Popcorn & Rollenwechsel

Das Genrewechselsequel

von

Wenn Fortsetzungen plötzlich eine andere DNA als ihre Vorgänger haben ...

Der Sommer 2013 ist, wie eigentlich jeder Kinosommer, vollgestopft mit Fortsetzungen von Blockbustern aus vergangenen Jahren. «Star Trek Into Darkness», «Iron Man 3», «Fast & Furious 6» … Was die anstehenden warmen Filmmonate allerdings von der üblichen Blockbustersaison unterscheidet, ist die Menge an Fortsetzungen, die sich stilistisch selbstbewusst von ihren Vorgängern entfernen.

Einer der häufigsten Kritikpunkte an Fortsetzungen ist, dass sie einfach nur mehr von ihrem Vorgänger bieten, und dies meistens bombastischer und lauter, nicht aber so spritzig und ambitioniert wie das kleinere Original. Solche Sequels gibt es wie Sand am Meer, etwas rarer sind die Fortsetzungen der Marke „Mehr von dem, was wir bereits hatten, doch ohne Qualitätsverlust“. Vorlagenbedingt bieten die Fortsetzungen von «Der Herr der Ringe – Die Gefährten» mehr dramatisches Fantasyabenteuer im Geiste des Originals. «Der Pate 2» ist ein weiteres Mafia-Familiendrama wie das Original.

Und dann gibt es nunmal die Fortsetzungen, die urplötzlich einen stilistischen Haken schlagen. Berühmt-berüchtigt sind die gern genutzten, urplötzlichen Wechsel ins Sci-Fi-Genre. Wenn der relativ realistische Horrorslasher «Freitag, der 13.» irgendwann mit einem in der Zukunft und im Weltall spielenden Streifen weitergesponnen wird, dann ist es keine Überraschung, dass Fans davon abgeschreckt werden.

Die Kunst des genrewechselnden Sequels ist es, seine Suche nach Abwechslung innerhalb der Filmreihe zu einem Ziel zu führen, ohne die ursprüngliche Identität der Filmreihe zu betrügen. «Cars» war eine Dramödie über einen das Leben wiederentdeckenden, gewinnsüchtigen Rennfahrer, in dem Pixar schlicht Menschen durch Autos ausgetauscht hat. «Cars 2» eine Slapstick-Agentenkomödie fernab jeglicher Plausibilität. Ersterer erhielt solide bis gute Kritiken, der zweite Film gilt als das mit Abstand schlechteste, das Pixar jemals abgeliefert hat.

Mit «Iron Man 3» zeigt Marvel seinen ebenfalls von Disney geschluckten Kollegen, wie sowas funktioniert. «Iron Man 1 & 2» sind gute (Teil eins) bis solide (Teil zwei) Superheldenfilme mit dem klassischen Marvel-Geschmack. Es sind moderne, schnelle Filme mit spritzigem Humor. Nun aber kommt der von Shane Black, dem Taufpaten der 80er-Buddycop-Actionkomödie, inszenierte und verfasste dritte Teil. Der Actiongehalt bleibt bestehen, der Humor bleibt Iron Man treu, der Filmspielt zweifelsohne im Marvel-Universum, doch Black entführt die Atmosphäre des Films wild entschlossen in seine Komfortzone, um dann mit beiden Genres zu spielen. So bleibt er der Reihe treu, und kann ihr gleichwohl neues Leben einhauchen.

«Hangover III» soll statt einer reinen Chaoskomödie eine Thrillerkomödie werden, «Die Monster AG» erhält ein „Pixar trifft John-Hughes-Collegekomödie“-Prequel, «Fast & Furious 6» setzt die im Vorgänger gestartete Entwicklung der Reihe von „Illegale Straßenrennen sind cool!“ zu „«Ocean's 11» in krawallig“ fort … Das mit Sequels überfütterte Hollywood sucht dieses Jahr wieder nach Wegen, trotz der immer gleichen Hauptfiguren neue Geschichten mit einer ganz eigenen Attitüde zu erzählen. Der Startschuss zum diesjährigen Genrewechsel-Wettrennen ist bereits gelungen. Lasst uns die Daumen drücken, dass es so weitergeht!

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