Bereits im ruhigen, mit Instrumentalmusik und einer sanften Off-Stimme unterlegten Vorspann zeigt sich die Grundstimmung der neuen Dokumentationsreihe «Die Kinderdocs». Im Mittelpunkt stehen dabei die Ärzte, Pfleger und Patienten der Kinderstation der Universitätsklinik Mainz. In jeder der drei Folgen stehen dabei mehrere Kinder im Fokus der Erzählung, die aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit eingeliefert werden und dessen Schicksal und Entwicklung die jeweilige Folge besonders intensiv beleuchtet. Zwischendurch folgen Interviews mit den Ärzten und, je nach Alter, auch den Patienten und Angehörigen, die dem Zuschauer entweder ihre Arbeit auf der Station oder ihren Aufenthalt dort näherzubringen versuchen.
Die ganze Art der Aufmachung hat dabei nichts mit effekthascherischem Voyeurismus zutun, sondern ist das Paradebeispiel einer behutsamen Annäherung an die emotionalen Schicksale der einzelnen Protagonisten und Protagonistinnen, mit denen zu jeder Zeit äußerst respektvoll und behutsam umgegangen wird. Zwar wird nicht gänzlich auf Musik verzichtet. Diese hat jedoch keinen aufbauschenden, dramatisierenden Zweck, sondern untermalt die Szenerien lediglich beiläufig, um sie nicht allzu steril wirken zu lassen. Steril wirken hingegen – zwangsweise – die verschiedenen Settings. Da in einem richtigen Krankenhaus gedreht wurde, kann der Zuschauer selbstverständlich keine außergewöhnlichen Drehorte erwarten und erhält stattdessen einen unspektakulären Einblick hinter die üblicherweise verschlossenen Türen der Behandlungsräume in einem normalen Kinderkrankenhaus. Dass es dort nicht zugeht wie in den Hochphasen von «Emergency Room», sollte jedem auch nur halbwegs themeninteressierten Zuschauer ohnehin klar sein. Jedoch sei noch einmal explizit erwähnt, dass die Erzählweise der «Kinder-Docs» stets ruhig und unaufgeregt vonstatten geht und dabei Geschichten erzählt, die das Leben schreibt. Hier ist nichts gescripted und die Gefühle, die gezeigt werden, sind echt und unverfälscht.
Ebenso lobenswert hervorzuheben ist die Tatsache, dass man dem Zuschauer gut verdauliche, medizinische Informationen liefert. Zum einen sind die Ärzte in ihren Interviews stets bestrebt, ihr Tun zu erklären und schaffen dies ohne zu viel Fachchinesisch. Auch der Off-Kommentator erklärt das Geschehen für das Publikum verständlich. Auf der einen Seite bringt der dem Zuschauer durch minimale Charakterisierung die kleinen Kinder näher, andererseits kommentiert er vor allem die ärztlichen Eingriffe professionell und nüchtern, wodurch sich eine angenehme Balance zwischen Medizindokumentation und Schicksalsgeschichten einpendelt.
Einziges Manko der Sendung ist leider die schlussendliche Frage nach einem Mehrwert, den die Sendung bietet und vielleicht auch, ob es wirklich sein muss, dass schon kleine Kinder – wenn auch sicherlich nach Einwilligung ihrer Eltern – Tag und Nacht gefilmt und zu Unterhaltungszwecken ins Fernsehen gebracht werden müssen. Dass «Die Kinder-Docs» keine Zur-Schau-Stellung, sondern eine jederzeit seriöse, ernstzunehmende Reportagereihe ist, muss an dieser Stelle zwar deutlich betont werden. Doch ein fader Beigeschmack bleibt bei dem Gedanken, dass die Kinder keinerlei Einfluss darauf haben, ob sie im Fernsehen zu sehen sein möchten, oder nicht.
Der SWR zeigt Folge 1 von «Die Kinder-Docs» am Mittwoch, den 22. Mai um 21:00 Uhr.