Inhalt:
Hinter den Kulissen
- Produktion: DOKfilm Fernsehproduktion GmbH
- Regie und Drehbuch: Bernd Böhlich
- Kamera: Florian Foest
- Produzent:
Hauptkommissarin Olga Lenski und Polizeihauptmeister Krause treffen bei ihren Ermittlungen auf die Mitarbeiter der Bootswerft, die nicht viel Gutes über ihre neue Chefin zu sagen haben. Der Firma geht es schlecht und Michaela Stolze führte ein strenges Regiment, um dringend notwendige Veränderungen durchzusetzen - scheinbar auch gegen den Willen ihrer Mitarbeiter. Während sie im Krankenhaus um ihr Leben kämpft, kommt es zu einem weiteren Vorfall: Ein hochprozentiges, giftiges Lösungsmittel wurde in die Infusion der Kranken geschüttet - kein Zweifel, das ist ein Mordversuch.
Aber wer hat ein Motiv? Wer steckt hinter dem Mordanschlag? Konstrukteur Gisbert Franke, dessen Gefühle von seiner Chefin nicht erwidert werden? Michaelas Vater Ludwig Stolze, der behauptet, seine Tochter zu hassen, weil sie seine Firma in den Ruin treibt oder Werftleiter Jens Petzold, der Angst hat, den neuen Herausforderungen nicht gewachsen zu sein?
Darsteller
Maria Simon («Lichter») als Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski
Horst Krause («Unter den Linden») als Polizeihauptmeister Krause
Catherine Flemming («Kommissario Laurenti») als Michaela Stolze
Otto Sander («Der Himmel über Berlin») als Ludwig Stolze
Sven Lehmann («Weissensee») als Jens Petzold
Daniela Hoffmann («Der Landarzt») als Petra Weingart
Martin Seifert («Einzug ins Paradies») als Ernst Rickert
Kritik
Auch wenn die zweite Ebene nur sehr vereinzelt durch den recht langatmigen Plot schimmert, stellt sich doch eine ziemlich tendenziöse Wirkung ein, die stellenweise sogar ins Lächerliche schliddert: Die Arbeiter und Angestellten in dieser abgewirtschafteten Werft trauern nach einem Generationswechsel in der Führungsetage den alten (sozialistischen?) Zeiten hinterher und sind verärgert über den Konkurrenzdruck, die neuen, vielleicht schwierigeren Anforderungen und Herausforderungen, die ein hundert Jahre alter Betrieb in diesem Jahrtausend so zu bewältigen hat. Sicher: Mit PR-Sprech und Corporate-Identity-Gehampel tun sich diese meist älteren Figuren ziemlich schwer – dass sich das Mordmotiv aber zuletzt als wenig mehr entpuppt, als dass eine der Mitarbeiterinnen der englischen Sprache nicht mächtig ist und ausgetauscht werden soll, wirkt mit Blick auf die pseudo-gesellschaftsrelevante Ebene ebenso unangenehm konstruiert wie unglaubwürdig.
Der Duktus von «Polizeiruf 110» bleibt dabei der gewohnte: behäbig, altbacken, langsam, ideenlos. Der Mordfall der Woche ist wie die Hintergrundgeschichte um Olga Lenskis konfuse familiäre Situation wieder einmal eher einfach gestrickt und das Drehbuch spart sich so manche Wendung, die vielleicht etwas Schwung in den kargen Plot gebracht hätte. Stattdessen: Jede Menge brandenburgischer Lokalkolorit samt dem Versuch, lustig zu sein, indem man über das Setting der ersten Szenen ein paar Gags über den Wilden Westen einstreut, von dem man sich ästhetisch leider nicht in nennenswertem Maße hat inspirieren lassen. Müdes Lächeln und Ermitteln im Abhakmodus lassen „Vor aller Augen“ sehr unambitioniert aussehen – auch wenn Maria Simons Bemühungen um Authentizität nicht völlig vergebens sind.
Das Erste zeigt «Polizeiruf 110: Vor aller Augen» am Sonntag, 5. Mai 2013 um 20.15 Uhr.