Inhalt
Zur Person: Elisabeth Herrmann
Die 1959 geborene Kriminalautorin arbeitet hauptsächlich als Fernsehjournalistin – derzeit für den RBB. 2005 feierte sie ihr Debüt im Krimisektor und erhielt für "Das Kindermädchen" zahlreiches Kritikerlob. Die Hauptfigur aus diesem Buch ließ sie noch in zwei weiteren Romanen auftreten. Seit 2009 folgten zudem zwei historische Romane und drei weitere Krimis, darunter "Zeugin der Toten".Von diesem Rätsel getrieben und bedrohlichen Fremden in der Vermutung bestätigt, dass sie einer wichtigen Erkenntnis auf der Spur ist, begibt sich Judith in ihr altes Kinderheim, um an weitere Informationen zu gelangen. Doch während Judith sich bemüht, das Puzzle zusammenzusetzen, wird sie zur Gejagten skrupelloser Männer, die sämtliche Tricks beherrschen ...
Darsteller
Anna Loos («Die Lehrerin») als Judith Kepler
Rainer Bock («Das weiße Band») als Quirin Kaiserley
Hermann Beyer («Die Chefin») als Horst Merzig
Arved Birnbaum («Mörder auf Amrum») als Dr. Matthes
Petra Hultgren («Der Kommissar und das Meer») als Sophie Olsson
Kritik
Nach der gleichnamigen Romanvorlage von Elisabeth Herrmann liefert Regisseur Thomas Berger, der auch das Drehbuch nach den Bedürfnissen eines 90-minütigen Fernsehthrillers adaptierte, mit «Zeugin der Toten» einen handwerklich aus der Masse der TV-Produktionen weit hervorstechenden Film ab. Die düster beleuchteten Räume und die atmosphärische Filmmusik erzeugen eine dichte Atmosphäre zwischen Melancholie und Beklommenheit, der Schnitt lässt keine der Szenen zu lange in der Schwebe hängen, zugleich hetzt sich «Zeugin der Toten» nicht zu sehr ab. Mit Anna Loos steht zudem eine talentierte Schauspielerin im Fokus, die eindrucksvoll ihre sich verloren fühlende Hauptrolle spielt und mit beredten Blicken die unstillbar scheinende Trauer der Figur darbietet. Wenn Loos' Rolle gen Ende tougher werden muss, um ihr soghaftes Abenteuer zu durchstehen, macht die Actrice durch facettenreiches Spiel auch diesen Wandel glaubhaft.
Mit Rainer Bock erhält Loos auch ein schwer durchschaubares Gegenüber, das gleichermaßen einschüchternd und vertrauenserweckend sein kann. Die Story selbst, eine ambitionierte Mischung aus Politthriller und Selbstfindungsdrama, ist aufgrund der eingestreuten Referenzen auf wahre Fälle und der einleuchtenden Verschmelzung beider Handlungselemente engagierend, jedoch verliert der zunächst sehr soghafte Film aufgrund eines überladenen Finales im letzten Drittel massiv an Anziehungskraft.
Nicht nur, das sämtliche zuvor aufgeworfenen Fragen zum Schluss bis ins kleinste Detail beantwortet werden, so dass der Erzählfluss an Schwung verliert – es werden auch mehr und mehr Twists aus dem Hut gezaubert, durch die das Bodenständige der Handlung entschwindet. Das überambitionierte und überfrachtete Finale kostet «Zeugin der Toten» somit einiges an Sehvergnügen und Wirkung. Wer sich aber auf ein aufgesetztes Finale einstellt, bekommt mit den packenden ersten zwei Dritteln sehr gute Fernsehthrillerkost geliefert.
Das ZDF zeigt «Zeugin der Toten» am Montag, 25. März 2013, um 20.15 Uhr.