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Die Sendung soll locker werden – nicht bunt, nicht schrill, wie man es aus dem Privatfernsehen kennt, sondern erwachsen. Wir Moderatoren nehmen uns einen sehr persönlichen, aber nicht aufdringlichen, Ton vor.
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Thomas Ohrner über «Servus am Morgen»
ServusTV ist ein Sender, der Trash genauso ablehnt wie viele Fernsehzuschauer. Doku-Soaps oder Scripted Reality haben in dessen Zentrale grundsätzlich Hausverbot. Stattdessen macht der Kanal, wissend, dass noch nicht so viele zuschauen, Sondersendungen zur US-Wahl und unterbricht sogar seine «Servus Hockey Night» wenn in Rom weißer Rauch aufsteigt und ein neuer Papst am Petersdom begrüßt wird.
Dass nun die Schiene an Eigenproduktionen auf die Sendezeit zwischen sechs und neun ausgeweitet wird, ist also nur konsequent. ServusTV bleibt sich und seinem Konzept auch mit dem neuen «Servus am Morgen» treu – die Optik des Formats reiht sich ein in den durchaus gelungenen Auftritt des zu einem Getränkehersteller gehörenden Senders. Positiv überrascht kann man von dem Moderationspaar sein. Weniger vielleicht noch von Thomas Ohrner, der über jahrelange Erfahrung im Bereich Morning-Show verfügt, umso mehr aber von Barbara Fleißner, die bis dato noch nicht die ganz große Bekanntheit erreicht hat.
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Da der ORF sich seit Jahren gegen ein eigenes Morgen-Magazin sträubt, ist das auch eine verständliche Entscheidung. Mehr Österreich, vielleicht ein bisschen weniger Deutschland. So könnte man die erste Sendung zusammenfassen. Das bringt den kleinen Sender in der Bundesrepublik aber wohl auch wenig weiter. Jeder, der oberhalb der Weißwurstregion wohnt, braucht das Format eigentlich nicht einschalten, zumal auch die Themenlage nicht allzu berauschend ist.
Die Magazin-Themen der ersten Sendung hätten nicht vorhersehbarer sein werden. Ein Beitrag über einen Obst- und Gemüsegroßhändler (bei dem Hochbetrieb in den ganz frühen Morgenstunden ist, weshalb für ein Frühstücksfernsehen relevant) und ein Wettbewerb, ob deutsche oder österreichische Hähne öfter krähen. Wirklich skurril wurde die Sendung dann, als beide Moderatoren live zu einer Reporterin ins Irgendwo schalten mussten. Der Sinn der Schalte war bis zum Schluss nicht klar, irgendwo abseits der Kamera sollte aber angeblich ein Hahn sein, der eben besonders oft Laut von sich gibt.
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«Servus am Morgen» wird sich ohne Frage noch finden müssen – die Premiere war eine durchaus gelungene. Wer die Sendung aber nicht sieht, verpasst auch nichts. Das aber vermutlich lässt sich über alle in Deutschland gesendeten Morgen-Formate in ähnlicher Weise sagen. Nur, dass die Macher große Teile der Bundesrepublik aussperren, also auch Regionen wie Berlin, in denen Servus TV durchaus weit verbreitet ist, könnte sich noch als Fehlentscheidung herausstellen.