Die Kino-Kritiker

«Scary Movie 5»

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Kann «Scary Movie 5» an die besseren Teile der Spoof-Reihe anschließen?

Die «Scary Movie»-Reihe in den deutschen Kinos

  • Teil 1: 3,4 Millionen Besucher
  • Teil 2: 1,8 Millionen Besucher
  • Teil 3: 2,3 Millionen Besucher
  • Teil 4: 1,3 Millionen Besucher
Wir schreiben das Jahr 2000: Die Filmparodie «Scary Movie» packt sich die größten Horrorfilmhits der jüngeren Vergangenheit sowie einzelne weitere Publikumslieblinge und dreht sie rücksichtslos durch einen schwarzhumorigen Fleischwolf. Den gespaltenen Kritikerstimmen zum Trotz wird der Streifen nicht nur zu einem kurzlebigen Kassenschlager, sondern zu einem wahren Pflichttitel für das pubertäre Publikum. Der unter Teenagern massenhaft zitierte Überraschungshit erhält bloß ein Jahr später eine Fortsetzung, die um einiges vulgärer und belangloser geriet – die Quittung kommt in Form gehässiger Rezensionen und einem deutlichen Einbruch an den Kinokassen. Das hinter dem neu geschaffenen Franchise stehende Studio Dimension Films will seinen Goldesel allerdings nicht völlig aufgeben, weshalb es 2003 einen dritten Teil ins Kino scheucht – dieses Mal mit neuen Drehbuchautoren und unter der Regie von David Zucker. Das Parodie-Urgestein bringt in «Scary Movie 3» die typischen, cartoonhaften «Hot Shots!»-Blödeleien mit sich und änderte so den generellen Tonfall der bislang unverfrorenen Comedyreihe, was jedoch auch in höhere Einspielergebnisse resultiert. 2006 legt Zucker «Scary Movie 4» nach, der sich qualitativ und kommerziell ins Niemandsland befördert: Weder gut genug, um ein Sequel eilig voranzutreiben, noch so schlecht, um der «Scary Movie»-Marke den Gnadenschuss verpassen zu müssen.

Springen wir ins Jahr 2013: Die Humor-Legastheniker Aaron Seltzer & Jason Friedberg zerstörten mit «Date Movie», «Meine Frau, die Spartaner und ich» und Co. in der Zwischenzeit den letzten Rest von Respekt, an dem sich die Kunst der Filmparodie klammern konnte. Mit «The Cabin in the Woods» schufen Drew Goddard mit Joss Whedon wiederum einen findigen Metakommentar auf das Horrorgenre, der um einiges lustiger war, als sämtliche Parodiefilme der vergangenen Jahre zusammengenommen. Allein schon auf dem Papier wirkt die Vorstellung eines «Scary Movie 5» wie ein Anachronismus. Ein Gefühl, das beim Anschauen der 20-Millionen-Dollar-Produktion, wenngleich aus anderen Gründen, bestätigt wird: Die größten Parodieziele sind das im Internet und in TV-Sketchshows bereits rauf und runter verballhornte «Paranormal Activity»-Franchise, der viel gehypte, aber schnell vergessene Schocker «Mama» und der nur peripher in das Beuteschema der Filmreihe passende «Planet der Affen – Prevolution». Neue, treffende Seitenhiebe auf die aktuelle Popkultur, und speziell auf das Horrorgenre, darf man da nicht erwarten.

Aber der Reihe nach: «Scary Movie 5» beginnt mit Charlie Sheen und Lindsay Lohan, gespielt von sich selbst, die mit der Absicht, ein Sexvideo zu drehen, gemeinsam im Bett liegen. Als ein Dämon den beiden abgewrackten Stars einen Strich durch die Richtung macht, verschiebt sich der Fokus auf drei Kinder, auf die Sheen eigentlich hätte aufpassen sollen, nun aber in einer Waldhütte verwildern. Als sie aufgefunden werden, vereinen die Behörden sie mit ihrer restlichen Familie, aber da das junge Pärchen Jody (Ashley Tisdale) & Dan (Simon Rex) nicht so wirkt, als sei es der Aufgabe gewachsen, wird es verpflichtet, in ein kameraüberwachtes Haus zu ziehen. Dort angekommen häufen sich die übernatürlichen, schaurigen Ereignisse …

Natürlich dient die Handlung nur dazu, die Figuren in Situationen zu bringen, in denen sich «Sinister», «Mama», die «Paranormal Activity»-Filme, «Black Swan» oder auch «Inception» parodieren lassen. Löblich ist, dass die Autoren Pat Proft und David Zucker sich zumindest um einen vergleichsweise soliden roten Faden bemühten, statt auf eine zusammenhanglose Aneinanderreihung von albernen Sequenzen zu setzen wie man sie etwa aus «Disaster Movie» kennt. So eng verknüpft wie in «Scary Movie» sind die Parodien allerdings nicht. Auch humoristisch orientiert sich «Scary Movie 5» stärker am dritten und vierten Teil der Spoof-Reihe, indem er Versatzstücke aus verschiedenen Filmen nimmt und durch groben Slapstick demontiert. Regisseur Malcolm D. Lee ist jedoch kein David Zucker und macht viele seiner Albernheiten viel zu früh deutlich, wodurch die flachen Gags jeglichen Witz verlieren. Zucker-Slapstick der Marke «Die nackte Kanone» oder nunmal «Scary Movie 3» erreicht bereits nur einen Teil des Publikums. Wenn allerdings zehn Meilen gegen den Wind klar wird, dass jemand stolpern, ausrutschen oder sich den Kopf stoßen wird, dann mutiert der unschuldige Slapstick zur dümmlichen Geduldsprobe.

Noch anstrengender sind Momente, in denen die Filmemacher sich ihre Herangehensweise ausgerechnet bei Seltzer & Friedberg abschauen und das bloße Erwähnen eines anderen Films für eine Pointe halten. So diskutieren Snoop Dogg und ein Rapperkollege zu Beginn des Films „Wir müssen in diese Hütte im Wald!“ – und die Inszenierung verkauft dies als Parodie auf «The Cabin in the Woods». Auf einem ähnlich sinnlosen Niveau eröffnet die «Black Swan»-Parodie: Für mehrere Sekunden imitiert «Scary Movie 5» die Wackelkamera-Nahaufnahmen von Natalie Portmans Hinterkopf, wann immer ihre Figur zu den Ballettproben geht. Einen Gag kann man in dieser Sequenz genauso wenig ausmachen wie in der forcierten Persiflage des Bestsellers «50 Shades of Grey».

Für Freunde des Humors des dritten und vierten «Scary Movie»-Teils enthält diese lieblos produzierte Komödie dennoch einige kurze Sequenzen, in denen Zuckers Komikgespür wirksam zur Geltung kommt. So wird der rassistische Unterton der in den «Paranormal Activity»-Filmen allgegenwärtigen Figur der gottesfürchtigen Latina mit Genuss ad absurdum geführt und auch eine ausgedehnte Sequenz, die zeigt, was ein automatischer Poolreiniger nachts so alles treibt, erinnert an den klassischen, einfallsreichen ZAZ-Schwachsinn.

Die vereinzelten Treffer genügen aber nicht, um die Durststrecken des Films vergessen zu machen. Zu viele Gags führen ins Nichts oder sind vorhersehbar, und wer eine satirische Auseinandersetzung mit dem Genre erwartet, ist eh falsch in diesem Film. Wer allerdings eine große Schwäche für die «Scary Movie»-Reihe hat, kann einen sehr vorsichtigen Blick am vergünstigten Kinotag oder auf DVD riskieren. Vereinzelte Schmunzler sind ja schlussendlich doch vorhanden. Grobe Faustregel: Wer bei «Scary Movie 4» lachen konnte, wird auch «Scary Movie 5» nicht völlig hassen.

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