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Konzeptionell setzt man hier auf Altbekanntes: Eine Ernährungsexpertin nimmt sich pro Folge je einer "Problemfamilie" an, in der sämtliche Personen stark übergewichtig sind. Hier ist es die Familie Heinrich aus Gelsenkirchen, in der alle vier Familienmitglieder mit 115 bis 165 Kilogramm deutlich zu viel auf den Rippen haben. Zunächst wird das Essverhalten drei Tage lang beobachtet und anschließend analysiert, anschließend beginnt ein zehnwöchiges Training, in dessen Fokus die Klassiker gesunde Ernährung und sportliche Betätigung liegen. Abschließend kommt es zur großen Abrechnung auf der Waage sowie einem kleinen Gesamtfazit.
So konventionell und altbacken dieses Konzept klingt, wirkt letztlich auch die Umsetzung. Jeder Zuschauer, der in den letzten zehn Jahren hin und wieder einmal einer Abspeck-Doku beigewohnt hat und sich darüber hinaus noch etwas für Ernährung interessiert, wird bei diesem Format kaum neue Informationen erhalten. Dafür bemühen sich die Macher allerdings redlich um einen spektakulären Rahmen, der über den altbekannten Inhalt hinwegtäuschen soll. Und das umfasst nicht nur die mittlerweile im Privatfernsehen beinahe schon obligatorischen Zeitlupen und Schwarzweißaufnahmen sowie die über-emotionalisierte musikalische Untermalung - die hier einmal mehr zum Einsatz kommen, wenn mal wieder eines der Familienmitglieder in Tränen ausbricht.
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Davon abgesehen gibt es kaum Momente in der Sendung, die in besonderem Maße Lob oder Kritik rechtfertigen würden. Die Macher bemühen sich um eine spektakuläre Inszenierung und eine sehr starke Visualisierung von kulinarischen Eskapaden und Gewichtsüberschreitungen, untergraben hierbei allerdings selten bis gar nicht die Menschenwürde der Teilnehmer. Der Sprecher aus dem Off legt mitunter einen sehr flapsigen Tonfall an den Tag, übertreibt es hierbei jedoch nie, sodass auch hier die Bloßstellung der Familie begrenzt bleibt. Und die Abnehm-Expertin Kayadelen sollte zwar noch etwas an ihrer Telegenität arbeiten, macht aber ansonsten einen nicht allzu anstrengenden und heuchlerischen Eindruck, da sie meist das Mindestmaß an Distanz gegenüber ihren Kandidaten wahrt.
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Insgesamt ist «Secret Eaters» kein Format, das großartig aneckt. Man kann sich die Doku-Soap anschauen, ohne peinlich berührt oder wirklich stark angewidert zu sein, gleichzeitig bleibt jedoch auch der Mehrwert bei dieser Sendung weitgehend aus. Die vermeintlich zentrale Abnehmaktion wird nur am Rande thematisiert, die Aufmachung der Sendung gleicht zumeist derer in ähnlichen Formaten. Interessant ist, dass die erste und einzige Werbeunterbrechung erst nach 35 Minuten gezeigt wurde - ob das der mangelnden Werbebuchung geschuldet ist oder dem Publikum den Einstieg in das neue Format erleichtern soll, darf jeder für sich selbst entscheiden. In jedem Fall ist die "neue" Sat.1-Sendung so vergänglich wie die Kilos der übergewichtigen Teilnehmer: Über 100 Kilo nahmen die vier insgesamt binnen zehn Wochen ab. Zumindest für die Heinrichs hat es sich also gelohnt.