Es ist ja zur Zeit in aller Munde, dass sich wieder halbwüchsige Prominente für die deutschen Zuschauer zum Affen machen. Dieses Mal findet das Ganze aber nicht im Dschungel statt, wie damals auf RTL mit «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus», sondern in den Bergen und der Sender ist auch ein anderer, nämlich ProSieben. «Die Alm», so der Titel der neuen Voyeurismus-Show, beinhaltet sieben B- bzw. C-Prominente, welche abgeschieden auf einem alten Bauernanwesen, wie vor einhundert Jahren, leben. Es ist ja ganz interessant sieben Neu-Bauern beim Kühe melken, Scharfe treiben, Feuer machen, Brot backen und was da sonst noch so für Arbeit anfällt zu schauen, aber für den Zuschauer, so ProSieben, noch nicht genug. Treu dem Motto, wie bei «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» wird auch dort täglich eine Person per Telefonvoting bestimmt, die eventuell eine ekelige oder körperlich-anstrengende Aufgabe erfüllen muss. Schafft der „Star“ die Aufgabe bekommt die Gruppe eine Belohnung, schafft der „Star“ die Aufgabe nicht, bekommt die Gruppe eine Bestrafung – ziemlich simpel. Doch ProSieben überspannt ein wenig die Aufgabenauswahl und steht deshalb bei Quotenmeter.de in der „Kritik“.
Freitag, der 16. Juli 2004, 20.15 Uhr: Die Realityshow «Die Alm» startet auf ProSieben, eigentlich wie immer, Sonya Kraus und Elton (Bild rechts), Showpraktikant aus «TV total», moderieren charmant das „ProSieben Sommer-Event“. Doch dann präsentieren beide mit einer Leichtigkeit die nächste sogenannte „Sepp-Aufgabe“. Bislang gab es Aufgaben, wie in Kuhgülle baden, Milch aus einer Kuhzitze saugen oder ein Schaf einfangen und waschen. Doch dieses Mal sollte ein Ferkel getötet werden und alles nur für eine läppische Belohnung, und wenn es die „Neu-Bauern“ so wollen, können sie das Ferkel auch ruhig ausnehmen und essen. Das alles natürlich wieder verpackt in einem wohlgeformten Telefonvoting mit Gewinn, wobei die Zuschauer bestimmen, welcher Alm-Bewohner den Tod spielen darf.
Quotenmeter.de sagt dazu „Pfui“ und das mit berechtigten Gründen. Es ist doch eine Perversion von ProSieben als Unterhaltungsmittel das Schlachten eines Ferkels herbeizuziehen. Zugegeben: Es gibt im Fernsehen etliche Magazine, welche sich mit solch einem Thema befassen, doch da hat es noch einen gewissen Sinn. Der Zuschauer wird dort aufgeklärt, wie Fleisch zubereitet und verarbeitet wird. Man setzt dort nicht auf ein notwendiges Ekelpotenzial, um die Quote zu steigern. Anders ist es bei der ProSieben-Sendung «Die Alm», dort wird das Schlachten nicht als Handwerksmittel, sondern zur Unterhaltung dargestellt. Der Zuschauer ist natürlich wieder mit einbegriffen. Einfach das Telefon zur Hand nehmen und einen der B- bzw. C-Promis auswählen – ein Leben auszulöschen, und das nur um die angebliche Sensationsgier der Fernsehzuschauer zu füllen.
Tja ProSieben, damit liegt ihr bei uns komplett falsch. Zum Glück! Ihr setzt den Tod eines Ferkels für eure Marketingstrategien ein, ihr wolltet damit die Quote steigern und Unterhaltung bieten. Nein, danke. Dass alles ist nicht mehr vertretbar. Und dann verdient ihr auch noch mit einem Telefonvoting, wer das makabere Glück haben soll ein Tier zu töten, euer Geld und das alles in einer Sendung die angeblich Spass machen soll. Auch das die Moderatoren mit einer Leichtigkeit und Spaßigkeit an die Anmoderation über die widerwärtige „Sepp-Aufgabe“ angingen, war mehr als nicht nachvollziehbar. Zugegeben: Leben kommt und geht, jeder von uns hat schon einmal getötet, sei es eine Fliege oder einen Käfer, aber wer tötet denn bitte ein Ferkel, weil es ihm so vorgeschrieben ist ? Keiner! Wo möchte ProSieben denn noch laden, denn mit dieser Aufgabe haben sie schon weit den Bogen des Verständnis überzogen – soll als nächtens etwa die Aufgabe gestellt werden eine Kuh zu schlachten?
Übrigens: «Die Alm»-Bewohner sind den widerlichen Forderungen ProSiebens nicht nachgegangen. Und dafür sagt Quotenmeter.de „Respekt“. Obwohl sich die Zuschauer für den Fleischfetischisten für Ex-Fliegengewichtsboxer René Weller (Bild) in der Gruppe entschieden haben, welcher gerne mal ein Schwein auf der Alm essen würde, durfte das Ferkel weiter leben. Gleich nach der Verkündung der Aufgabe an die Neu-Bauern ging eine lautstarke Diskussion – sogar mit Tränen – los, wobei sie sich in einem Schwur darauf geeinigt haben das Ferkel nicht zu töten – egal was kommen mag. Natürlich verständlich, denn zuvor haben sich die Bewohner der Alm mit den Ferkeln angefreundet und ihnen wurden auch eigene Namen zugesprochen. Selbst Patenkinder konnten sich die Baby-Schweine nennen, denn jedes wurde einem Promi zugesprochen.
Quotenmeter.de wünscht sich für die Zukunft auf «Der Alm» mildere Aufgaben, wie zum Beispiel die Jetztige (Haare schneiden beim schönen René), denn so was darf nicht öffentlich im Fernsehen als Unterhaltungsmittel eingesetzt werden. Schön und gut, es sterben Tag täglich Schweine, aber nicht um die Quote eines Münchner Privatsenders zu steigern. (seel)