Ende März geriet Jörg Armbruster während der Dreharbeiten für die SWR-Dokumentation «Zwischen Krieg und Frieden – Der neue Nahe Osten» gemeinsam mit seinem Reporterkollegen Martin Durm im nordsyrischen Aleppo in einen Schusswechsel. Seit April befindet sich Armbruster in einer Stuttgarter Klinik in der Reha, und auch wenn sein durch den Vorfall schwer verletzter rechter Unterarm mittlerweile wiederhergestellt ist, ist der Journalist weiterhin nicht fähig, seine rechte Hand zu gebrauchen. Seinen Syrien-Einsatz bereut Armbruster dennoch nicht.
In einem Interview mit dem „Spiegel“ gibt er stattdessen zu verstehen: „Die Reise selbst war so erkenntnisreich, und das gesammelte Material ist so stark, darauf möchte ich nicht verzichten.“ Reue empfindet er nur für die Entscheidung, seinen Guide nicht davon abgebracht zu haben, in die belebtere Altstadt zu fahren. Dass Armbruster und Durm keine Schutzwesten trugen, sei ebenfalls ihrem Guide zu verschulden, der ihnen versicherte, sie wären in einer sicheren Gegend unterwegs. Hätte man ihnen Schutzwesten empfohlen, hätten sie welche getragen, erklärt Armbruster im „Spiegel“-Interview, wenn auch mit Bedenken. Es sei „bei Interviews keine leichte Entscheidung, gerade in den belebteren Vierteln, in denen die Menschen versuchen, ein bisschen normales Leben zu leben. Wenn sie da als Journalist eine Schutzweste tragen, schafft das eine enorme Distanz.“
Selbstkritik übt der Journalist wiederum im Zusammenhang mit seiner „in einer Art Euphorie“ abgehaltenen Berichterstattung zum Rücktritt Husni Mubaraks. „Damals haben wir tatsächlich etwas die Distanz verloren. Heute beurteile ich die Dinge ganz anders“, erläutert der frühere ARD-Korrespondent. Er habe damals nicht erkennen können, dass es sich nur um einen Militärputsch gehandelt habe und sei mit der Überzeugung vor die Kamera getreten, dass sich die politische Lage eindeutig verbessern würde.