Inhalt:
In den frühen Morgenstunden werden die Hauptkommissare Eva Saalfeld und Andreas Keppler zu einem Waldsee gerufen. In einem Boot ist ein siebenjähriges Mädchen tot aufgefunden worden. Ihre Mutter Paula Albrecht ist verzweifelt. Sie verdächtigt ihren Mann Peter, von dem sie seit einiger Zeit getrennt lebt. Amelie war die letzten Tage mit ihm zusammen. Paula befürchtet, dass er die gemeinsame Tochter ermordet hat, weil er es nicht ertragen konnte, dass sie mit Amelie und ihrem neuen Lebensgefährten, Johannes Bittner, in Kürze nach Kairo zieht.
Kurz darauf wird Amelies Vater in der Nähe des Tatorts gefunden. Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Alles deutet darauf hin, dass Peter Albrecht erst seine Tochter getötet hat und danach sich selbst umbringen wollte. Eva Saalfeld versucht, ihn mit einer Blutspende zu retten. Bei der Obduktion wird festgestellt, dass Amelie unter Asthma litt und ihr Tod durch Ersticken eingetreten ist. Als Keppler ein volles Asthmaspray im Handschuhfach von Albrechts Auto findet, stellt sich die Frage, ob Peter Albrecht seinem Kind die dringend benötigte Medizin absichtlich vorenthalten hat.
Überraschend meldet sich eine Kollegin vom BKA bei Keppler und fordert Amtshilfe. Pikant: Linda Groner ist eine Ex-Freundin Kepplers. Sie will in die Ermittlungen eingebunden werden, denn Johannes Bittner wird seit längerer Zeit vom BKA wegen illegaler Auslandsgeschäfte überwacht. Die Muschelkette, die bei der ermordeten Amelie lag, trägt seine Fingerabdrücke. Die Vermutung liegt nahe, dass ihm das Kind bei seinen Zukunftsplänen mit Paula in Ägypten im Weg stand. Die hartnäckige Suche nach der Wahrheit, bei der sie immer wieder von Linda Groner gestört werden, führt die Kommissare schließlich zum Täter.
Darsteller
Simone Thomalla («Ein Fall für den Fuchs») als Hauptkommissarin Eva Saalfeld
Martin Wuttke («Inglorious Basterds») als Hauptkommissar Andreas Keppler
Maxim Mehmet («Unsere Mütter, unsere Väter») als Kriminaltechniker Menzel
Pasquale Aleardi («Nur eine Nacht») als Peter Albrecht
Anne Ratte-Polle («Die feinen Unterschiede») als Paula Albrecht
Bernhard Schir («Zodiak – Der Horoskop-Mörder») als Johannes Bittner
Katja Riemann («Der bewegte Mann») als Linda Groner
Kritik:
Wenn es sich beim «Tatort»-Mordopfer um ein siebenjähriges Mädchen handelt, gilt das bei der ARD wohl als mutig.
Nur blöd, dass an dieser Stelle der Mut auch schon aufhört. Denn „Die Wahrheit stirbt zuerst“ bietet nicht einmal solides Krimieinerlei, sondern einen mit Klischees und Logiklöchern vollgepferchten Plot samt allerhand Überzeichnungen und hirnerweichender Penetranz statt herzerweichendem emotionalen Tiefgang.
Den will man hier dadurch erreichen, dass man die Mutter des ermordeten Mädchens regelmäßig in abgeschmackten Großaufnahmen in die Kamera heulen lässt und sie ständig zwischen Hass, Wut und schlecht gespielter Erschütterung mäandrieren lässt. Leise Töne traut man sich nicht. Die hätten Mut gefordert. Den Mut, zu antizipieren, dass der Zuschauer clever und feinfühlig genug ist, um authentische Erschütterung zu ertragen und sie nicht durch überkandideltes, klischeehaftes Geschwurbel verdünnt serviert bekommen zu müssen.
Der Plot selbst: durchsetzt vom allerhand künstlichen, realitätsfernen Situationen. Etwa wenn die beiden sächsischen Schmalspur-Cops Saalfeld und Keppler durch die ostdeutsche Winterlandschaft tapsen und dort den tatverdächtigen, suizidgefährdeten Vater des toten Mädchens suchen. Allein. Ohne Blaulicht oder Verstärkung, auch wenn jede Sekunde zählt. Getoppt wird das nur noch, wenn Saalfeld ein paar Minuten später mit der Infusion in der Vene zum kurz zuvor entdeckten Suizidkandidaten torkelt und ihn vernehmen will. Lächerlich hoch zehn, aber Hauptsache, es menschelt. Auch wenn das alles wenig Sinn ergibt.
Der Rest besteht aus Dialogen vom Kaliber „Findest du mich immer noch schön?“ - „Schön, sehr schön sogar.“ Sicherlich nicht der Kreativität und Figurenzeichnung letzter Schluss. Die wenigen Gesprächsfetzen, die eine interessante Dynamik erlauben würden, zünden mit diesen Schauspielern auch nicht.
Wuttke und Thomalla sehen in ihrer neuen Folge dagegen sehr nach Dienst nach Vorschrift aus. Was nicht einmal sonderlich an ihnen, sondern diesem ideenarmen und weichgespülten Drehbuch liegt, das den Darstellern kaum Möglichkeiten einräumt, ihre Figuren interessant und vielschichtig in Szene zu setzen. Denn wenn der Plot nach einer Sendestunde endlich anzieht und sich, wenn auch sehr gehetzt, zu einer trotz ihrer Absurdität halbwegs plausiblen Conclusio schlendert, ist alles schon viel zu spät.
Das Erste zeigt «Tatort: Die Wahrheit stirbt zuerst» am Sonntag, den 16. Juni um 20.15 Uhr.