Die Kritiker

«Nikita»

von

Und noch einmal: Wenige Jahre nach Ende der kanadischen Agentenserie «Nikita» wird die Geschichte der sich gegen ihren einstigen Arbeitgeber wendenden Auftragskillerin neu aufgerollt.

Inhalt


Hinter den Kulissen

  • Titelmusik: David E. Russo
  • Ausführende Produzenten: Craig Silverstein, Danny Cannon, McG, Peter Johnson und David Levinson
  • Kamera: Glen Keenan und Rene Ohashi
  • Kostüme: Barbara Somerville
Das Leben spielte Nikita übel mit: Von ihrem Ziehvater misshandelt, geriet sie als Teenagerin auf die schiefe Bahn. Einige üble Drogengeschichten später findet sie sich in der Todeszelle wieder, verurteilt für den Mord an einem Polizisten. An die Tat kann Nikita sich allerdings nicht erinnern. Eine Geheimorganisation, genannt „Die Division“, inszeniert Nikitas Ableben und bietet ihr im Gegenzug dafür, dass sie somit ihr Leben verschont, eine Anstellung als Geheimagentin an. Nach einem zermürbenden Training arbeitet sie als Auftragskillerin im Namen einiger Interessensgemeinschaften innerhalb der US-Regierung. Dies macht Nikita sieben Jahre lang mit, doch dann wird sie vor eine moralisch verwerfliche Herausforderung gestellt, weshalb sie untertaucht. Drei Jahre später betritt sie plötzlich wieder die Bildfläche und beginnt einen verbissenen Rachefeldzug gegen die dubiose Division. Als Verbündete hat sie die neue Division-Agentin Alex erkoren, die nun unter Nikitas Anleitung helfen soll, die Organisation von innen heraus zu sabotieren ...

Darsteller


Maggie Q («Stirb langsam 4.0») als Nikita
Lyndsy Fonseca («How I Met Your Mother») als Alex
Melinda Clarke («Reaper») als Amanda
Shane West («Emergency Room») als Michael
Aaron Stanford («X-Men – Der letzte Widerstand») als Seymour Birkhoff
Xander Berkeley («Kick-Ass») als Percy

Kritik


Der Serienstoff ist nicht neu: 1990 erzählte der französische Starregisseur Luc Besson im Kino erstmals die spannende Geschichte einer zur Tötungsmaschine ausgebildeten Frau, die sich gegen ihre blutige Ausbildung wehrt. Die hervorragend inszenierte, ausgefallen erzählte französische Produktion erhielt bereits ein Jahr später ein Remake in Hongkong («Black Cat»), 1992 bekam dieses Remake eine Fortsetzung («Codename: Cobra») spendiert. 1993 folgte John Badhams US-Neuverfilmung «Codename: Nina» und 1997 fiel der Startschuss für die kanadische Fernsehserie «Nikita», die auch hierzulande einige Fans gewinnen konnte. Dass 2010 ausgerechnet der Teeniesoap-Sender The CW eine weitere Neuerzählung dieser Geschichte in Angriff nahm, macht den geneigten Fernsehzuschauer zunächst stutzig – steht ihm nun etwa eine Neuinterpretation der Thematik als schnulzige Agentenromanze bevor, unterbrochen durch einzelne, profillose Actionszenen?

Es benötigt nur wenige Serienminuten, um diese Befürchtungen effektvoll zu widerlegen. Denn geprägt wird diese Variante des «Nikita»-Themas vor allem durch ihre mitreißende Action. Die unter anderem von «Terminator – Die Erlösung»-Regisseur McG produzierte Remakeserie legt ein sehr hohes Tempo hin und besticht mit unerwartet rasanten, gut choreographierten Actionsequenzen. Hinsichtlich der Produktionswerte sieht The CWs «Nikita» viel besser aus als man bei diesem Sender vermuten dürfte und steht Actionserien der großen US-Networks in Nichts nach.

Tatsächlich steht die Serie mit ihrer Pilotfolge sogar kurz davor, sich zu sehr auf Action zu verlassen. Danny Cannons Startschuss zur Agentenserie ist zwar voller Adrenalin und die atmosphärische Ausleuchtung sorgt auch für eine düstere Stimmung, aber Nikitas schleichender Racheakt an der Geheimorganisation Division, die sie einst ausbeutete, wird im Piloten nur sehr beiläufig mit Charaktermomenten unterfüttert. Da die vorausgegangenen «Nikita»-Erzählungen ihren Reiz auch daraus zogen, die Zerrissenheit und moralische Ambiguität ihrer Hauptfigur abzubilden, erscheint die reine Konzentration auf Verfolgungsjagden und Faustkämpfe im Serienpiloten zwar modern, aber auch flach.

Jedoch ziehen die Serienmacher bereits sofort nach dem wilden Piloten das inhaltliche Niveau an – «Nikita» bleibt ein actionorientiertes, schnell erzähltes Format, allerdings rücken sie zugleich die Dynamik zwischen der Titelheldin und ihrer in der Division arbeitenden rechten Hand stärker in den Mittelpunkt. Dadurch, dass Nikita die junge Alex unter ihre Fittiche nimmt, erhält die energische Actionheldin eine in bisherigen Interpretationen so nicht dagewesene, mütterliche Seite. Gleichwohl stärken ihre Forderungen an Alex die Schattenseiten Nikitas, bringt sie doch wissentlich eine verlorene, junge Frau in Gefahr.

Diese interessante Figurenkonstellation profitiert auch sehr von der Ausstrahlung der beiden zentralen Darstellerinnen: Die versierte Maggie Q und die charismatische Lyndsy Fonseca harmonieren in ihren gemeinsamen Szenen sehr gut miteinander, strahlen dennoch völlig gegensätzliche Attitüden aus und erschaffen so nonverbal ein reizvolles, ungleiches Agenten-Duo, das gemeinsam mit der tollen Action die Serie fast im Alleingang zu tragen vermag. Die restliche Darstellerriege, darunter der doppelbödig spielende Xander Berkeley, erfüllt ihre Pflichten, kann jedoch zumindest in den ersten drei Folgen der Serie keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Alles in allem ist «Nikita» aber eine gelungene, temporeiche Neuerzählung des schon so oft verfilmten Agentenstoffes und für jeden Fan actionorientierter TV-Serien einen Blick wert – Interessenten sollten allerdings auf jeden Fall mindestens die ersten drei Episoden verfolgen, um so einen besseren Überblick über die anfangs noch unstete Balance zwischen Action und Dramatik zu gewinnen.

RTL II strahlt «Nikita» ab dem 8. Juni 2013 immer samstags ab 22.45 Uhr im Dreierpack aus.

Kurz-URL: qmde.de/64201
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