Die Kritiker

«Tatort: Feuerteufel»

von

Nach Nick Tschiller nun Thorsten Falke, nach Til Schweiger nun Wotan Wilke Möhring: Die zweite Hamburger «Tatort»-Premiere des Jahres steht an.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Produktion: Wüste Medien GmbH
  • Regie: Özgür Yildirim
  • Drehbuch: Markus Busch
  • Kamera: Matthias Bolliger
  • Produzenten: Björn Vosgerau und Uwe Kolbe
Wieder mal brennt nachts ein Auto in einem noblen Stadtteil von Hamburg. Fast schon Routine mittlerweile, aber diesmal passiert, was schon lange befürchtet wurde: Ein Mensch stirbt.

Eine Frau, die offensichtlich in ihrem Wagen eingeschlafen war, kann sich nicht rechtzeitig aus dem brennenden Auto retten. Kommissar Thorsten Falke übernimmt die Ermittlungen und sieht sich mit einer explosiven Stimmung in Hamburg konfrontiert. Eine Bürgerwehr bildet sich, die autonome Szene ist in Aufruhr und es brennt weiter. Hilfe bei den Ermittlungen bekommt Falke von der jungen Ermittlerin Katharina Lorenz. Als Expertin im LKA/2 ist sie zuständig für die Bearbeitung von Brandfällen. Je mehr Zeit es braucht, den Fall zu lösen, desto mehr gerät die Stimmung in Hamburg außer Kontrolle.

Darsteller
Wotan Wilke Möhring («Männerherzen») als Thorsten Falke
Petra Schmidt-Schaller («Nein, Aus, Pfui! Ein Baby an der Leine») als Katharina Lorenz
Sebastian Schipper («Lola rennt») als Jan Katz
Achim Buch («Tatort – Ludwigshafen») als Bendixen
Bernhard Schütz («KDD – Kriminaldauerdienst») als Jüren Mintal
Lo Rivera als Meike
David Berton («Die rote Zora») als Ruben

Kritik
Es fliegt vielleicht nicht so viel in die Luft. Ansonsten unterscheidet sich der zweite Hamburger «Tatort» zumindest auf den ersten Blick nicht sonderlich stark von Til Schweigers Premiere als Nick Tschiller vor einigen Wochen.

„Feuerteufel“ mit Wotan Wilke Möhring will etwas feingeistiger sein als die Kollegen aus dem selben Bundesland – wenn die Konkurrenz Til Schweiger heißt, ist das bei einem Drama auch nicht sonderlich schwer. Trotzdem bleibt man, was den Grad der Ausdifferenzierung der Figuren sowie die Komplexität von Handlung und Thema angeht, unter den dramaturgischen Möglichkeiten.

Visuell hat sich Regisseur Özgür Yildirim in seiner Fernsehfilm-Premiere ein wenig am Neo-Noir-Stil bedienen wollen, was ihm ästhetisch und atmosphärisch auch durchwegs gelungen ist. Die Stimmung der erdrückenden Hitze, der überkochenden Großstadtpanik, wenn die Autos in Flammen stehen, wirkt glaubwürdig und nahbar.

Narrativ ist man von einem modernen Großstadt-Noir dagegen leider meilenweit entfernt. Dazu fehlt es in erster Linie an einem spannenden Antihelden. Hauptprotagonist Thorsten Falke ist zu geleckt geraten; ein Typ, der gerne auf dicke Hose macht, aber eigentlich doch irgendwie ganz nett ist – für einen erzählerisch ambitionierten Krimi, der zudem noch eine dichte Atmosphäre schaffen will, reicht das nicht. Denn der Rest aus Thorsten Falke besteht fast nur aus Versatzstücken, um diese beiden Ansprüche zu untermauern: Er hat einen Sohn, den er noch nie im Leben gesehen hat, kennt jede Menge Nutten und behandelt sie gut, lässt Fünfe gerade sein, wenn es der guten Sache dient. Und dann natürlich die obligatorischen Bindungsprobleme. Viel mehr markante Eigenschaften hat diese Figur nicht.

Gleichzeitig lässt Markus Busch in seinem Drehbuch nur selten mehr Ambivalenz aufkommen als nötig: Die Resolution wirkt holprig und in Verbindung mit den 80 vorhergehenden Filmminuten seltsam unstimmig, das Zuspitzen auf die Eskalation in der rechtskonservativ-lastigen Bürgerwehr zu rasch durchexerziert und in seinem Ergebnis eher platt als vielschichtig. Zwischentöne werden kaum zugelassen und Ermittler Falke hat seine Karl-Marx-Zitate aus dem Kalender, was man hier fast auf einer Metaebene deuten muss.

Die Ästhetik von „Feuerteufel“ ist durchaus beeindruckend und für einen «Tatort» auf angenehme Weise ungewohnt. Gleiches gilt für Möhrings Spiel und seine Kollegin Petra Schmidt-Schaller, auch wenn die beiden in ihrer Interaktion selten über das Book-Smart-versus-Street-Smart-Motiv hinauskommen. Ein wirkliches Event ist das zweite Hamburger «Tatort»-Debut in diesem Jahr aufgrund zu vieler dramaturgischer Defizite leider nicht.

Das Erste zeigt «Tatort: Feuerteufel» am Sonntag, 28. April 2013 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/63431
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelPrimetime-Check: Freitag, 26. April 2013nächster ArtikelDie Kritiker: «Bruno, der Bär ohne Pass»

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung