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Wenn das Kinoeinspiel dem Fußball trotzt

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«Hangover 3» und «Fast & Furious 6» bewiesen es: Gegen Fußball-Großereignisse kann man auch in Deutschland tolle Kino-Besucherzahlen schreiben.

Mehr über die Filme, die dem König Fußball trotzten:

1,45 Millionen Interessenten sahen zwischen dem 30. Mai und dem 2. Juni «Hangover 3», die viel diskutierte zweite Fortsetzung des Komödien-Überraschungserfolgs von 2009. Somit überholte der Streifen nicht nur das bereits herausragende Startwochenende von «Hangover 2», sondern legte einen der sieben besten Mai-Filmstarts der hiesigen Kinogeschichte hin. Dieser Spitzenstart (der bislang beste im Kinojahr 2013) gelang parallel zu zwei gefragten Fußball-Fernsehereignissen: Am 1. Juni verfolgten ab 20 Uhr 12,60 Millionen Sportfreunde im Ersten die Übertragung des DFB-Pokalfinalspiels, am Folgetag fesselte das im ZDF ausgestrahlte Länderspiel USA – Deutschland 8,81 Millionen Fußballverrückte an die heimischen Mattscheiben.

Eine Woche zuvor startete «Fast & Furious 6» mit mehr als 802.000 Kinobesuchern, was dem bislang zweitbesten Start dieses Filmjahres gleichkommt. Dabei musste sich der Auto-Actionkracher am Samstag, dem 25. Mai, der Konkurrenz durch das rein deutsche Champions-League-Finale stellen, das mehr als 22,5 Millionen Interessenten davon abhielt, ihren Samstagabend mit etwas anderem als dem berühmten Rasen-Ballsport zu verbringen. Was lehrt uns dies? Es lehrt uns, dass das Kinogeschäft nicht völlig in sich zusammenbricht, wenn sich 22 Mann auf einem Stück Rasen versammeln, um das runde Leder zu treten.

Blickt man zurück auf die Kinosommer, die während Fußball-Europameisterschaften und -Weltmeisterschaften Vergangenheit stattfanden, gewinnt diese zunächst so banal klingende Erkenntnis enorm an Bedeutung. 2012 etwa stellten sich die Kinoverleiher in Deutschland für die Laufzeit der EM nahezu Tod und entließen bloß Filme, auf die kommerziell nur geringe Stücke gesetzt wurden, in die Kinos. Etwa den mit nur 280 Kopien gestartete Musical-Flop «Rock of Ages» (Foto) und der Billig-Horror «Chernobyl Diaries» mit 150 Kinos. Einzig Sony traute sich, auf der letzten Strecke der Euro 2012 «The Amazing Spider-Man» zu veröffentlichen – und lockte mehr Leute in die Kinos als selbst die optimistischsten deutschen Branchenbeobachter vorab prognostizierten.

Filmliebhaber und Mitglieder der Kinobranche können leidvoll davon berichten, dass das Bild während der EM 2012 wahrlich keine Ausnahme darstellt. Während der WM 2010 starteten vor allem Kinder- und Nischenfilme. Der einzige programmtechnische Ausreißer, «Für immer Shrek», erreichte dafür an seinem Startwochenende sogleich auch zirka 474.000 Besucher und innerhalb von bloß rund zwei Wochen übertraf der Animationsfilm die Millionen-Besucher-Marke. Und so zieht es sich durch die Jahre: Bloß ein Film mit größerem Potential wagt sich während des Turniers in die Kinos – und räumt wider aller Erwartungen ab: 2006 lockte «Ab durch die Hecke» innerhalb einer Woche trotz WM auf deutschem Boden mehr als 845.000 Menschen in die Kinos, 2002 kratze «Spider-Man» sogar an der 2-Millionen-Marke.

Gute Besucherzahlen sind also möglich, selbst wenn zahlreiche potentielle Kinogänger aufgrund eines Turniers oder großen Spiels lieber auf den Besuch im Lichtspielhaus verzichten und sich dem Fußball widmen. Dass Filmverleiher dennoch immer wieder angesichts der WM und EM feige werden und einen Monat lang ihr Programm auf Sparflamme laufen lassen, ist ein Ärgernis, das bekämpft werden muss. Im Interesse der Branche (auch Besitzer kleiner Kinos wollen während Fußballturnieren den einen oder anderen Euro verdienen), sowie im Sinne der Filmfreunde. Um es in Anlehnung an den Box-Office-Experten Mark G. von Insidekino.de zu erklären: Wenn 21 Millionen Einwohner Deutschlands ein Fußballspiel im Fernsehen verfolgen, sind noch immer rund 60 Millionen nicht vom Fußballbann befallen. Einige von ihnen wollen gewiss auch einen lohnenswerten, neuen Film im Kino sehen. Wenn es während deutsch-deutscher Champions-League-Finalspielen klappt – wieso nicht auch nächstes Jahr während der FIFA-WM in Brasilien?

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