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Nachdem bereits der mittelprächtige «Rotkäppchen»-«Twilight»-Mix «Red Riding Hood» die Kinosäle unsicher gemacht hat und Schneewittchen im letzten Jahr mit «Spieglein Spieglein» sowie «Snow White and the Huntsman» gleich zweimal auf der großen Leinwand zu sehen war, kommt mit der amerikanisch-deutschen Koproduktion «Hänsel und Gretel: Hexenjäger» nun die nächste recht eigenwillige Märcheninterpretation in die deutschen Lichtspielhäuser. Obwohl sich die Gebrüder Grimm angesichts des Endergebnisses wohl im Grab umdrehen würden, ist dem Film ein gewisser Unterhaltungswert keinesfalls abzusprechen. Leider steht er sich jedoch aufgrund einer etwas uneindeutigen Ausrichtung zu oft selbst im Weg.
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Um einen solch irrsinnigen Umgang mit einer populären Vorlage erfolgreich anzupacken, ist eine entsprechende Herangehensweise besonders entscheidend. Hier macht der norwegische und durch seinen Nazi-Zombie-Splatterfilm «Dead Snow» (2009) bereits im Horrorkomödienfach erprobte Regisseur und Drehbuchautor Tommy Wirkola zumindest in den grundlegenden Ansätzen vieles richtig. «Hänsel und Gretel: Hexenjäger» nimmt sich die meiste Zeit zum Glück nicht wirklich ernst. Die oftmals comichaft übertriebene (aber leider zu oft mit deutlich erkennbaren Computereffekten angereicherte) Gewaltdarstellung, allerlei amüsant-haarsträubende Gerätschaften der hexenjagenden Geschwister und einige lockere, selbstironische Sprüche sorgen mitsamt den rasant inszenierten Actioneinlagen für gehörigen Spaß. Dazu tragen auch der mitreißende, eine sehr stimmige Einheit mit den Actionszenen bildende Soundtrack sowie mit Abstrichen das eingesetzte 3D bei. Letzteres sorgt zwar im eigentlichen Film nicht unbedingt für Staunen, ist jedoch bei den tatsächlich in Deutschland lokalisierten Waldschauplätzen durchaus wirkungsvoll verwendet, vor allem aber eine definitive Bereicherung für den großartig animierten Vorspann, der sich den bisherigen Erfolgen der Hexenjagd des titelgebenden Geschwisterpaares widmet.
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Die Riege der Bösewichte kann hier nur sehr wenig rausreißen. Famke Janssen bleibt als brutale Oberhexe völlig blass, was in Teilen aber auch ihrer recht langweiligen Rolle geschuldet ist. Noch schlimmer macht sich dies aber bei ihren Handlangerinnen bemerkbar. Generell ist die Ausgestaltung der Hexen nicht durchweg gelungen. Vor allem ihr Design lässt in vielen Fällen zu wünschen übrig. Während die erste, im Film auftretende Kreatur, die Hänsel und Gretel im Kindesalter in ihrem „Pfefferkuchenhaus“ festgehalten hat, noch wirklich düster und unheimlich gestaltet wurde, machen die im weiteren Verlauf auftretenden Hexen eher einen komischen als furchteinflößenden Eindruck. Generell erscheint es auch etwas befremdlich und altbacken, dass wirklich kaum ein Hexenklischee ausgelassen wird. Eine solche fast schon tollkühne Konsequenz hätte man sich, wie bereits erwähnt, eher an anderer Stelle gewünscht. Es ist so ziemlich alles dabei, von langen Hakennasen, über in Kesseln brodelnde Zaubertränke und finstere Rituale bis hin zu fliegenden Besen… pardon… fliegenden Ästen. Besen wären anhand all der anderen bodenständigen Einfälle natürlich zu lächerlich gewesen.
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Trotz aller Kritik bleibt «Hänsel und Gretel: Hexenjäger» somit über weite Strecken ein recht kurzweiliges Vergnügen, was auch nicht zuletzt der überschaubaren Laufzeit von knapp unter anderthalb Stunden zu verdanken ist. Der sowohl als sehr freie Fortsetzung als auch als zum Teil eigene Interpretation der ursprünglichen Geschichte angelegte Film weiß zwar nicht mit seiner Handlung, dafür aber mit seinem sehenswerten Hauptdarstellerduo sowie dem aberwitzigen Ansatz zu überzeugen. Letzterer wird allerdings durch einige tonale Abweichungen und den Verzicht darauf, die Übertreibung des zweifellos albernen Settings bis zur letzten Konsequenz durchzuziehen, leider nicht gänzlich ausgereizt. So ist das Fantasy-Actionspektakel am Ende jedoch zumindest ein netter Spaß für zwischendurch. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
«Hänsel und Gretel: Hexenjäger» ist ab dem 28. Februar in vielen deutschen Kinos zu sehen.