind – eben Typen wie Rach selbst. Keine Nice-to-haves, sondern Menschen mit echter Relevanz.

Mein Rat: Weg vom starren Format, vom „zum festgesetzten Zeitpunkt frontal in die Kamera sprechen“, von Montagebildern des Gastraumes und servierenden Kellnern. Und hin zu einem menschlichen Mentor mit Expertise, der Menschen mit Problemen hilft und uns Zuschauern konfliktreiche Geschichten erzählt.

Nicht unerwähnt soll übrigens bleiben, dass Christian Rach in diesem Jahr mit «The Big Bang Theory» und seit zwei Wochen auch mit der Krimiserie «Grimm» deutlich härtere Konkurrenz hat und die Quotenerfolge von ProSieben und VOX natürlich nicht spurlos an den anderen großen Sendern vorbeigehen können.

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