Filmfacts «Der Dieb der Worte»
- Kinostart: 23. Mai 2013
- Genre: Drama
- Laufzeit: 102 Min.
- FSK: 12
- Kamera: Antonio Calvache
- Musik: Marcelo Zarvos
- Autor: Brian Klugman, Lee Sternthal
- Regie: Brian Klugman, Lee Sternthal
- Darsteller: Dennis Quaid, Bradley Cooper, Zoe Saldana, Jeremy Irons, John Hannah, Olivia Wilde
- OT: The Words (USA 2012)
Rory (Bradley Cooper) und Dora Jansen (Zoe Saldana) scheinen nach der Hochzeit ihr Glück gefunden zu haben. Doch obwohl es für die beiden privat nicht besser laufen könnte, macht dem perfektionistischen Rory die Arbeit zu schaffen. Seit Jahren ist er bestrebt, ein erfolgreicher Autor zu werden. Während er von Jedermann attestiert bekommt, ein hochtalentierter Schreiber zu sein, mangelt es ihm daran, den Nerv der Leser zu treffen. Eines Tages entdeckt er beim Stöbern in einem Antiquitätenladen das Manuskript zu einem scheinbar unveröffentlichten Roman. Zuhause angekommen beginnt Rory übermütig, das fremde Werk abzutippen, um es nur wenig später als sein eigenes rauszubringen. Zunächst geht diese Rechnung auf. Mit „Tränen am Fenster“ scheint ihm endlich der langersehnte Durchbruch gelungen zu sein. Doch es dauert nicht lange, bis ihn die Vergangenheit schneller als erwartet einholt und Rory auf einen alten Mann (Jeremy Irons) trifft: Den wahren Verfasser der Geschichte.
Der Streifen lässt sich ohne viel Interpretationsanstrengung in drei Abschnitte gliedern. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Geschichte um Rory und Dora. Bradley Cooper («Hangover», «Ohne Limit») und Zoe Saldana («Colombiana», «Star Trek into Darkness»), die für die Rollen der beiden Protagonisten gecastet wurden, liefern vor allem in den ruhigen Momenten packende, minimalistische Leistungen ab. Die zweite Erzählebene ummantelt die Geschichte des Protagonistenpärchens, indem sich relativ schnell herausstellt, dass beide lediglich Figuren einer Geschichte sind, deren Schöpfer der Schriftsteller Clay Hammond (Dennis Quaid, «8 Blickwinkel») ist. Im Rahmen einer Lesung stellt er seinen neusten Roman vor.
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Die dritte und letzte Erzählebene schließlich taucht im Rahmen des ersten Handlungsstrangs auf, als Rory auf den alten Mann trifft. Waren die beiden vorherigen Abschnitte noch klassisches, auf Hochglanz poliertes Durchschnittskino, gerät «Der Dieb der Worte» jetzt unkonventionell und präsentiert sich in seinem Look um rund 50-60 Jahre gealtert. Von nun an wird ein melancholisch in schmerzenden Erinnerungen schwelgender Jeremy Irons («Nachtzug nach Lissabon», «Die Borgias») zum Mittelpunkt der Erzählung und ganz nebenbei auch zum herausragenden Highlight des Dramas. Auch wenn sich sein Agieren darauf beschränkt, neben Bradley Cooper auf einer Parkbank zu sitzen und mithilfe eines Monologes seine Lebensgeschichte zu erzählen, bringt er es fertig, aufgrund seiner naturgegebenen Kraft und Ausdrucksstärke in Gestik, Mimik und Artikulation, das Publikum gebannt zu fesseln. Sogar Schauspielkollege Cooper meint man bisweilen seine Ehrfurcht vor Irons‘ Ausstrahlung anzumerken.
Der Rückblick auf das bewegte Leben der von Jeremy Irons verkörperten Figur kleidet sich in sepiafarbene Bilder und erzählt tragische Liebesgeschichte, Kriegsdrama und das Portrait eines einsamen Mannes zugleich. Im Mittelpunkt stehen hier Ben Barnes («Das Bildnis des Dorian Gray», «Die Chroniken von Narnia») als jüngere Version des von Irons verkörperten Charakters und Nora Arnezeder («Safe House», «Alexandre Ajas Maniac»). Beide genießen den Luxus, wesentlich ausgefeiltere Charaktere darstellen zu können als Cooper und Saldana und erfüllen diese Aufgabe jederzeit. Vor allem Arnezeder beweist aufs Neue ihr Händchen dafür, ihrer Figur zugleich Zerbrechlichkeit und eine enorme emotionale Stärke zu verleihen.
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Die Methodik, nach welcher das Regie- und Autorenduo seinen Film konzipierte, ist auf der einen Seite genau das, wodurch sich «Der Dieb der Worte» von der Masse abhebt. Klugman und Sternthal brachten auf diesem Weg möglichst viele Denkanstöße in ihrem Film unter, liefern Raum für freimütige Interpretationen und lassen es zu, dass man – je öfter man den Streifen sieht – jedes Mal aufs Neue mit dem Nachdenken beginnen kann. Andererseits muss das Publikum durch diese ausladende Produktion mit einigen anstrengenden Längen kämpfen, die sich vor allem in der Erzählebene wiederfinden, die von Arnezeder und Barnes ausgefüllt wird. Darstellerisch befindet sich «Der Dieb der Worte» nah an der Perfektion. Trotz Schwächen in der musikalischen Gestaltung ist auch die künstlerische Qualität nicht zu verachten. Da sich jedoch nicht ganz erschließt, an welche Zielgruppe sich das Drama nun richten möchte, könnte es der kleine Film an den deutschen Kinokassen äußerst schwer haben.
«Der Dieb der Worte» ist ab dem 23. Mai in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.