«Olympus Has Fallen» vs. «White House Down»
- Dt. Kinostart: 13. Juni vs. 9. September
- Budget: 70 Mio. Dollas vs. 150 Mio. Dollar
- Regie: Antoine Fuqua vs. Roland Emmerich
- Komponist: Trevor Morris vs. Harald Kloser & Thomas Wanker
In diesem am 5. September anlaufenden Actionfilm greift eine paramilitärische Organisation das Weiße Haus an und nimmt den US-Präsidenten in ihre Gewalt. Doch ein in Ungnade gefallener Ex-Polizist, gespielt von Channing Tatum, sieht in der Rettung des US-Staatsoberhaupts die ideale Gelegenheit gekommen, sich zu beweisen. Dazu muss er aber ins schwer bewachte Weiße Haus steigen … Die 150 Millionen Dollar teure Produktion ist die neuste Regiearbeit des Zerstörungsfetischisten Roland Emmerich und stellt nach «Anonymus» seine Rückkehr zum kostspieligen Popcorn-Actioner dar – und gemeinsam mit «Olympus Has Fallen» das Objekt zahlloser Diskussionen unter Kinofans. Die Leitfrage: Ist Hollywood nun tatsächlich derart ideenlos, dass nun auch selbst abseits von Fortsetzungen und Remakes die selbe Geschichte mehrfach erzählt werden muss?
Den Stand der Ideenfindung Hollywoods aufgrund von «Olympus Has Fallen» und «White House Down» neu zu evaluieren, ist jedoch vermessen, handelt es sich bei diesen Filmen doch um zwei Vertreter des Actiongenres, die den Superhelden-Boom und die Suche nach internationalen Abenteuern bei Seite schieben und in bester 80er-Manier einen „fähigen Jedermann“ nehmen und in Mitten eines unerwarteten, wichtigen Einsatz stecken. Trotz ihres Budgets sind sie, neben Megablockbustern wie «Iron Man 3» oder «The Dark Knight Rises», fast schon Actioner aus der zweiten Reihe mit leichtem Retro-Flair. Der Gedanke, „«Stirb langsam» im Weißen Haus“ zu bringen, ist so absurd nicht – und es ist glaubwürdig, dass zwei ähnliche Drehbücher parallel zueinander entstanden und verkauft wurden.
Solche Dopplungen finden sich immer wieder. Man erinnere sich an «Armageddon» und «Deep Impact» oder den doppelten Schlag an «Schneewittchen»-Filme vergangenes Jahr. Dass Filme mit großen Gemeinsamkeiten häufig auch so kurz nacheinander starten, zeigt weniger, dass den Studios die Ideen ausgehen und sich gegenseitig bestehlen, sondern viel mehr, wie verbissen Studiochefs sein können. Sobald «Olympus Has Fallen» und «White House Down» angekündigt wurden, lieferten sich Millennium Films, das Studio hinter dem Gerald-Butler-Vehikel, und Sony einen Wettlauf, welcher Film schneller seinen Regisseur, seine Besetzung und den Termin für seinen ersten Drehtag gefunden hat – in der Hoffnung, als erster Film Hype zu erhalten, ins Kino zu kommen und dann als „das Original“ verstanden zu werden.
Sogar die Pixar-Studios befanden sich einst vor der Entscheidung, ob sie eine vermeintliche Kopie rasch vorantreiben sollten. Der Animationsfilm «Newt» sollte von einem verschüchterten Wassermolch, dem letzten seiner Art, der von Wissenschaftlern mit einem abenteuerlustigen Weibchen zusammengebracht wird, erzählen. Statt sich paarungsbereit zu zeigen, versucht er zu fliehen – und stürzt so mit ihr in ein wildes Abenteuer, während dem er langsam seine Gefühle für sein zierliches Gegenüber entdeckt. Diese Story erachtete man bei Pixar als zu ähnlich zum Konkurrenzfilm «Rio» (Bild), der in der Produktion bereits weit vorangeschritten ist – da man voraussichtlich erst Jahre später fertig werden würde, gab man «Newt» auf, statt sich auf ein Rennen einzulassen.
Auch solche Fälle gibt es immer wieder, bloß werden sie weniger prominent in den Medien thematisiert – schließlich fehlt hier das Konfliktpotential, das die Frage „Welcher der beiden Filme ist besser?“ mit sich bringt, wenn man über «Freundschaft plus» und «Freunde mit gewissen Vorzügen» oder «Das große Krabbeln» und «Antz» spricht. Aber es zeigt, dass Studios nicht an solchem Ideenmangel leiden, Konzepte anderer Studios klauen oder sich auch nur des Verdachts aussetzen zu müssen. Natürlich kann man darüber jammern, dass Hollywood-Filme teils sehr ideenarm sind – doch diese Diskussion gilt es nicht an Zufällen wie «Olympus Has Fallen» vs. «White House Down» abzuhalten.