Die Kino-Kritiker

«Gambit - Der Masterplan»

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Die Coen-Brüder haben das Drehbuch zum Remake einer Krimikomödie aus den 1960er-Jahren geschrieben – und sind damit in ein Fettnäpfchen getreten.

Beim Wort Remake blutet Filmfans oft das Herz. Neuauflagen mehr oder weniger bekannter Klassiker eilt der Ruf voraus, nicht an das Original heranzukommen. Nur in wenigen Fällen gelingt eine Frischzellenkur, zuletzt erfolgreich angewandt bei den Horrorthrillern «Maniac» und «Evil Dead». Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, weshalb die meisten Remakes zurecht verschrien werden. Mit «Gambit» haben sich ausgerechnet die Gebrüder Coen, die in der Vergangenheit oscarprämierte Werke wie «No Country for Old Men» oder «True Grit» ablieferten, an eine restaurierte Drehbuchfassung des 1966er-Jahre-Films «Das Mädchen aus der Cherry-Bar» gesetzt. Die Regie überließen sie jedoch Michael Hoffman («Ein russischer Sommer»), dem der titelgebende Masterplan offensichtlich fehlte.

Harry Deane (Colin Firth) hat es satt. Jahrelang wurde der nüchtern-korrekte Kunstkurator von seinem exzentrischen, arroganten Boss Lionel Shahbandar (Alan Rickman) gedemütigt. Jetzt will es Harry dem besessenen Kunstsammler und reichsten Mann Englands heimzahlen und ihm für ein gefälschtes Meisterwerk von Claude Monet, das als verschollen galt, ein Vermögen abnehmen. Harrys alter Freund und Meisterfälscher, Major Wingate (Tom Courtenay), wird das Bild malen. Die Texanerin PJ Puznowski (Cameron Diaz) soll den Kauf als attraktiver Lockvogel anheizen. Dem Charme der quirligen Rodeokönigin, bei deren Großmutter das Gemälde „zufällig“ entdeckt wird, kann Shahbandar genauso wenig widerstehen wie der Anziehungskraft des lange gesuchten Bildes. Davon ist Harry überzeugt.

Und so läuft die Verwirklichung seines gewagten Plans perfekt, doch nur in seinem Kopf scheint die Rechnung bis ins kleinste Detail aufzugehen. Denn das Leben, die Liebe und auch sein Boss bleiben unberechenbar.

Ob Joel und Ethan Coen beim Verfassen des Skripts merkten, dass dieser Schuss nach hinten losgehen würde und so gar nicht in die Reihe ihrer bisherigen Arbeiten passt? Die beiden taten gut daran, die Inszenierung jemand anderem zu überlassen und lediglich als Autoren im Abspann aufgeführt zu werden. Doch selbst das dürfte noch unter der Würde des Geschwisterpaars sein. Wer die Coens kennt, erwartet bösen, schwarzen Humor, der intelligent und nicht abgedroschen an den Zuschauer gebracht wird. In «Gambit» präsentiert sich das genaue Gegenteil: Ein fader Gag folgt auf den nächsten, die Handlung lahmt und hält weder Überraschungen noch sonstige Höhepunkte bereit. Die Dialoge lassen zwar ab und zu den bissigen Witz der Coens durchsickern, sind aber an anderen Stellen einfach unterirdisch.

Die Regie schließt sich da nahtlos an. Das Intro flimmert in Pink-Panther-Manier als Zeichentricksequenz zu Swingmusik über die Leinwand. Hoffman enthüllt in der ersten halben Stunde ohne Skrupel, wo er sich sein Krimigewand abgeguckt hat. Passend dazu setzt der Schnitt auf Wischblenden, die das humoristische Element noch einmal betonen sollen. Genau dieses Stilmittel verschwindet aber irgendwann und kehrt auch nicht mehr zurück. Allerdings wird es auch zu keinem Zeitpunkt vermisst.

Bleibt letztlich noch das namhafte Darstellerensemble, um die Schmach abzuwenden. Aber auch hier wirkt die Neuauflage unausgegoren. Colin Firth, der für seine großartige Performance in «The King’s Speech» mit dem Goldjungen ausgezeichnet wurde, agiert als unterdrückter Angestellter seltsam lustlos. Dagegen grinst sich Cameron Diaz («Bad Teacher») als leichtbekleidetes Cowgirl durch die Geschichte und gibt ihrer schwach gezeichneten Figur wenigstens ein optisch annehmbares Profil. Der Beste im Bunde ist allerdings Alan Rickman («Harry Potter»-Reihe), der seine Darbietung als totales Overacting anlegt und seine Rolle des Lionel Shahbandar somit auf die Spitze treibt.

Dieser Kunstraub macht wirklich keinen Spaß. Zu platt sind die Szenen, die Lacher hervorrufen sollen, zu uninspiriert die gesamte Erzählung. Das Szenario ist phasenweise so vorhersehbar wie die nächste Meisterschaft der Bayern, die Regie harmlos und brav. Wenn dann auch noch die Schauspieler keine rechte Lust haben, ist ein solches Vorhaben kaum noch zu retten. «Gambit» bestätigt einmal mehr, weshalb Remakes in der Filmwelt keinen guten Ruf genießen. Und den Coen-Brüdern bleibt zu wünschen, dass dies nur ein Ausrutscher war und sie mit ihrem neuen Projekt «Inside Llewyn Davis» zu alter Stärke zurückfinden. Immerhin übernahmen sie dabei auch die inszenatorische Leitung wieder selbst.

«Gambit – Der Masterplan» startet am 20. Juni in den deutschen Kinos.

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