Jimmy Fallon
- trat mit 24 Jahren erstmals bei «Saturday Night Live» auf
- hat seit 2009 seine eigene Late-Night-Show bei NBC
- wird 2014 neuer Host der «Tonight Show»
- seine größten Parodien: David Bowie, Justin Bieber, Neil Young, Bob Dylan, Jerry Seinfeld
Wer ist dieser Jimmy Fallon? Heute 38 Jahre alt, spielte er sich in seinen jungen Jahren als Stand-Up-Comedian im Raum New York nach oben, nahm gleichzeitig Impro-Unterricht beim bekannten Sketch-Theater „The Groundlings“ in Los Angeles. Nach dieser Ausbildung folgte sein Schritt ins Fernsehgeschäft, mit Gastrollen bei «Saturday Night Live», der legendären Sketch-Show von NBC. Dort spielte er sich überraschend ins Rampenlicht, war schnell Gegenstand der Kolumnen und Kommentare. Fallon war dort angekommen, wovon er immer geträumt hatte: In seinen College-Jahren soll er die Samstagabende mit Bier und Chips vor dem Fernseher verbracht haben, «Saturday Night Live» schauend. Partys seien zu dieser Zeit tabu gewesen, so Fallon später. „Ich hatte die Show ein einziges Mal verpasst, und das war damals wirklich ein großes Problem für mich.“
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Heute gilt Fallon – gemeinsam mit Jimmy Kimmel von ABC – als bester Late-Night-Host im amerikanischen Fernsehen. Seine Stärken liegen weniger im üblichen, seriösen Small Talk mit Prominenten und auch nicht im gewöhnlichen Stand-Up und dessen Onelinern. Auch nicht im Zynismus und der Bissigkeit seiner Kollegen wie Letterman. Sondern in der Parodie und der Persiflage. Ein Markenzeichen sind eben jene Parodien von Musikern und ihren Songs, deren Texte er auf aktuelle popkulturelle Ereignisse umdichtet. Dabei verschließt sich Fallon auch nicht den neuen Medien: Er lässt solche Auftritte im Netz verbreiten; viele dieser Videos werden zum Gesprächsthema. Wie der Mashup von David Bowie und dem religiösen NFL-Quarterback Tim Tebow zum Song „Space Oddity“:
Fallon weiß, was auch bei Jüngeren ankommt – und stellt beispielsweise neue Videogames in seiner Sendung vor. Und er weiß, wie er politisch Stellung beziehen kann: Beim Auftritt der republikanischen Präsidentschaftskandidatin Michele Bachmann spielte seine Band eine instrumentale Version des Funksongs „Lyin' Ass Bitch“. Kurz: Fallon ist smart, am Puls der Zeit, besitzt Comedy-Talent über das Stand-Up und den gepflegten Promi-Talk hinaus – und ist herrlich angepasst unangepasst. Der «Tonight Show», dem gesamten irgendwie festgefahrenen Late-Night-Mainstream in den USA, würde dieser Mann guttun.
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Jimmy Fallons Sendung steht quotenmäßig ähnlich da wie Lenos «Tonight Show»: Meist der Marktführer im Timeslot, aber auch kein riesiger Quotenhit. Für Fallon spricht vor allem seine Beliebtheit bei der werberelevanten Zielgruppe, den 18- bis 49-Jährigen, auf die es NBC besonders abgesehen hat. Fallons Übernahme wäre wohl vor allem eine Reaktion auf diese Zielgruppe. Denn derzeit schnappt Jimmy Kimmel von ABC der «Tonight Show» die jungen Zuschauer weg, seitdem die beiden Late-Night-Formate zeitgleich starten. Der 62-jährige Jay Leno, der vor allem im Netz und bei den Kritikern für seinen fehlenden Zeitgeist verspottet wird, ist für NBC eine Gefahr bei den Werberelevanten – vor allem auch perspektivisch. Und nachdem die Rückkehr Lenos nach dem „Late Night War“ zwar nicht gescheitert, aber wenig erfolgreich verlaufen ist, wird NBC bei Fallon wohl mehr Mut und einen längeren Atem besitzen.
„Ich glaube nicht, dass die «Tonight Show» der Heilige Gral der Late Night ist.“ Geht Fallon mit dieser Unbekümmertheit, mit dieser durchaus unkonventionellen Haltung an die Herkules-Aufgabe, wird er die Late-Night-Kultur in den USA endlich verändern. Weniger Sarkasmus, weniger Altherrenhumor, mehr „just for fun“ mit diesem erwachsenen Junggebliebenen, der eigentlich noch nicht reif ist für die ganz große Late Night, wie man sie kennt. Vielleicht gerade deswegen sollten er und NBC das Risiko eingehen.