Die Antwort darauf erscheint mir simpel. Markus Lanz ist politisch korrekt. Zu korrekt. Er wirkt geradezu aufgesetzt naiv in seiner Haltung. Immer versucht nett zu sein. In einer Show von Lanz haben sich stets alle Gäste lieb. Ansonsten würde sich der Moderator gleich als Mobbing-Beauftragter in seiner eigenen Show zu Worte melden. Dabei ist Unterhaltung eben nicht politisch korrekt. Sie lebt von Gegensätzen und ein Raab ist hier weitaus polarisierender. Ich selbst würde niemals gern bei Markus Lanz in der Show sitzen wollen. Warum? Ich könnte ihn dann wahrscheinlich gar nicht mehr nicht mögen. Er wäre sicher nett zu mir. Gerade dieser Umstand macht einem Menschen doch Angst!
Für welches Produkt in deutschen Supermärkten könnte eine Figur wie Lanz nicht werben? Mir fällt kein Artikel ein. Selbst für giftigen Abflussreiniger würde Lanz wohl milde Worte der Versöhnung finden. Das deutsche Publikum sehnt sich allerdings nach Kanten. Wir wurden über Jahre durch Pilawas und Beckmänner endlos weichgespült. Nicht umsonst genießt Helmut Schmidt so hohe Sympathiewerte. Sagen was Sache ist! Nicht um den heißen Brei reden. Stattdessen ist Lanz familienfreundlicher als jeder neue Animationsfilm von Disney. Da bekommt selbst eine unrechtmäßige Gewinnerin eines Spiels noch die Reise versöhnlich geschenkt. Frank Elstner hätte die Dame nicht so einfach davon kommen lassen.
Das Absurde an der Situation? Die Show aus Mallorca hätte keine zwei Zuschauer verdient. Seien wir doch ruhig einmal im Gegensatz zum ZDF hier brutal ehrlich. Das war Mist erster Klasse. Zum Großteil auch durch den Moderator verschuldet. Er steht für diese Sendung. Findet aber heute in der Berichterstattung sogar noch versöhnliche Worte für seine Sendung. Warum haben wir zugeschaut? Nicht mehr aus Begeisterung für den Moderator und sein Format. Letztlich wollte man der Peinlichkeit zusehen und sich darüber in den sozialen Netzwerken erheitern. Man hatte Mitleid mit Gerard Butler und wartete sehnsüchtig auf den nächsten Fehlgriff von Markus. Nicht einmal mehr Raab konnte sich zurückhalten. Die Verantwortlichen sehen hier aber keine notwendige Konsequenz. Man ist froh über Millionen Zuschauer und klopft sich gegenseitig auf die Schulter. War doch gar nicht so schlecht. Wir sind immer noch «Wetten, dass..?».
Wir regen uns gern über teure, nicht flugfähige Drohnen auf. Wir beanstanden Vorträge bei den Bochumer Stadtwerken. Wir beklagen die Arbeitszustände bei Foxconn. Warum alle Verantwortlichen damit weiterhin bis zur nächsten Ausgabe von «Wetten, dass..?» durchkommen?
Wir schauen weiter zu.
Ihr
Rob Vegas