«Der Herr der Ringe», das Standardwerk der Fantasyliteratur, bekam bekanntlich eine adäquate, monumentale Realfilm-Adaption spendiert – und eine Prequel-Trilogie. Obwohl Hollywood nunmehr auch Spielzeuge und Brettspiele für sich entdeckt hat, um daraus Kinofilme zu spinnen, erging es «Dungeons & Dragons», dem Standardwerk in Sachen Fantasy-Rollenspiel, allerdings weniger gut. 2000 rotzte New Line Cinema, ein Jahr bevor das Studio mit «Der Herr der Ringe» seine Fantasy-Kompetenzen bewies, einen überzogenen, chaotischen und bunten Film raus, in dem Jeremy Irons dicker auftrug, denn je zuvor, und alles andere einfach bloß ziemlich peinlich war. Es folgten zwei Fortsetzungen für den TV- und DVD-Markt, die nichts mit dem Kinofilm und noch weniger mit der ursprünglichen Vorlage zu tun haben.
Aber alle Fans des kultigen Pen-and-Paper-Rollenspiels können sich Hoffnungen machen. Und zwar gleich in zweifacher Dosis. Vorerst zumindest. Denn, den komplexen Lizenzverträgen sei Dank, die es im Filmgeschäft so gibt, sind derzeit zwei «Dungeons & Dragons»-Filme in der Mache. Gut, da diese Filme von konkurrierenden Studios entwickelt werden und in solchen Fällen die Maxime eines anderen Fantasy-Franchises oberstes Gebot hat, nämlich der «Highlander»-Aufruf „Es kann nur einen geben!“, werden passionierte Rollenspieler wahrscheinlich nur eine dieser Ideen fertig produziert zu Gesicht bekommen. Wenn überhaupt. Dennoch ist diese Entwicklung immerhin ein Schritt nach vorne, nachdem «Dungeons & Dragons» bislang nur in der Kinderecke mit Billig-Bauklötzen spielen durfte. Nun aber darf es wenigstens zu Besuch an den Tisch für erwachsene Fantasy-Franchises herantreten.
All die verschwurbelten Metaphern, für die ein Dungeonmaster von seinen Spielern nur Häme ernten würde, bei Seite geschoben: Warner Bros. erwarb die Filmrechte am Rollenspiel, um ein Drehbuch von «Zorn der Titanen»-Autor David Leslie Johnson namens «Chainmail» zu einem Franchise-Streifen aufzumöbeln. Johnson adaptierte mit seinem Drehbuch ein älteres, weniger bekanntes Spiel des «Dungeons & Dragons»-Erfinders Gary Gygax, die Produzenten Roy Lee («Drachenzähmen leicht gemacht») und Courtney Solomon (der erste «Dungeons & Dragons»-Film) lassen es umformen, so dass es zum bekannteren Spiel passt.
Das Problem ist, dass Hasbro behauptet, durch die 1998 getätigte Übernahme von Wizards of the Coast die alleinigen Rechte am Pen-and-Paper-Klassiker erworben zu haben, weshalb der Spielzeugriese derzeit mit Universal an einer Adaption von «Dungeons & Dragons» arbeitet. Bis sich die Anwälte darüber einig werden, wer denn nun die gültige Filmlizenz aufweisen kann, lässt Universal seinen ganz persönlichen Franchise-Spezialisten Chris Morgan an die Sache heran. Morgan verfasste das Skript zu fünf «Fast and Furious»-Filmen und soll mit Universals «Dungeons & Dragons» erstmals auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Über mehr Ausrüstung verfügt Universals «Dungeons & Dragons» derzeit noch nicht.
Ein Spiel, zwei Studios, zwei Filme. Welcher das Licht der Welt erblicken wird, ist unklar. Aber egal, welcher es wird: Für «Dungeons & Dragons» kann es nur aufwärts gehen