Filmfacts «Side Effects»
- Kinostart: 25. April 2013
- Genre: Thriller
- Laufzeit: 106 Min.
- FSK: 16
- Kamera: Steven Soderbergh
- Musik: Thomas Newman
- Autor: Scott Z. Burns
- Regie: Steven Soderbergh
- Darsteller: Rooney Mara, Carmen Pelaez, Channing Tatum, Jude Law
- OT: Side Effects (US, 2013)
Nachdem er sich mit dem beklemmenden und ebenfalls äußerst sehenswerten Virus-Drama «Contagion» (2011), dem trotz Starbesetzung allenfalls mittelprächtigen Action-Thriller «Haywire» und dem recht zwiespältig aufgenommenen Stripper-Film «Magic Mike» (beide 2012) zuletzt sehr produktiv zeigte, kündigte er nun an, sich auf unbestimmte Zeit aus dem Filmgeschäft zurückziehen zu wollen. Bevor er mit dem im Mai bei den Filmfestspielen von Cannes und im US-amerikanischen Fernsehen zu sehenden Biopic «Behind the Candelabra» seinen vorerst letzten Film vorstellt, liefert er mit dem Thriller «Side Effects», seinem diesjährigen Berlinale-Beitrag, aber noch einmal ein großes Stück Spannungskino, das schon jetzt ein schnelles Ende seiner Auszeit herbeisehnen lässt.

Es sind in erster Linie vier einfache Dinge, die «Side Effects» zu dem sehenswerten Film werden ließen, der in dieser Woche nun endlich auch die deutschen Kinos erreicht. Da wäre zunächst die talentierte Rooney Mara («A Nightmare on Elm Street», «The Social Network»), die nach ihrem oscarnominierten Auftritt als Lisbeth Salander in David Finchers «Verblendung»-Remake (2011) erneut ihr überaus facettenreiches Spiel unter Beweis stellt. Sie weiß den depressiven Zustand ihrer Figur und deren verzweifeltes Bemühen um Ausbruch aus diesem besonders greifbar zu vermitteln. So kann auch die anfangs in ihren Szenen ständig mitschwingende Gefahr eines erneuten Selbstmordversuchs ihre volle beklemmende Wirkung entfalten und damit entscheidend zu der von der Vorahnung eines jeden Moment drohenden Unglücks geprägten Stimmung beitragen.

Als weiterer bedeutender Glücksgriff erweist sich das hervorragende Skript aus der Feder von Scott Z. Burns, der nach seiner Mitarbeit an «Das Bourne Ultimatum» (2007) bereits die Drehbücher für die Soderbergh-Filme «Der Informant» (2009) und «Contagion» verfasste. Mit «Side Effects» hat er ein recht komplexes Handlungsgeflecht ersonnen, bei dem nur sehr wenig so ist, wie es zunächst scheint. Zusätzlich dazu gelingt es ihm quasi im Vorbeigehen einen intelligenten und aktuellen Blick auf die teils äußerst fragwürdige Politik hinter dem Einsatz bestimmter Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen zu werfen.
Zu guter Letzt, wenn auch nicht an letzter Stelle, ist es wiederum die Regie von Steven Soderbergh, die alles zu einem stimmigen Ganzen verbindet. Gerade im Vergleich zu einigen seiner bisherigen Werke fällt auf, dass er in «Side Effects» weitestgehend auf ausgefallene optische Spielereien verzichtet und sich vielmehr auf eine relativ klassische spannungsgeladene Inszenierung in kühlen Bildern verlässt, die er jedoch hin und wieder mit einigen ungewöhnlichen Kamera- und Tiefenschärfeeinstellungen garniert und somit trotzdem mit seinem ganz eigenen Stil versehen kann.
«Side Effects» bietet mit einer packenden Mischung aus Krimi- und Psychothriller feinste Kinounterhaltung, die sowohl inhaltlich als auch darstellerisch überzeugt. Das verdankt die Produktion nicht zuletzt ihrem ausgezeichneten doppelbödigen Skript, welches zahlreiche Wendungen parat hält, diese aber stets schlüssig und niemals überkonstruiert auflöst. Auch wenn der Film sein hohes Spannungsniveau nicht ganz bis zum Ende halten kann, fordert er nach der recht schwankenden Qualität der jüngeren Arbeiten Steven Soderberghs nur einmal mehr dazu auf, die Hoffnung zu betonen, der Regisseur möge schneller als geplant eine Auszeit von seiner baldigen Auszeit nehmen.
«Side Effects» ist ab dem 26. April in vielen deutschen Kinos zu sehen.