Die Kritiker

«Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe»

von

Leander Haußmann scherzt über die Liebe zwischen einem jungen Videospieldesigner und einer älteren Reinigungsangestellten.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Regie: Leander Haußmann
  • Drehbuch: Gernot Gricksch
  • Produzenten: Claus Boje, Detlev Buck, Sonja Schmitt & Jeanette Würl
  • Musik: Element of Crime
  • Kamera: Jana Marsik
  • Schnitt: Mona Bräuer
Der 26-jährige Videospieldesigner Robert Zimmermann steht kurz vor seinem nächsten großen Erfolg: Der skurrile Egoshooter, an dem er und sein Team gerade arbeiten, weckte das Interesse eines großen ausländischen Investors und soll ihm deswegen in wenigen Wochen vorgeführt werden. Auch sein Liebesleben ist zufriedenstellend, legt ihm seine Mitarbeiterin Lorna doch die Welt zu Füßen. Doch als er der 20 Jahre älteren Renigungsmitarbeiterin Monika begegnet, beginnt für ihn ein neues, komplizierteres Leben: Er macht mit Lorna Schluss, die ihn von nun an stalkt, und umgarnt unentwegt die alleinerziehende Monika, die sich zwar geschmeichelt fühlt, aber nicht sicher ist, ob eine Beziehung mit einem Jüngeren funktionieren würde.

Währenddessen geht es auch in Roberts Familie drunter und drüber: Seine lesbische Schwester sehnt sich nach Kindern und gerät darüber in einen heftigen Streit mit ihrer Lebensgefährtin, seine Mutter versucht sich als Teilzeitpoetin und sein Vater geht mit einem Mädel in Roberts Alter fremd ...

Darsteller


Tom Schilling («Napola – Elite für den Führer») als Robert Zimmermann
Julia Dietze («Iron Sky») als Lorna
Annika Kuhl («Das rote Zimmer») als Pia Zimmermann
Steffi Kühnert («Halt auf freier Strecke») als Inga
Maruschka Detmers («Teufel im Leib») als Monika
Marlen Diekhoff («Meine Schwester und ich») als Jennifer Zimmermann

Kritik


Dank der Kinoerfolge «Sonnenallee» und «Herr Lehmann» sowie seiner viel besprochenen Shakespeare-Theaterinszenierungen gehört Leander Haußmann zweifelsohne zu den bekannteren deutschen Regisseuren. Und dies, obwohl ein Großteil seiner Regiearbeiten vom Kinopublikum nur wenig beachtet wird. So zählt auch seine 2008 in die Lichtspieltheater entlassene Komödie «Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe» mit rund 110.000 Besuchern eher zu der Kategorie „unter ferner liefen“. Möglicherweise liegt es bloß daran, dass die Romanvorlage von Gernot Gricksch weniger populär ist als die Bestseller hinter den genannten Haußmann-Erfolgen, denn diese Geschichte von „Jung verliebt sich in Alt“ ist durch und durch vom selben Stil geprägt, nämlich dem Hang zur ironisch durchsetzten, selbstbewusst zerfransten Erzählweise mit mal gewollt klamauikgen, mal vielsagenden Regieeinfällen.

Dass die Liebesgeschichte zwischen dem trendigen Spieleentwickler Robert und der Reinigungsangestellten Monika aufgrund des großen Altersunterschieds zwischen den beiden Liebenden einst auch großes Skandalmaterial gewesen wäre, kümmert Haußmann nicht: Durch cineastische Standardwerke wie «Harold und Maude» und «Die Reifeprüfung» wurde das Thema längst enttabuisiert, worauf in den Dialogen zwischen den medienaffinen jungen Hauptfiguren auch mehrmals angespielt wird. Solche popkulturellen Referenzen machen generell einen Großteil der filmischen Identität von «Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe» aus: In der kleinen Entwicklerschmiede Zimmermanns müssen sich die Programmierer mit den Hürden des deutschen Jugendschutzes auseinandersetzen, Roberts Familie lebt direkt neben dem Set eines staubtrockenen Geschichtsdramas, womit dieses Genre auch gleich sein Fett wegbekommt, und wie es in Jugendkomödien mit nachdenklichen Zwischentönen mittlerweile Usus ist, wird selbstredend viel über Musik diskutiert. Schließlich ist die Hauptfigur nach Bob Dylan benannt, was will man da schon anderes erwarten?

Über die Masse an schnell abgehandelten, originellen Nebenschauplätzen verkommt die zentrale Handlung zu einem roten Faden: Dass Robert völlig von Monika begeistert ist, muss der Zuschauer hinnehmen, woher seine Liebe zu ihr rührt, wird ebenso wenig erklärt, wie die Hintergründe von Monikas Geisteswandel, sich nach anfänglichem Widerwillen letztlich doch auf eine Beziehung mit dem Buben einzulassen. Dass die Liebesgeschichte dennoch über die gesamte Laufzeit interessant ist, ist den Hauptdarstellern zu verdanken, die in Haußmanns kühlem Irrsinn dennoch glaubwürdige Charaktere erschaffen. Tom Schilling wandelt souverän den schmalen Grat zwischen hippem, nerdigen Jungunternehmer und nachdenklichem Liebhaber, während Maruschka Detmers subtil mit ihrem Image als gealtertes Erotiksymbol kokettiert.

Haußmanns Mischung aus grob überzeichneten Nebenfiguren und unaufgeregt inszenierten, sich aber sehr klamaukig ablaufenden Episoden muss man als Zuschauer mögen, da sie oft wichtiger ist als Figurenentwicklung und Handlungsablauf. Dies gilt auch für «Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe», jedoch fügt sich Haußmanns Stil hier sehr gut in die Figurenkonstellation ein: Es ist stimmig, über diese Truppe einen solchen Film zu drehen. Als Liebesgeschichte oder Film übers Erwachsenwerden funktioniert «Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe» nicht, dafür aber als Ansammlung locker verbundener Anekdoten im besten Haußmann-Stil.

Das Erste strahlt «Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe» am Freitag, dem 24. Mai 2013, um 23.30 Uhr aus.

Kurz-URL: qmde.de/63970
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