Popcorn & Rollenwechsel

Die Akte Black

von

Shane Black: Vom Niemand zum Star-Autor, zum Niemand, zum Strippenzieher hinter dem Megahit «Iron Man 3».

Und plötzlich ist er wieder in aller Munde: Shane Black, einst der bestbezahlte Drehbuchautor der Filmgeschichte, tut es mit «Iron Man 3» dem Hauptdarsteller Robert Downey junior gleich, der vor Kinostart von «Iron Man» als erloschener Stern am Firmament Hollywoods galt. Mittlerweile kann man es sich nur noch schwerlich in Erinnerung rufen, doch Anfang 2008 sahen Studiobosse Downey junior noch als riskante Darstellerwahl. Mit Drogengeschichten und unvorteilhaften Titelstorys in der Yellow Press hatte der Schauspielstar Ende der 90er die Gunst des Publikums und der Finanziers verspielt – und auch nach seinem Entzug brauchte es erst den Blockbuster «Iron Man», um Downey junior in ungeahnte Höhen der Popularität zu katapultieren.

Etwas zeitversetzt wiederholt sich dies nun im Falle Shane Blacks, der den dritten Teil der Superheldenreihe inszenierte und mitverfasste. Wie schon Downey junior erhaschte sich Black mit der Kriminalkomödie «Kiss Kiss Bang Bang» 2005 allerhand Kritikerlob, kommerzieller Erfolg blieb jedoch aus und erst in den vergangenen Jahren entdeckten einige Zuschauer das Kleinod für sich. Deshab wollte sich nach «Kiss Kiss Bang Bang» kein Studio auf Black einlassen: Seine Arbeiten galten als völlig unrentabel, Alkohol floss in wahrlich ungesunden Mengen Blacks Rachen hinunter. Nicht, dass es unmittelbar vor «Kiss Kiss Bang Bang» anders gewesen wäre.

Dass niemand in Hollywood ein Drehbuch Blacks abkaufte, lag einerseits daran, dass er sich auf Originalkonzepte spezialisierte, die im mehr und mehr von Franchises geprägten Klima der Filmfabrik riskanter und riskanter erschienen. Vor allem aber galt Black als der überbezahlte Macker, der das höchstdotierte Drehbuch der Kinogeschichte verfasste – und dem Studio New Line Cinema somit einen ärgerlichen Flop einbrockte. Dass der Thriller «Tödliche Weihnachten», für dessen Skript Black die damalige Rekordsumme von vier Millionen Dollar einsackte, womöglich scheiterte, weil das US-Publikum vor Regisseur Renny Harlin und Hauptdarstellerin Geena Davis scheute, die kurz zuvor den Riesenflop «Die Piratenbraut» verantworteten, interessierte niemanden. Ebenso war in Hollywood vergessen, wie viel Geld Shane Black den Studios zuvor einbrachte. Die Traumfabrik – sie hat zuweilen ein Kurzzeitgedächtnis.

Ehe «Tödliche Weihnachten» an den Kinokassen unterging, war Black einer der berühmtesten Drehbuchautoren im Filmgeschäft. Seine Spezialität: Raue Action, clever eingearbeitet in einen packenden Plot über zwei kernige Kerle, die ihre Schattenseiten haben, aber auch witzige Sprüche abfeuern können. Diese Karriere nahm ihren Anfang mit «Lethal Weapon» – geschrieben und teuer ans Studio verkauft von einem damals 23-jährigen Shane Black. Es folgten eine Sensationssumme dafür, dass Black sich die Story für die Fortsetzung ausdenkt (das fertige Drehbuch kam aus einer anderen Feder) sowie ein stattlicher Gehaltscheck für seine Mitarbeit an der Actionparodie «Last Action Hero». «Last Boy Scout» verkaufte Black dann für 1,75 Millionen, nur um mitanzusehen, wie Regisseur Tony Scott, Hauptdarsteller Bruce Willis und Produzent Joel Silver in einem Kampf der Egos versuchten, dem Film ihren eigenen Stempel aufzudrücken, so dass er letztlich in vier Richtungen zerfiel.

Nun wird «Iron Man 3» als frischer kreativer Wind für das Superheldengenre betrachtet. Nicht, weil «Iron Man 3» nie dagewesene Dinge tut, sondern weil er ganz leichtfüßig mit der Zuschauererwartung spielt und einen Retro-Actionfilm in das Superheldenspektakel packt. Entgegen aller Erwartungen, er müsse sich vollauf den Marvel Studios unterwerfen, konnte Black seine Markenzeichen ganz freimütig in den Film einarbeiten. Mehr als zu jener Zeit, als er sein Karrierehoch genoss. Auf Anraten des Co-Autors Drew Pearce gab Black der Versuchung nach und ließ «Iron Man 3» an Weihnachten spielen, was ihn zur fünften Arbeit Blacks macht, die zu dieser Zeit angesiedelt ist. Zum vierten Mal bei Black trifft ein kühler, harter Kerl auf ein junges, großäugiges Kind, das ihm hilft – und Black findet schon wieder einen neuen Weg, diesen Rollenarchetyp erträglich zu machen. Und auch wenn der Dialoghumor schon in den ersten beiden «Iron Man»-Filmen überzeugte, so spürt man einfach, dass hier der verspielt-freche «Kiss Kiss Bang Bang»-Kerl am Werk war.

Shane Black ist erneut an der Spitze Hollywoods angekommen. Mr. Black, was werden Sie als nächstes tun?

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